Marktüberblick für Händler

WLAN-Router für Gamer

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Immer mehr Spiele setzen eine gute Internet-Anbindung voraus. Die vorhandene bestmöglich zu nutzen, ermöglichen speziell für Gaming ausgelegte WLAN-Router. Indem er bei der Auswahl hilft, kann der Fachhandel mehr Umsatz erzielen und die Kunden stärker binden.
Gaming ist kein reines Jugendphänomen mehr. Heute zocken fast alle Altersklassen an PC, Notebook oder Spielekonsole - ohne dabei explizite Technik-Experten zu sein. Mit Beratung für ein optimales Ergebnis kann auch der Fachhandel punkten.
Gaming ist kein reines Jugendphänomen mehr. Heute zocken fast alle Altersklassen an PC, Notebook oder Spielekonsole - ohne dabei explizite Technik-Experten zu sein. Mit Beratung für ein optimales Ergebnis kann auch der Fachhandel punkten.
Foto: AVM

Gaming ist ein schnell wachsendes Marktsegment in Deutschland. Alleine im ersten Halbjahr 2019 hatte der Markt ein Volumen von 2,8 Milliarden Euro. Die guten Nachrichten für den Fachhandel: Gamer lassen sich ihr Hobby durchaus etwas kosten. Sie haben auch Interesse daran, Produkte vor dem Kauf auszuprobieren, zu sehen und zu testen. Das eröffnet zahlreiche Chancen.

Im Mittelpunkt des Interesses stehen - neben den Gaming-PCs und -Notebooks selbst - meist Gaming-Monitore, Gaming-Tastaturen und Mäuse oder Zubehör wie Kopfhörer. Im Beratungsgespräch sollten Händler aber auf jeden Fall auch das Thema WLAN-Router ansprechen. Denn der beste und schnellste Gaming-PC nützt nichts, wenn die Internet-Verbindung langsam und fehleranfällig ist.

"Gamer, die ihre Leidenschaft professionell oder gar beruflich betreiben, wissen, dass der WLAN-Router das Lebenselixier liefert, ohne das sie sich nicht kompetitiv messen können - die Netzwerkverbindung", erklärt Jan Muranyi, Sales Director Retail TP-Link Deutschland. Vielen anderen muss man es dagegen noch erklären.

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"Zu Beginn investieren viele Spieler in klassische Hardwarekomponenten wie Rechner, Grafikkarte, Tastatur, Headset und Maus. Aber natürlich gibt es da noch mehr, denn aktuelle Spieletitel sind in der Regel auf Online-Gameplay ausgelegt und eine schnelle Internet-Verbindung ist Voraussetzung für ein gutes Gaming-Erlebnis. Dementsprechend müssen sich Gamer unweigerlich auch mit ihrer Netzwerkverbindung und entsprechender Hardware auseinandersetzen", sagt Björn Parnitzke, Senior Marketing Specialist Central Europe bei Netgear.

Der Weg des Gaming-Kunden zum WLAN-Router

Doch auch dabei versuchen viele zunächst mit minimalem Aufwand zum Erfolg zu kommen: "Grundsätzlich beschränken sich Spieler bei der Netzwerkoptimierung anfänglich meist auf zwei Maßnahmen: die Verbesserung der Signalstärke durch den Zukauf von Repeatern oder die Verbindung des Endgeräts über LAN-Kabel oder eine bessere Positionierung des Routers", schildert Parnitzke. Mit der Zunahme von smarten Devices und Zugriffen reiche das aber nicht, sondern spielten Bandbreiten-Management und die Priorisierung der Endgeräte eine immer wichtigere Rolle. "Es stellt sich also die Frage, welche Hardware im Netzwerkbereich mir ein optimales Gaming-Erlebnis verspricht."

