125-Millionen-Spritze

17.06.1999

SCOTTS VALLEY: Mit 100 Millionen Dollar in Form von Patent-Lizenzierungen und einer zehnprozentigen Beteiligung in Höhe von 25 Millionen Dollar rettet Microsoft den angeschlagenen Softwerker Inprise (ehemals Borland) vor dem wahr- scheinlichen Aus. Die Gates-Company, die jahrelang den kalifornischen PC-Experten für SQL-Datenbanken und Entwicklertools als direkten Konkurrenten befehdete, erhält auf diese Weise den Zugriff auf Java-Entwicklungen, die Corba-DCOM-Bridge sowie nicht näher benannte rund 100 Patente der einst von Gates-Hasser Philipp Kahn gegründeten Softwareschmiede. Umgekehrt stehen Inprise nun Windows-interne Codes für die weitere Entwicklung seiner Tools zur Verfügung.Die Finanzspritze zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist für Inprise Gold wert. Denn das Unternehmen hatte in den letzten Jahren mehr durch Umstrukturierungen, die wenig überzeugende Umbenennung in Inprise und schließliche Zweiteilung in Tool-Anbieterin Inprise und die E-Commerce-Company Borland.com von sich reden gemacht als durch klare Strategien. Die Verluste häuften sich: So mußten die Kalifornier, seit April von Ex-Apple-Manager Dale Fuller geleitet, allein für das erste Quartal 1999 bei zirka 43 Millionen Dollar Umsatz einen Verlust von rund 26 Millionen Dollar ausweisen.

Microsoft seinerseits dürfte sich von den Inprise-Patenten wertvolle Impulse für seine von Java-Besitzerin Sun gerichtlich befehdetes Java erhoffen. Nutzbringend kann der Software-Krösus die Patente zudem für seine Windows-CE-Plattform einsetzen und damit im Wettbewerb um mobile Geräte gegenüber Konkurrenten wie Psion oder 3Com Boden gutmachen.

Wie Sun, die ebenfalls als Inprise-Investor gehandelt wurde, auf den Gates-Einkauf reagieren wird, steht noch dahin. (wl)

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