Nachteile werden unterschätzt

"Online-Bewerbung? Nie wieder"

21.05.2012
Firmen werden von einer E-Mail-Flut überrollt ("alles Schrott"), und bei Jobkandidaten hagelt es Absagen.
Wie Du mir, so ich Dir: "Wer sich mit seiner Bewerbung keine Mühe gibt, sollte sich nicht beschweren, wenn der Empfänger sich ebenso verhält."
Wie Du mir, so ich Dir: "Wer sich mit seiner Bewerbung keine Mühe gibt, sollte sich nicht beschweren, wenn der Empfänger sich ebenso verhält."
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"Das mache ich nie wieder." Noch immer graust es Hubert Maier, wenn er daran denkt, wie er eine Stellenanzeige in der örtlichen Tageszeitung schaltete, in der er auch seine Mail-Adresse angab. Als der Inhaber eines Ingenieurbüros samstagmorgens um 9 Uhr in sein Büro kam, befanden sich in seinem Mail-Account schon ein Dutzend Bewerbungen – und dies, obwohl die Wochenendausgabe der Zeitung gerade mal drei, vier Stunden zuvor an die Haushalte verteilt worden war.

Entsprechend war die Qualität der Bewerbungen. "Alles Schrott", bringt es Maier auf den Punkt. "Man sah den Bewerbungen sofort an: Da wurde nur schnell die Adresse im Standardanschreiben ausgetauscht und dann die Bewerbung – kurz vor dem Wochenendeinkauf – versandt."

Ähnlich war es bei den meisten Bewerbungen, die in den nächsten Tagen "massenhaft" in Maiers Mail-Account landeten. Nicht nur, dass sich in ihnen fast alle Berufsgruppen – von der Fleischereifachverkäuferin bis zum Lagerarbeiter – um die inserierte Stelle einer "Bürofachkraft (m/w)" bewarben. Deutlich registrierte Maier bei den Online-Bewerbungen auch eine niedrigere Qualität als bei den schriftlichen Bewerbungen, die einige Tage später eintrafen.

Maxime: "Vielleicht habe ich ja Glück"

Maiers Eindruck: "Bei schriftlichen Bewerbungen überlegen es sich die Leute genauer, ob sie sich bewerben." Denn das Ausdrucken der Bewerbungsunterlagen und deren Versenden kostet Zeit – und Geld. Anders ist es bei Online-Bewerbungen. Da ändern viele Stellensucher mal eben die Adressaten in ihrer Standardbewerbung ab, drücken auf die "Versenden-Taste" des PC und weg ist die Bewerbung. Getreu der Maxime: Vielleicht habe ich ja Glück.

Diesen Eindruck bestätigen Firmenvertreter. So betont Bernadette Imkamp, Abteilungsleiterin Personalbetreuung und -marketing bei Schwäbisch Hall: Die Qualität von schriftlichen Bewerbungen ist "tendenziell besser – vor allem, weil sich die Bewerber dabei genauer überlegen: Soll ich mich bewerben? Habe ich eine realistische Chance?" Lautet die Antwort ja, wird auch mehr Sorgfalt auf das Anschreiben verwandt. Imkamps Eindruck: "Bei schriftlichen Bewerbungen gehen die Anschreiben stärker auf das adressierte Unternehmen und die in der Stellenanzeige formulierten Anforderungen ein."

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