Doppelte Haushaltsführung

Steuertipps für Pendler

30.07.2013
Viele Erwerbstätige müssen für einen Job den Wohnort wechseln und von Familie und Freunden getrennt leben. Wer seine Erstwohnung beibehält und berufsbedingt einen zweiten Wohnsitz gründet, kann auf Finanzspritzen vom Fiskus hoffen.
Viele Steuerzahler beschränken sich auf Unterkunfts-, Fahrt- und Verpflegungskosten. Oft sind weitere Kosten der privaten Lebensführung steuerlich absetzbar.
Viele Steuerzahler beschränken sich auf Unterkunfts-, Fahrt- und Verpflegungskosten. Oft sind weitere Kosten der privaten Lebensführung steuerlich absetzbar.

Der Abzug von Werbungskosten steht mittlerweile einem größeren Kreis von doppelten Haushalten offen. Obendrein sind mehr Kosten der privaten Lebensführung absetzbar. Allerdings sollten Pendler vorausschauend planen und plausibel argumentieren, um steuerliche Stolperfallen zu umgehen.

Aktuelle Urteile erweitern die Möglichkeiten, das Finanzamt an den Kosten einer doppelten Haushaltsführung zu beteiligen. Steuererstattungen kommen nicht nur in Betracht, wenn der Ehemann, die Ehefrau oder der Lebenspartner der Arbeit wegen von der Familienwohnung wegzieht.

Die Finanzbehörden müssen auch einspringen, wenn die berufliche Situation gleich bleibt und sich die privaten Lebensumstände verändern. Steuervorteile gibt es nämlich auch, wenn ein Arbeitnehmer aus privaten Gründen fortzieht und gleichzeitig die Wohnung am Beschäftigungsort zum Zweitwohnsitz wird. Dabei kann es sich um eine vorhandene Eigentums- oder Mietwohnung handeln. Auch eine neu anzumietende Wohnung ist denkbar. Das hat die Rechtsprechung der Finanzgerichte wiederholt bestätigt.

Neuerungen

Neu ist, dass der Steuerpflichtige für die ersten drei Monate nach seinem Wegzug sogar Mehraufwendungen für die Verpflegung am alten Wohnort, der zum Zweitwohnsitz wird, geltend machen kann. Das sind immerhin 24 Euro pro Tag. So zumindest sieht es das Finanzgericht Düsseldorf in einem aktuellen Urteil (Az. 15 K 318/12 E; Revision beim Bundesfinanzhof unter Az. VI R 7/13 anhängig). Zudem hat der Bundesfinanzhof entschieden, dass auch die Kosten für einen separat angemieteten Pkw-Stellplatz als Werbungskosten ansetzbar sind (Az. VI R 50/11).

Steuerzahler sollten frühzeitig prüfen, welche Kosten der doppelten Haushaltsführung zum Ansatz gebracht werden können (siehe zweite Seite: "An diesen Kosten beteiligt sich das Finanzamt"). Viele Steuerzahler beschränken sich auf Unterkunfts-, Fahrt- und Verpflegungskosten. Oft sind weitere Kosten der privaten Lebensführung steuerlich absetzbar.

Klar ist: Ein steuerlich anzuerkennender doppelter Haushalt liegt nur dann vor, wenn der zweite Hausstand ausschließlich aus beruflichen Gründen errichtet oder beibehalten wird. Der Lebensmittelpunkt muss also in der anderen Wohnung liegen, weil etwa die Familie dort lebt. Aber auch wer als Single am Heimatort seine Freunde hat, in Vereinen aktiv ist oder dort seinen Hobbys nachgeht, kann einen doppelten Haushalt haben. Prinzipiell kann es sich auch um einen eigenen Hausstand im Elternhaus handeln. Von Vorteil ist es, wenn der eigene Haushalt in einer in sich abgeschlossenen Wohnung geführt wird, die wegen ihrer Größe und Ausstattung ein eigenständiges Wohnen zulässt.

Strenge Maßstäbe im Mehrgenerationenhaushalt

Der Bundesfinanzhof (Az. VI R 10/12) erlaubt selbst einen eigenen Hausstand in einem Mehrgenerationenhaushalt, womöglich mit den eigenen Eltern. Die Finanzbehörden legen allerdings in diesem Fall sehr strenge Maßstäbe an. Es muss sich eher um einen wohngemeinschaftsähnlichen, gemeinsamen und mitbestimmten Haushalt handeln, als um das typische Zimmer im Elternhaus. Entscheidend ist dann die Größe und Ausstattung der eigenen Räume mit eigenen Möbeln und Haushaltsgegenständen. Eltern und Kind können sich aber durchaus Bad und Küche teilen.

Um für das Finanzamt Klarheit zu schaffen, sollte eventuell ein schriftlicher Mietvertrag ins Auge gefasst werden. Dies kann sich für die Eltern oft sogar als Steuersparmodell herausstellen. Denn sie müssen für die Wohnung des Kindes nur mindestens 66 Prozent der ortsüblichen Miete ansetzen, können aber 100 Prozent ihrer Kosten wie Abschreibung, Schuldzinsen oder Instandhaltung geltend machen. Oft entstehen so Verluste, die die Eltern mit ihren anderen Einkünften steuersparend verrechnen können.

Auf der nächsten Seite erfahren Sie, an welchen Kosten sich das Finanzamt beteiligt.

Zur Startseite