Der CP-Querschläger – Kolumne

E-Commerce braucht starke Regeln

Der CP Querschläger ist seit 26 Jahren ein fester Bestandteil von ChannelPartner. Regelmäßig berichtet unser Autor über das, was einem kleinen Reseller in der großen ITK-Landschaft widerfährt. Manchmal überspitzt, aber immer auf den Punkt gebracht. Der Querschläger lebt und arbeitet als Fachhändler in Rheinland-Pfalz.
Der Online-Handel bedroht Städte und Gemeinden. Denn die Handelsspanne, die den Internet-Händlern jetzt noch einigermaßen Umsätze beschert, fehlt als Steuerquelle in den Kommunen. Aber wird sich etwas tun?

"E-Commerce fördert den Zusammenbruch des Handels." Starke Worte. Aber auch ein Horrorszenario? Eigentlich nicht, denn trotz aller Nebelkerzen, die von vielenHerstellern als Partnerschaft und Fachhandelstreue geworfen werden, haben sie bereits eindeutig den Direkthandel im Visier.

Zum Beispiel Symantec, das unseren Kunden Updates zum halben Preis für Norton Internet Security anbietet- für den Händler ist dieses Produkt überhaupt nicht mehr existent. Oder Microsoft, das die Fachhandelskunden in seinen Online-Shopzwingt und bewusst die traditionelle Channel-Verbindungtrennt.

"E-Commerce muss länderübergreifend besteuert und reguliert werden, um die Kaufkraftverluste des Handels zu egalisieren."
"E-Commerce muss länderübergreifend besteuert und reguliert werden, um die Kaufkraftverluste des Handels zu egalisieren."
Foto: Sashkin - Fotolia.com

Fast jeder Hersteller hat bereits einen eigenen Direktversand am Channel vorbei. Epson, Samsung, Adobe, Corel, Apple, Google, Lenovo, Dell, Lexmark, Intel und wie sie alle heißen, vertreiben ohne Scham direkt an Endkunden. Das Schlimme daran ist jedoch, dass der Fachhandel selbst diese lange geplanten Vorhaben unterstützen musste. Der Registrierungszwang bei Soft- und Hardware machte einst aus unseren Kunden Herstellerkunden.

Bereits 1997, als Sage KHK schluckte und die Fachhändler bald darauf neue Verträge abschließen mussten, wurden unseren Kunden "Sonderangebote" geschickt – das Halali zum Direktvertrieb am Handel vorbei. Peanuts?

"Wer braucht schon Sage, es gibt ja noch andere", sagte ich mir damals. Das war bevor die kleinen Softwareschmieden nach und nach geschluckt wurden. Heute haben wir ganz andere Dimensionen vor uns.

Die anonyme Lizenz ist tot – jetzt geht es um die Rettung des Handels. Nicht nur in unserer Branche, denn der Handel ist heute Garant für die Existenz von Städten und Gemeinden. Deshalb muss E-Commerce länderübergreifend besteuert und reguliert werden, um damit die Kaufkraftverluste des Handels zu egalisieren.

Die Handelsspanne, die den Online-Händlern jetzt noch einigermaßen Umsätze beschert, fehlt als Steuerquelle in den Kommunen. Eine weltweite Depression trotz steigender Online-Umsätze? Ja, auch das ist möglich.

Mein Fazit: Natürlich wird sich nichts tun, denn vom E-Commerce profitieren Konzerne und Banken. Die Planungen mit TTIP und TISA lassen sogar eine Beschleunigung befürchten. Auch wer die Zeche zahlt,ist klar: alle anderen. (tö)

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