 "Der Vorteil des Fachhandels liegt darin, eine Komplettlösung anbieten zu können. Auf die jeweils verfügbare Netzwerkleitung haben Verbraucher keinen Einfluss, auf die Auswahl ihres Routers aber schon", weiß Jan Muranyi, Sales Director Retail bei TP-Link Deutschland.
"Der Vorteil des Fachhandels liegt darin, eine Komplettlösung anbieten zu können. Auf die jeweils verfügbare Netzwerkleitung haben Verbraucher keinen Einfluss, auf die Auswahl ihres Routers aber schon", weiß Jan Muranyi, Sales Director Retail bei TP-Link Deutschland.
Foto: TP-Link

Das LAN-Kabel ist da nicht immer die Lösung. Zwar setzten Profi-PC-Gamer laut Gordon Priebe, Teamleiter Presales/Education bei AVM, bevorzugt darauf, LAN-Kabel seien aber nicht immer realisierbar und für Hobby-Gamer in der Regel auch gar nicht erforderlich. Und noch etwas spricht laut Priebe für WLAN: "Neue Konsolen wie zum Beispiel die Nintendo Switch oder Smartphones unterstützen von Haus aus gar keine LAN-Verkabelung mehr. Gaming läuft also immer öfter über WLAN, was eine hervorragende WLAN-Abdeckung voraussetzt."

Gaming-geeignete WLAN-Router

WLAN-Router bieten viele Hersteller an. Bei explizit auf Gaming ausgerichteten Modellen ist das Anbieterfeld dagegen deutlich übersichtlicher. Hier tun sich auch in der Kommunikation nach außen vor allem Netgear und TP-Link hervor. AVM setzt dagegen seine jeweiligen Top-Produkte und Optionen in der Firmware Fritz OS.

D-Link und Zyxel haben Marktübersichten von Verbraucherportalen zufolge WLAN-Router im Angebot, die sich potenziell eignen. Auf Nachfrage von ChannelPartner.de erklärten aber beide Unternehmen, dass sie da Segment nicht mit besonderen Produkten bedienen. Ohnehin ist bei beiden das Bemühen erkennbar, sich mehr dem Profisegment des Netzmarkts zuzuwenden.

AVM

AVM bietet ebenfalls keine speziell für Gaming ausgelegten Modelle an. Auf Anfrage teilte Presales/Education-Manager Priebe jedoch mit: "Grundsätzlich können alle Fritzbox-Modelle für Gaming genutzt werden. Für besonders anspruchsvolle Anwender eignen sich vor allem die Fritzbox 7590 für DSL und die Fritzbox 6591 Cable."

"Grundsätzlich können alle Fritzbox-Modelle für Gaming genutzt werden. Für besonders anspruchsvolle Anwender eignen sich vor allem die Fritzbox 7590 für DSL und die Fritzbox 6591 Cable", erklärt Gordon Priebe, Teamleiter Presales/Education bei AVM.
"Grundsätzlich können alle Fritzbox-Modelle für Gaming genutzt werden. Für besonders anspruchsvolle Anwender eignen sich vor allem die Fritzbox 7590 für DSL und die Fritzbox 6591 Cable", erklärt Gordon Priebe, Teamleiter Presales/Education bei AVM.
Foto: AVM

Zudem würden in allen Fritzbox-Modellen ab Werk bestimmte Datenpakete bevorzugt behandelt, so dass Echtzeitanwendungen und Games automatisch von niedrigen Ping-Zeiten profitierten. Das ist wichtig, denn bei vielen Spielen kommt es weniger auf die maximal verfügbare Bandbreite als vielmehr auf einen niedrigen Ping an. Darüber hinaus können in der Benutzeroberfläche der Fritzbox Spielekonsolen oder Gaming-PCs priorisiert werden. Dadurch werden Daten von diesen Geräten im Heimnetz bevorzugt behandelt. Das kann die Ping-Zeiten weiter verkürzen.

