30 Jahre Systemhaus Bissinger in Gundelfingen

15.07.1999

GUNDELFINGEN: In den 30 Jahren seiner Unternehmertätigkeit in der IT- und Bürotechnikbranche hat Siegfried Bissinger viele Hersteller, Manager und Vertriebskonzepte kommen und gehen sehen. Heute verläßt er sich nur noch auf eins: die Stärke des eigenen Unternehmens.Auf den 17. September dieses Jahres freut sich Siegfried Bissinger schon heute. Denn dann steigt in Gundelfingen an der Donau eine Riesen-Party. Der Anlaß: das 30jährige Bestehen der Systemhaus Bissinger GmbH. Und darauf ist Unternehmensgründer und Geschäftsführer Bissinger stolz. "Ich kenne niemanden in der bayrischen IT-Handelslandschaft, der wie ich mit dem Werkzeugkoffer angefangen hat, heute rund 240 Mitarbeiter beschäftigt und noch immer als alleiniger Gesellschafter an der Spitze des Unternehmens steht", klopft sich der 52jährige Unternehmer selber auf die Schulter.

Und Herr im eigenen Haus will Bissinger auch bleiben - zumindest so lange, bis eine seiner beiden Töchter das Unternehmen übernimmt. Diese Haltung mag manchem als unmodern und konservativ erscheinen, zumal in einer Zeit, in der mehr und mehr Systemhäuser auch in der Größenordnung von Bissinger über einen Börsengang nachdenken, um ihre Wachstumspläne finanzieren zu können. Diesen Wachstumsphantasien setzt der Kaufmann Bissinger Nüchternheit und Bodenständigkeit entgegen. Größe ist kein Wert an sich, meint er, was nützt mir Umsatzwachstum auf Teufel komm raus, wenn ich am Ende des Tages doch nur Geld gewechselt und nichts verdient habe. Dafür aber einen enormen Apparat aufgebaut und mir so erhebliche Risiken ans Bein gebunden habe. "Je höher der Turm, desto leichter gerät er ins Wanken", sagt Bissinger-Konfuzius.

Daß die Umsatzkurve des Bissinger-Systemhauses seit ein paar Jahren nicht mehr nach oben klettert, ist gewollt. Auch in diesem Jahr plant er einen Umsatz auf Vorjahresniveau (108 Millionen Mark). "Dafür hat sich in den letzten Jahren der Ertrag deutlich verbessert. Und das haben wir dadurch erreicht, daß wir das Dienstleistungsgeschäft er-klärt konsequent ausgebaut haben", erklärt der Unternehmenschef. Mehr als die Hälfte (64 Millionen Mark) des Umsatzes, den Bissinger im IT-Geschäft erzielt, stammt aus dem Dienstleistungsbereich, behauptet Bissinger (siehe auch Kasten "Womit Bissinger sein Geld verdient"). Das Handelsgeschäft mit der Hardware, das Bissinger "gerne unseren lieben Kollegen" überläßt, betrachten die Bayern lediglich als ein notwendiges Übel.

Insofern könnte Bissinger auch die tapsigen Versuche mancher Hersteller, das Direktgeschäft zu forcieren, ganz entspannt beobachten. Dennoch treibt ihm dieses Thema die Sorgenfalten auf die Stirn. "Es besteht die Gefahr, daß die Hersteller dann auch das Dienstleistungsgeschäft absaugen", warnt Bissinger. Eine Zukunft als reiner Dienstleister schließt er aber für sein Unternehmen aus. Nicht nur weil Hardwaregeschäft Dienstleistungen nach sich zieht. "Wir brauchen auch deshalb das Produktgeschäft, um technologisch auf der Höhe zu bleiben", erklärt er.

Auch nach drei Jahrzehnten Unternehmertätigkeit in einer aufreibenden Branche denkt Bissinger nicht daran, allmählich kürzerzutreten. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, und die Arbeit macht mir nach wie vor Freude. Es gab noch keinen einzigen Tag, an dem es mir schwer gefallen ist, ins Büro zu gehen", sagt Bissinger, der Glückliche. Aber es gibt etwas, das dem Bayern seine gute Laune gründlich verderben kann: Wenn die Konkurrenz über sein Unternehmen bei Kunden und Lieferanten schlecht redet. So streuen interessierte Kreise gerne das Gerücht über angebliche Personalprobleme und eine hohe Mitarbeiterfluktuation bei Bissinger. "Hier versucht jemand, gezielt gegen uns Stimmung zu erzeugen und scheut dabei auch nicht vor Schlägen unter die Gürtellinie zurück. Offenkundig trauen sich diese Herren nicht zu, mit fairen Mitteln gegen uns anzutreten. Es sind Lügen, die hier verbreitet werden. Unsere Wettbewerber würden sich freuen, wenn sie eine so niedrige Fluktuation hätten wie wir. In den letzten 13 Jahren hat zum Beispiel kein einziger Techniker, der bei uns in der Ausbildung war, gekündigt", erregt sich der Firmenchef.

Die Rekrutierung des eigenen Nachwuchses liegt Bissinger offenkundig sehr am Herzen. Für die jährlich rund 15 Azubis - die meisten haben das Abiturzeugnis in der Tasche - hatte er bereits 1991 einen eigenen Berufsschullehrer eingestellt. "Eine Investition, die sich auszahlt", meint Bissinger. Zudem bildet das bayrische Systemhaus in Zusammenarbeit mit der Berufsakademie Heidenheim Diplombetriebswirte und Informatiker aus. Trotz der guten Nachwuchsförderung sind bei Bissinger auch Bewerbungen von externen Fachleuten gern gesehen, vor allem Vertriebsleute und Netzwerkspezialisten.

Das Firmenjubiläum will Bissinger aber nicht nur mit Mitarbeitern, Freunden, Kunden und Lieferanten feiern. "Uns ist es die vergangenen 30 Jahre gutgegangen, und wir möchten aus Anlaß unseres Jubiläums unseren Erfolg mit anderen teilen, denen es nicht so gut geht", erklärt Bissinger. Dabei denkt er an die Förderung einer Berufsschule voraussichtlich in Indien, der das Unternehmen einen sechsstelligen Betrag zur Verfügung stellen will. (sic)

Bissinger-Stammhaus in Gundelfingen: Nachwuchsförderung wird hier groß geschrieben.

Systemhausunternehmer Siegfried Bissinger: "Je höher der Turm, desto leichter gerät er ins Wanken."

Sekt oder Selters ist bei Bissinger keine Frage: Unternehmenschef Bissinger hat beides griffbereit.

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