2000 wird ein Spitzenjahr fürE-Commerce

30.03.2000
Das laufende Jahr wird Einzelhändlern weltweit ein Plus von 100 Prozentim E-Commerce-Handel bescheren, prognostiziert die Unternehmensberatung Ernst & Young Consulting.

Global Online Retailing" nennt sich die jüngste Studie der Stuttgarter Unternehmensberatung Ernst & Young Consulting, die Einzelhändlern im laufenden Jahr einen weltweiten Internet-Umsatz von 45 bis 50 Milliarden Dollar in Aussicht stellt. Damit würden sich im Vergleich zum vergangenen Jahr die globalen E-Commerce-Umsätze in diesem Jahr verdoppeln.

Die Marktforscher befragten im Oktober und November 1999 über 3.000 Verbraucher und 38 online-aktive Einzelhändler aus den USA, Kanada und Australien sowie aus Großbritannien, Frankreich und Italien. Wie nicht anders zu erwarten, sind einmal mehr die Amerikaner die E-Commerce-Trendsetter schlechthin. Sie geben die Richtung vor, die in anderen Ländern erst in etwa ein bis zwei Jahren zu erwarten sind: So geben die US-Bürger bereits heute 15 Prozent ihres Einkaufsbudgets via Internet aus, wobei sie immer öfter und immer größere Bestellungen aufgeben. Die Amerikaner bestellen neben den schon fast klassischen Produkten wie beispielsweise Computer, Bücher und CDs verstärkt Grundbedarfsgüter wie Lebensmittel, Medikamente und Kleidung. Die Studie bescheinigt den Nordamerikanern mit 17 Prozent den weltweit größten Anteil von Online-Einkäufern und damit den ersten Platz. Und dies, obwohl beispielsweise in Kanada mehr Haushalte mit PC und Internet-Anschluss ausgerüstet sind.

Darüber hinaus unterscheidet sich auch die geschlechtsspezifische Zusammensetzung der amerikanischen Online-Shopper vom Rest der Welt: Während die Männer in allen anderen Ländern im Internet das Sagen haben, ist das Verhältnis zwischen den männlichen und weiblichen Einkäufern in den USA ausgeglichen.

Die Internet-Begeisterung der US-Bürger zeigt sich auch in der Anzahl der Bestellungen und deren Wert: Im Schnitt gaben sie in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung l.205 Dollar im Internet aus. Das ist viermal so viel wie im Jahr zuvor. Dabei gaben 39 Prozent der amerikanischen Online-Shopper zehn und mehr Bestellungen auf. Im Vergleich: Mit lediglich 20 Prozent rangieren die australischen Internet-Einkäufer auf Platz zwei. Die Markforscher gehen davon aus, dass die Amerikaner bereits in zwei Jahren doppelt soviel via Internet ausgeben. Derselbe Anstieg wird für Italien vorausgesagt. Noch besser sehen die Prognosen für Kanada, Australien, Großbritannien und Frankreich aus, denn Ernst & Young rechnet in diesen Ländern sogar mit einer Verdreifachung des Internet-Budgets von Privathaushalten. Die gegenwärtigen E-Commerce-Abstinenten, die bis dato noch nicht via Internet eingekauft haben, wollen dies in den nächsten zwölf Monaten nachholen. Dies planen 79 Prozent der amerikanischen, 85 Prozent der kanadischen, 80 Prozent der französischen und immerhin noch mehr als drei Viertel der italienischen und britischen Verbraucher.

Kundenfang im Internet

"Keine Experimente", könnte das Motto der Online-Shopper lauten, wenn es für sie darum geht, auf die Internet-Seite ihrer Wahl zu gelangen. Die von Ernst & Young befragten Verbraucher in allen Ländern gaben an, dass sie am liebsten Links von ihren allgemein bevorzugten Websites anklicken, um auf die entsprechenden Sites mit Angeboten zu kommen. Suchmaschinen, Bannerwerbung oder unverlangt erhaltene E-Mails werden vergleichsweise selten zum gezielten Aufsuchen von E-Commerce-Anbietern genutzt. Dennoch ist diese Art der Werbung eine Alternative zu den klassischen Werbemitteln wie Anzeigen, Radio- und TV-Spots, um neue Käufer in die Online-Shops zu locken.

Einzelhändler, die im Internet aktiv sind, bekamen von den Kunden schlechte Noten, denn sie gehen offensichtlich zu wenig auf die Verbesserungswünsche ihrer Kunden ein. Am meisten beklagten sich die amerikanischen, kanadischen, französischen und britischen Verbraucher über zu hohe Versandkosten, die häufig dazu beitrügen, eine angefangene Einkaufssession abzubrechen. Lediglich bei Online-Shoppern in Italien und Australien stand die Kreditkarten-Sicherheit höher im Kurs.

Unisono gaben die befragten Online-Einzelhändler an, dass der virtuelle Vertriebskanal erfolgreich sei und sie ihre finanziellen Ziele erreichten, ja sogar teilweise überträfen. Aber gleichzeitig erklärten nur 13 Prozent dieser Händler, dass sie in diesem Vertriebskanal auch profitabel arbeiten. Die befragten Händler sind offensichtlich sehr heimatverbunden, denn nur die Hälfte der Online-Anbieter nutzt das Internet als globalen Absatzmarkt, der durchaus fünf bis 25 Prozent des Internet-Gesamtumsatzes eines Unternehmens ausmachen kann.

"Trotz des enormen Marktpotentials hat der Kampf um die Online-Marktanteile längst begonnen. Der Umsatzboom zieht zunehmend auch traditionelle Einzelhändler ins Netz. Gleichzeitig steigen die Kosten für die erfolgreiche Etablierung neuer Online-Shops stark an. Der einzelhandelstypische Konzentrationsprozess wird jedenfalls vor dem Internet nicht Halt machen", resümiert Armin Sohler, deutsches Mitglied des International Retail- and Consumer Products Committee bei Ernst & Young. (mm)

www.ernst-young.de

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