Konkurrenz belebt das Geschäft

25 Jahre Handy-Markt-Wettbewerb

08.12.2014
Von Detlef Flach
Am 7. Dezember 1989 wurde die erste GSM-Lizenz an einen privaten Netzbetreiber vergeben und stieß die Öffnung des TK-Markts in Deutschland an. Der Branchenverband VATM blickt zurück - und nach vorne.
Schon vor den Phablets gab es große Handys - damals allerdings notgedrungen.
Schon vor den Phablets gab es große Handys - damals allerdings notgedrungen.
Foto: Vodafone

Handys und Smartphones gehören heute selbstverständlich zum Alltagsbild - täglich werden in Deutschland rund 303 Millionen Minuten mobil telefoniert, der mobile Datenverkehr steigt für das Jahr 2014 auf insgesamt rund 395 Millionen Gigabyte. Dabei erinnert sich kaum jemand daran, dass der Startschuss für die Liberalisierung des Mobilfunkmarktes und damit für die für weite Bevölkerungsschichten erschwingliche Nutzung bereits vor 25 Jahren fiel.

Das Düsseldorfer Unternehmen Mannesmann Mobilfunk (heute Vodafone Deutschland) erhielt am 7. Dezember 1989 die Lizenz für den Betrieb eines privaten Mobilfunknetzes. Damals hatte die Bundesregierung, namentlich der damalige Bundespostminister Dr. Christian Schwarz-Schilling, erstmals Wettbewerb gegen den übermächtigen Monopolisten Deutsche Bundespost erlaubt - wenngleich erst einmal nur in dem damals sehr kleinen Teilmarkt Mobilfunk. Für Vodafone leistete Harald Stöber, der später 13 Jahre lang auch Vizepräsident des VATM war, hier echte Pionierarbeit. Stöber († 2014) gestaltete den erfolgreichen Marktstart des D2-Netzes ganz wesentlich mit.

"Die erste GSM-Lizenzvergabe an einen privaten Netzbetreiber hatte eine entscheidende Bedeutung für die totale Veränderung des Telekommunikationsmarktes in Deutschland", erinnert sich Schwarz-Schilling. Die Erfolgsstory des GSM-Systems auf dem Gebiet des Mobiltelefons und der Wettbewerb zwischen den Monopolunternehmen und privaten Anbietern hätten zugleich zur Spitzenposition Europas geführt. Die damaligen Ziele der Reformgesetzgebung, wie technische Innovationen und Erreichung des Massenmarktes mit niedrigeren Verbraucherpreisen, seien erreicht worden.

Nutzungsprognosen haushoch übertroffen

Auch TK-Experte Prof. Dr. Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen erinnert sich noch gut an die Anfangszeiten vor 25 Jahren: "In der Planung gingen wir 1989 von rund 10 Millionen aktivierten SIM-Karten zum Jahresende 2000 aus. Wir wurden damals als `Spinner´ ausgelacht. Tatsächlich gab es dann Ende 2000 über 48 Millionen SIM-Karten in Deutschland.

Gerpott, damals Mitglied eines Beraterteams, das für einen der zahlreichen GSM-Lizenzbewerber die Geschäftsplanung erarbeitete, weist darauf hin, dass die Öffnung des Mobilfunks für Wettbewerb entscheidend zu dem unerwarteten Erfolg beigetragen habe. "25 Jahre nach der ersten Lizenzerteilung an einen privaten Konkurrenten der Telekom stehen wir heute an der Schwelle zur Vernetzung der Alltagswelt", so sein Ausblick in die Zukunft. Auf dem Weg zu einem Internet der Dinge würden zukünftig Mobilfunknetze eine entscheidende Rolle spielen. Multifunktionale Smartphones und die rasante Verbreitung des mobilen Internets ließen zudem ganz neuartige Berufsfelder entstehen - vom Hardware-Designer über den Programmierer für Handy-Betriebssysteme bis hin zum Aggregator für Musik, Spiele und Videoclips und für TV-Angebote auf dem Handy. Es ist bis heute eine moderne Infrastruktur entstanden, die von zahlreichen anderen Wirtschaftszweigen (Versicherungen, Automotive, Maschinenhersteller, Energie, Gesundheitswesen, Verkehr und Logistik usw.) genutzt wird.

Nur ein Teilerfolg - gemessen am Gesamtmarkt

Die Vision vor 25 Jahren war klar: Die Pioniere wollten das reine Luxusgut "Mobilfunk" - zum Start des D-Netzes 1992 kostete ein Handy noch rund 3.000 Mark - für weite Bevölkerungsschichten erschwinglich machen. Das ist absolut gelungen. Erstmals war der Mobilfunk digital, via Handy konnten auch Daten und Schrift übertragen werden. 1993 kam die erste Lizenz für das E-Netz für E-Plus hinzu, 1997 für Viag Intercom (O2). Heute lautet die Vision (nicht nur) aus Sicht des VATM: Breitband-Internet für ganz Deutschland - für alle Haushalte und Betriebe auch in ländlichen Regionen. Der Weg zum Breitbandziel führt nur über einen intelligenten Technologiemix aus Festnetz, Kabel, Mobilfunk und Satellit.

"Die Geschichte des innovativen Mobilfunks in Deutschland ist eine Erfolgsstory. Damit das so bleibt, müssen jetzt schnellstmöglich die richtigen Weichen für die ultraschnellen mobilen Netze der Zukunft gestellt werden. Wir brauchen die Digitale Dividende 2 und wir brauchen Sie schnell und zu fairen Konditionen", so VATM-Präsident Martin Witt. In Bezug auf die laufende Debatte um die Verwendung der Versteigerungserlöse fordert er daher ein Verfahren, dass nicht am Ende zu Wettbewerbsverzerrungen führe, indem die Fördergelder am meisten dem Ex-Monopolisten Telekom zugutekommen.

Zur Startseite