2006 sind bei Speicherkarten 16 GB drin

30.09.2004
Durch höhere Integration und Verkleinerung der Chipstrukturen lassen sich 2006 voraussichtlich schon Flash-Speicher von bis zu 16 GB bauen, doch für längere Filme im HDTV-Format reicht das immer noch nicht. Manche Hersteller arbeiten daher schon an alternativen Technologien. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Die Nachfrage nach immer leistungsstärkeren Flash-Speichern boomt. Durch kleinere Chipstrukturen werden immer höhere Kapazitäten und Performance möglich. Zudem lassen sie sich, wie der nur rund ein Drittel messende Duo-Nachfolger von Sonys Memory-Stick zeigt, weiter verkleinern. Schon arbeiten einige Hersteller an CF-Karten mit 16 GB Speicherkapazität, die in zwei Jahren bereits Serienreife erlangen sollen. Andere Flash-Speicher wie Memory-Sticks und SD-Karten sollen dann auch schon Speicherkapazitäten von bis zu 8 GB erreichen. Kostet heute eine CF-Karte mit aktuell 4 GB noch um die 1.000 Euro, sind die Preise für 512-MB-Karten schon bei unter 120 Euro angelangt.

Halbe Größe - doppelte Wafer-Zahl - höhere Fehlerrate

Eine Verkleinerung der Chips um 50 Prozent bedingt gleichzeitig auch eine Verdoppelung der Anzahl von Chips pro Wafer, bringt aber in der Regel auch eine höhere Fehlerrate mit sich. Damit entsteht in der Anfangszeit zumindest auch mehr Ausschuss, der die Einsparungen durch die höhere Integrationsdichte schnell wieder auffressen kann. Doch je größer die Ausbeute, desto mehr werden auch Karten mit Gigabyte-Kapazitäten weiter in den Keller gehen, weshalb einige Hersteller wie Toshiba sich lieber darauf konzentrieren, die Speicherdichte von Mikro-Laufwerken (Microdisks) zu erhöhen. Doch mehr als 8 GB sind bis 2006 wohl nicht realisierbar.

Immer höhere Digitalkamera-Auflösungen jenseits der Fünf-Megapixel-Klasse, Smartphones mit Videobrowser und andere Entwicklungen treiben den Hunger nach Speicherkapazitäten immer weiter. Doch bei längeren Filmen im HDTV-Format, so einer der Hoffnungsträger der Industrie, machen selbst die anvisierten CF-Karten mit 16 GB schlapp.

Miniaturisierung stößt bei Flash an physikalische Grenzen

Die Umstellung der Fertigungsprozesse von 1,3 Mikrometern auf 0,9 Mikrometer in diesem Jahr und 0,45 Mikrometer (45 Nanometer) 2006 oder 2007 verdoppelt zwar jeweils die möglichen Kapazitäten von derzeit 1 GB für SD-Karten auf 2 und 4 GB, doch je höher die Integrationsdichte, desto schwieriger wird es, Störungen durch "Übersprechen" (gegenseitige Beeinflussung der einzelnen Speicherzellen) zu vermeiden. Und das ist der Flaschenhals, den laut Nikkei Byte die Experten für Flash- und Mikro-Festplatten sehen.

Hersteller in Japan und Korea suchen daher nach verschiedenen Möglichkeiten, diesen Flaschenhals zu überwinden. Zwei Tendenzen zeichnen sich dabei ab: Die einen setzen auf verbesserte Belichtungstechnik wie beispielsweise die EUV-Lithographie, wobei extrem kurzwelliges ultraviolettes Licht eingesetzt wird, die anderen auf Technologien ganz ohne Halbleiter. Diese Technik heißt "Ovonics Unified Memory" (OUM) und ist eine von Intel, Samsung und einigen anderen Herstellern verfolgte optische Speicherlösung ähnlich der bei wiederbeschreibaren CDs oder DVDs, mit denen sie Speicherdichten im 30-Nanometer-Abstand und darunter erreichen wollen.

Schwierig bleibt aber die Miniaturisierung der passiven Bauteile, wie etwa Drähte oder Widerstände. IBM und NTT gehen daher in jeweils andere Richtungen. "Millipede" (Tausendfüßler) ist eine Art Stanztechnik, mit der IBM zu den eigenen Wurzeln der Lochkarte oder gar zur sumerischen Keilschrift zurückkehrt. Bits und Bytes werden mit winzigen Nano-Nadeln in einen dünnen Plastikfilm gestanzt.

Bis zu 20 Mal mehr Informationen sollen sich daher auf engstem Raum unterbringen lassen als auf den derzeit besten Magnetspeichern. 10 bis 15 GB auf der Größe einer MM-Karte will IBM schon in der zweiten Hälfte des Jahres 2006 verwirklichen.

NTT setzt dagegen auf eine holographische Technologie namens "Info-MICA". Briefmarkengroß soll die erste Info-MICA-Speicherkarte mit 1 GB als ROM (Read-only Memory) schon 2005 auf den Markt kommen. Sie könnte nach Auffassung des japanischen Herstellers bei Erhöhung der Kapazitäten die CD-ROM oder gar die DVD-ROM ersetzen.

Meinung des Redakteurs

Im Hinblick auf Smartphones, PDAs und Digitalkameras arbeiten die Hersteller mit Hochdruck daran, die Kapazitäten von Speicherkarten zu erhöhen. Der Markt ist gewaltig und wird bei einer Verbesserung der Ausbeute die Gigabyte-Preise auf ein Niveau sinken, das wiederum Raum für neue Gadgets schafft. Es gibt also auch in Zukunft viel zu tun, und es ist sicherlich spannend, wohin die Entwicklung geht.

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