TP-Link

"Der Archer C5400X ist unser erster WLAN-Router, der explizit für Gaming-Anforderungen konzipiert wurde", sagt TP-Link-Mitarbeiter Jan Muranyi. Prädestiniert dafür sei er durch leistungsstarke Hardware - einen auf 1,8-Gigahertz getakteten 64-Bit-Quad-Core- Prozessor, Tri-Band-Funktionalität und 1 GB Arbeitsspeicher. Mit QoS und umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten können Benutzer den Clients zudem entsprechend Bandbreite zuweisen.

"Der C5400X ist unsere Empfehlung für den Profi-Gamer. Der Weekend-Gamer oder Einsteiger hat als Alternative den Archer C5400 oder ein Deco-M9-Mesh-Set. Letzteres integriert mehr Smart-Home-Features und sorgt für eine gleichmäßige Abdeckung an mehreren Knotenpunkten", beschreibt Muranyi die GamingProduktpalette von TP-Link. In absehbarer Zeit dazukommen wird der auf der IFA gezeigte Archer AX11000. Er unterstützt dann schon Wi-Fi 6 (802.11ax) und sorgt mit acht rund um das Gehäuse angeordneten, auffällig in Grau und Rot gestalteten Antennen nicht nur für hohen Datendurchsatz, sondern ist auch ein Hingucker.

Netgear

Mit "Nighthawk Pro Gaming" hat Netgear für den Gaming-Bereich eine eigene Produktfamilie entwickelt. Deren Produkte zeichnen sich unter anderem durch Ping-Stabilisierung und Reduktion sogenannter Lag-Spikes aus. Von Lag-Spikes spricht man, wenn die Ping-Zeiten in der Regel ordentlich sind, aber zwischendurch immer wieder stark ansteigen. Echtzeitanwendungen, zu denen viele Online-Mehrspieler-Spiele gehören, stocken dann kurz.

Das DumaOS Gaming Dashboard von Netgear bietet einen auf Gamer zugeschnittenen Überblick über die Netz-Performance.
Das DumaOS Gaming Dashboard von Netgear bietet einen auf Gamer zugeschnittenen Überblick über die Netz-Performance.
Foto: Netgear

Zum Gaming-Portfolio von Netgear gehören das Einsteigermodell Nighthawk Pro Gaming XR300, der Allrounder Nighthawk Pro Gaming XR500, der sich sowohl an Casual- als auch an Pro-Gamer richtet, und der Nighthawk Pro Gaming XR700. In der Premium-Variante hat Netgear sogar einen zusätzlichen 10-Gigabit-LAN-Port verbaut - für alle, die besonders ambitioniert sind und dabei noch aufs Kabel setzen.

Mit dem Nighthawk Pro Gaming System (XRM570), das den Nighthawk Pro Gaming XR500 Router und den Nighthawk EX7700 Mesh-WLAN-Extender beinhaltet, bietet Netgear auch eine Möglichkeit, Mesh-WLAN-Technologie für eine gute WLAN-Abdeckung mit einem Netzwerknamen im ganzen Haus und der Nighthawk-Pro-Gaming-Technologie zu verbinden. Der dahinterstehende Gedanke ist nachvollziehbar: Wer intensiv am Computer spielt, ist wahrscheinlich auch sonst technikaffin und Smart-Home-Produkten gegenüber aufgeschlossen. Die kann er dann in das WLAN einbinden.

Mit dem "Nighthawk Pro Gaming XR700" hat Netgear einen WLAN-Router im Programm, der schon mit der Modellbezeichnung eindeutig auf die Eignung für anspruchsvolles Gaming hinweist.
Mit dem "Nighthawk Pro Gaming XR700" hat Netgear einen WLAN-Router im Programm, der schon mit der Modellbezeichnung eindeutig auf die Eignung für anspruchsvolles Gaming hinweist.
Foto: Netgear

Außerdem bieten die Netgear-Gaming-Router mit dem Nighthawk Pro Gaming DumaOS Dashboard eine Besonderheit, die über die Priorisierungsfunktionen bei AVM und TP-Link hinausgehen. Darüber können Spieler das Gaming-Erlebnis detailliert überwachen und optimieren.

