Microsoft und SAP im Visier

Google macht Software-Anbietern Konkurrenz

23.06.2009
Die Spatzen wussten es schon lang: Google will mit Software Geld verdienen. Jetzt macht sich das Unternehmen daran - und Microsoft und SAP müssen es fürchten.

Als Google vor zwei Wochen die Software "Wave" vorstellte, war klar: Der Suchmaschinenriese wird künftig einen Schwerpunkt im Softwaregeschäft setzen. Denn "Wave" stellt einen neue und reizvolle Möglichkeit dar, im Internet sich zu unterhalten, Texte, Tabellen, Grafiken, Bilder und Videos zu bearbeiten und - wichtig für professionelle Anwender - in Teams zu kommentieren. Zudem will Google Schnittstellen (APIs) für diese quelloffene Software anbieten, so dass Entwickler sich darauf stürzen können. Und beispielsweise Wave und das Handy-Betriebssystem Android zu verbinden.

Screenshot von "Wave".
Screenshot von "Wave".

Nun legte der Suchmaschinenanbieter nach: "Ich denke, wir werden Geld mit Anwendungen machen, mit Lizenzen für Google Mail oder unserem Kalender für Unternehmen und Institutionen", kündigte Google-Chefökonom Hal Varian im Gespräch mit dem "Handelsblatt" an. Google werde in den kommenden fünf Jahren dafür sorgen, dass die Lizenzierung von Softwarepaketen für Unternehmen eine der wichtigsten Einnahmequellen darstellen werde. Derzeit verdient das Unternehmen mit Software - darunter die Apps, zu deutsch Texte und Tabellen, "Android" und Suchmaschinen in Unternehmen - rund 665 Millionen Dollar. Allerdings: 2007 steuerten die Lizenzeinnahmen mit Software nur 181 Millionen Dollar zum Umsatz bei.

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Varian erwähnte Wave ausdrücklich: "Wave wird wohl ein Teil des Anwendungspaketes, das wir anbieten werden. Es wäre natürlich, es dort zu platzieren."

Damit machte er auch klar, dass Google nicht wie bisher vor allem auf Endanwender abzielt, sondern nunmehr auf Geschäftskunden. Denn sollte Google, zusammen mit Partnern, diese auf seine Serverparks ziehen können, würde es die sanfte Welle "Software as a Service" (SaaS) gewiss anschwellen lassen.

Und Microsoft und SAP bedrohlich nahe kommen. Zum einen, weil Anwendungen rund um Emails zu Kerngeschäft von Microsoft gehören, so dass neue, webbasierende Mail- und Teamanwendungen im Stil des aufkommenden sogenannten "Social Networking" dem Redmonder Softwerker Geschäfte streitig machen könnten, zum andren, weil Google vorführt, wie man das Internet für Applikationen nutzen kann. Selbst wenn es nicht über Software zur Unternehmenssteuerung nachdenkt, sondern dies - noch - bewährten Anbietern wie Salesforce.com überlässt, befördert es qua Änderung des Anwenderverhaltens in Sachen Software den Wechsel vom vorinstallierte mächtiger Programmen zu kleinen, webbasierten und nur zum Gebrauch abrufbaren modularen und geräteunabhängigen Programmen.

Entsprechende Aufmerksamkeit hat Google mit Wave auch schon erfahren: Ray Ozzie, Leiter der Software-Entwicklung bei Microsoft, erklärte bereits, man könne "ziemlich viel von Google Wave lernen”. Und bei SAP vielleicht dazu veranlassen, seine Miet-Software für den Mittelstand "BusinessbyDesign" in die Gänge zu bringen. Die Konkurrenz schläft nicht, wie Google zeigt… (wl)

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