Wie ein Apple-Handy die Welt revolutionierte

10 Jahre: Happy Birthday iPhone

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.

Jobs und der Hass auf Android

Eigentlich lief für Apple alles Bestens, hätte nicht ein Jahr später am 21.Oktober 2008 ein Suchmaschinenkonzern namens Google mit Android ein eigenes Smartphone-Betriebssystem vorgestellt. Steve Jobs tobte, denn er empfand Googles Android als Plagiat - obwohl sich gerade Apple immer wieder von den Ideen anderer Firmen inspirieren ließ. Eine Feindschaft, die Bestand hatte. So gab Cnet im August 2012 eine Konversation Jobs mit seinem Autobiographen wieder: "I will spend my last dying breath if I need to, and I will spend every penny of Apple's $40 billion in the bank, to right this wrong. I'm going to destroy Android, because it's a stolen product. I'm willing to go thermonuclear war on this." Grundsätzlich entpuppte sich das iPhone als Jobmotor für die Anwaltskanzleien dieser Welt. In den USA stritten sich etwa Cisco und Apple um die iPhone-Namensrechte und in Deutschland befassten sich Gerichte mit der Frage, ab wann die runde Ecke eines Telefons zum schützenswerten Design-Merkmal mutiert. Des Weiteren verklagte Apple etwa die Android-Hersteller Samsung und HTC. Im Gegenzug verklagten sowohl Nokia als auch Samsung Apple wegen der Verletzung von Mobilfunkpatenten.

iPhone-User als Jünger

Doch weder Klagen noch die Beschwerden der User konnten den Apple Erfolg bremsen. So bemängelten etwa viele User den proprietären Apple-Kosmos und das schwierige Jailbreak oder die rigide Kontrolle in Apples App Store, der auch einmal einfach unerwünschte, weil konkurrierende Apps, zum Opfer fielen. Auch Pannenserien wie ein Hitzeproblem, Anntenagate, Bendgate, Touch Disease, MobilMe, U2-gate, Apple Maps, Crackgate, Slowgate, Yellowgate, Scratchgate, Purple Haze - um nur einige zu nennen - taten der Begeisterung der iPhone-Jünger keinen Abbruch. Bis Juli 2016 konnte der Konzern weltweit über eine Milliarde iPhones verkaufen. Setzte Apple 2007 knapp 3,7 Millionen iPhones ab, war es ein Jahr später schon 13,67 Millionen. Über die Jahre schaffte es Apple, im Schnitt etwas über 200 Millionen Smartphones pro Jahr zu verkaufen.

Abwärts: Talfahrt des iPhone

Ein Erfolg, der für den Konzern gleichzeitig eine Gefahr ist, denn mittlerweile erwirtschaftet das iPhone zwei Drittel des Geschäfts. Gerät das Business dann ins Stocken, kann es schnell bedrohlich werden. Und im iPhone-Geschäft scheint hörbar Sand im Getriebe zu sein, wie etwa die asiatische Nikkei Times am 31. Dezember berichtete. Danach hatte Apple bereits 2016 bei den Zulieferern 20 Prozent weniger geordert. Und nun soll der Konzern für das erste Quartal 2017 nochmals zehn Prozent weniger bestellt haben. Im Vergleich zu 2015 wäre das eine Drosselung der Produktion um 30 Prozent. Erste Marktbeobachter sprechen bereits von einem anhaltenden Abwärtstrend bei Apple und glauben nicht mehr daran, dass 2017 der Turnaround gelingt. So bescheinigt Strategy Analytics im November 2016 Apple nur noch einen weltweiten Marktanteil von 12,1 Prozent, während das von Jobs so gehasste Android mittlerweile mit 87,5 Prozent den Weltmarkt klar dominiert.

Fazit

Egal, wie die weitere Zukunft des Jubilars aussieht, zumindest seine Erfolge kann Apple und dem iPhone niemand mehr nehmen: In einer Zeit, in der die Carrier noch immer über die Bürden der UMTS-Frequenzversteigerungen jammerten - in Deutschland hatten sie im Jahr 2000 50 Milliarden Euro dafür bezahlt - und verzweifelt auf jedem Mobile World Congress nach Business-Modellen für das Geschäft mit dem schnellen Datenfunk suchten, kam Apple und machte es ihnen vor. Das erste iPhone war nämlich mehr als nur ein Handy mit einfacher Touch-Bedienung - es war ein komplettes Ökosystem bestehend aus App Store und Streaming Media und demonstrierte, wie man mit Mobile Data Geld verdienen kann. Mancher IT-Verantwortliche wird das iPhone eventuell auch hassen, denn es brachte ein unerwünschte, neue Diskussion in die Unternehmen: Bring your own Device (ByoD). Mit dem iPhone wurde es chic, auf dem eigenen Handy mal kurz die Mails zu checken, Firmeninfos abzurufen etc. Gleichzeitig machte das iPhone den Gedanken des Mobile Workplace salonfähig. Und dank der proprietären, abgeschotteten Plattformen waren die Leute auch bereit auf ihr Geld auszugeben - egal, ob für Apps oder Content. Auf dem iPhone schien das mobile Business zu funktionieren, während Ansätze wie beispielweise M-Commerce erst wenige Jahre zuvor gefloppt waren. Egal, ob man das iPhone mag oder nicht - zumindest die Verdienste um eine Mobile World muss man ihm anerkennen.

In diesem Sinne: Happy Birthday iPhone!

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