Parnitzke erklärt: "Ausgewählte Features sind zum Beispiel der Geo-Filter zur Reduktion der Entfernung zu Spielern und Servern, um Ping-Zeiten zu verringern, das Anti-Bufferbloat zur Stabilisierung der Verbindung durch Priorisierung des Datenverkehrs im Netz, die Echtzeitanzeige von Bandbreitennutzung nach Gerät, Netz und Systemleistung für mehr Kontrolle und Quality of Service, mit dem die Bandbreite an die verbundenen Geräte verteilt werden kann und gewisse Geräte priorisiert werden können."

Prognosen zur Marktentwicklung

"Weil die Spiele aufwendiger werden und immer häufiger rein in der Cloud gespielt werden, ist ein intelligenter und Gaming-orientierter Router notwendig", sagt TP-Link-Manager Muranyi. Bei der Ansprache der Kunden arbeitet TP-Link bereits "mit ausgewählten kleineren Fachhändlern zusammen". Aber auch die großen Händler spezialisieren sich immer mehr zum Thema Gaming und erweitern kontinuierlich ihr Portfolio. Ein Beispiel dafür ist Cyberport, das rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft 2019 in vielen seiner Stores spezielle Flächen eingerichtet hat, um Gaming-Produkte zu zeigen und zu verkaufen.

Lesetipp: Digitales Gaming als Chance für den Fachhandel

"Qualitativ hochwertige Netzwerkprodukte werden in Zukunft eine noch größere Rolle spielen, da Gaming für immer mehr Menschen immer interessanter wird - sei es durch Konsolen, PCs oder Smartphones", ist sich auch AVM-Sprecher Priebe sicher. Außerdem steigen die Bandbreiten und es gibt immer neue Entwicklungen, beispielsweise das reine Streaming von Spielen - Stichwort Google Stadia. Das führe dazu, dass immer mehr Gamer eine zukunftssichere Hardware zusammen mit einer exzellenten Software nutzen wollen und auch bereit sind, dafür Geld auszugeben.

TP-Link hat mit dem WLAN-Router Archer C5400X seinen ersten, dedizierten Gaming-Router vorgestellt.
TP-Link hat mit dem WLAN-Router Archer C5400X seinen ersten, dedizierten Gaming-Router vorgestellt.
Foto: TP-Link

"Hier kann der Fachhandel seine große Stärke ausspielen: Durch die fachliche Beratung der Kunden und einen exzellenten Service können Fachhändler bei Auswahl und Installation der richtigen Gaming-Hardware auch in Zukunft punkten", ist Priebe optimistisch.

Dem schließt sich Netgear-Sprecher Parnitzke an: Er verweist auf die zahlreichen Neugründungen von E-Sport-Vereinen als Indikator für das Interesse in immer breiteren Schichten der Bevölkerung. "Es handelt sich um ein wirtschaftlich erfolgreiches Marktsegment, das sich langfristig etablieren wird. Angetrieben von neuen Entwicklungen im Gaming-Bereich, zum Beispiel Virtual Reality, werden sich neue Anreize finden, die das Interesse der Gamer und die Bedeutung des Markts für die Industrie hoch halten werden", so Parnitzke.

Auch Peripherie ist wichtig

Seiner Ansicht nach ist es für den Handel wichtig, nicht nur selektive Gaming-Angebote zu machen, sondern auch die Peripherie bestmöglich abzubilden. "Viele Haushalte verwenden heute einen Standard-Router, der ihnen vom Provider gestellt wird. Hier sehen wir enor­mes Potenzial." Neben Routern und entsprechendem Zubehör gehörten dazu aber auch PC-Hardwarekomponenten, Gaming-Headphones, Gaming-Mäuse und -Keyboards. Parnitzke empfiehlt: "Kombiniert mit zusätzlichen Werbe- und Marketing-Maßnahmen in der Zielgruppe und geschultem Personal können sich Fachhändler so als vertrauensvoller Partner für professionelle Gaming-Ausrüstung etablieren."

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