Milliardenverlust

Infineon - rote Schreckensbilanz setzt sich 2009 fort

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Der deutsche Halbleiterkonzern Infineon schockt mit seinen tiefroten Zahlen für das vierte Quartal und prognostiziert für Januar 2009 Umsatzeinbußen in der Höhe von bis zu 30 Prozent.

Der Münchener Halbleiterkonzern Infineon schockt mit seinen tiefroten Zahlen für das vierte Quartal und prognostiziert für Januar 2009 Umsatzeinbußen in der Höhe von bis zu 30 Prozent. Wie das Unternehmen heute, Mittwoch, bekannt gab, stieg der Verlust in den vergangenen drei Monaten gegenüber der Vorjahresperiode von 280 Mio. Euro auf nunmehr 763 Mio. Euro. Das Geschäftsjahr 2008 schloss Infineon mit dem einem Fehlbetrag von 3,12 Milliarden Euro. Die Speicherchiptochter Qimonda http://www.quimonda.de macht dem Unternehmen schwer zu schaffen und gilt in eingeweihten Konzernkreisen als Verlustbringer (pressetext berichtete). Vor allem der rapide Preisverfall im DRAM-Segment sowie Überkapazitäten belasten. Die Anleger strafen die Infineon-Aktie ab. Diese notiert bei Redaktionsschluss (12:15 Uhr) mit minus 24,70 Prozent bei 1,25 Euro.

"Die Restrukturierungskosten, die unter anderem auch hohe Beträge für den derzeit laufenden Stellenabbau beinhalten, belasten das Ergebnis vor Zinsen und Steuern", unterstreicht Merck-Finck-Analyst Theo Kitz im Gespräch mit pressetext. Diese Einschätzung spiegelt sich darin wider, dass das EBIT durch diese Kosten von plus 71 auf minus 220 Millionen Euro gesunken ist. Allein die Sondereffekte summieren sich dabei auf insgesamt rund 253 Millionen Euro. Wegen des schlechten Kursniveaus des Qimonda-Papiers will der Mutterkonzern nun seine Pläne zum Verschenken des Unternehmens noch einmal überdenken. "Infineon ist der Ansicht, dass die Zuteilung der Qimonda-Aktien an Infineon-Aktionäre in Form einer Sonderdividende keine sinnvolle Maßnahme mehr ist", so das Management. Konzentrieren will man sich stattdessen auf eine "Transaktion mit einem Interessenten".

Käme es zu einem Verkaufsabschluss, dann gäbe es aber keine Sicherheit mehr, dass der Anteil an Qimonda wie geplant von 77,5 auf unter 50 Prozent zur Hauptversammlung fällt. "Wir arbeiten mit Nachdruck daran, unseren Anteil an Qimonda zu veräußern", sagt Infineon-Sprecherin Monika Sonntag gegenüber pressetext. Da sich Qimonda derzeit inmitten von laufenden Verhandlungen befindet, wollte Sonntag auf Nachfrage keine weiteren Details zu möglichen Partnern preisgeben. Einen Abschluss strebt das Qimonda-Management bereits bis Mitte Dezember an. "Für Qimonda kommen grundsätzlich zwei Arten von Käufern in Frage - entweder Konzerne wie Micron Technology, die aus der Branche kommen oder Private-Equity-Firmen. Infineon darf sich von einem Verkauf Qimondas jedoch nicht zu viel versprechen. Zudem halte ich es für relativ unwahrscheinlich, dass Micron tatsächlich Qimonda übernimmt, schließlich hat der Konzern selbst Schulden und es würde wahrscheinlich von der Mitgift neben Qimonda abhängen", so Kitz gegenüber pressetext.

Vor einer möglichen Insolvenz binnen vier Monate hatte das Unternehmen zuvor gewarnt. Als mögliche Beispiele führte Infineon auch angesichts der trüben Aussichten Kartell- und wertpapierrechtliche Verfahren sowie die eventuelle Rückzahlung öffentlicher Fördermittel und finanzielle Forderungen in Zusammenhang mit Mitarbeitern an. Qimonda geht es derzeit alles andere als gut. Im fortgeführten Geschäft mit Chips für Kommunikationsgeräte, Autos und Sicherheit verschlechterte sich das Nettoergebnis von plus 45 auf minus 244 Mio. Euro. Unter dem Strich trieb der Verlust der Speicherchiptochter Qimonda das Ergebnis mit 763 Millionen Euro ins Minus nach ebenfalls negativen 592 Millionen im Vorquartal. (pte) (wl)

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