MWC 2014

64-Bit-Rennen bei Smartphones und Tablets

Christian Vilsbeck war viele Jahre lang als Senior Editor bei TecChannel tätig. Der Dipl.-Ing. (FH) der Elektrotechnik, Fachrichtung Mikroelektronik, blickt auf langjährige Erfahrungen im Umgang mit Mikroprozessoren zurück.
Auf dem Mobile World Congress in Barcelona heischen die Hersteller von ARM-Prozessoren nach Aufmerksamkeit durch 64-Bit-Ankündigungen für Smartphones und Tablets. Intel wirbt mit einem fertigen Atom nebst passendem 64-Bit-Android. Doch was bringt 64-Bit in den mobilen Geräten eigentlich?

Apple hat mit iOS 7 und dem iPhone 5s den Ball im September 2013 ins Rollen gebracht. Braucht kein Mensch, und was soll 64-Bit im Smartphone oder Tablet denn schon bringen? Nichts. So oder ähnlich klangen die meisten Kommentare auf Apples doch überraschenden Schritt auf eine 64-Bit-Plattform für seine iOS-Geräte. Doch lange hat es nicht gedauert, bis erste Hersteller der in den Smartphones und Tablets dominierenden ARM-Prozessoren zumindest 64-Bit-Ankündigungen herausposaunten. Am lautesten waren die Posaunen auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Kaum einer der etablierten Anbieter mobiler Hardwareplattformen hat Ankündigungen und Vorstellungen von 64-Bit-Prozessoren ausgelassen. Statt Prozessor müsste man eigentlich eher "System on Chip" (SoC) sagen, denn die Chips vereinen neben der CPU noch eine Grafik-Engine und viele Kommunikations-Features wie Bluetooth, WLAN oder LTE. Geht es aber um 64-Bit, so lässt sich das auf den Prozessor im "System on Chip" reduzieren.

Was ist mit 64-Bit möglich?

Gerade bei Smartphones und Tablets stellt sich sofort die Frage, was der Schritt von 32-Bit auf 64-Bit bei einem Betriebssystem nebst passendem Prozessor überhaupt bringt. Zum einen wird natürlich die Grenze des adressierbaren Speichers von maximal 4 GByte überschritten; das Hauptargument für 64-Bit-Computing. Doch andererseits wird beim Umstieg auf 64-Bit auch gerne von mehr Performance gesprochen. In der Theorie ist da sehr viel dran, in der Praxis allerdings weniger.

Idealfall: Android-Anwendungen arbeiten als 64-Bit-Version um bis zu 34 Prozent schneller als im 32-Bit-Modus.
Idealfall: Android-Anwendungen arbeiten als 64-Bit-Version um bis zu 34 Prozent schneller als im 32-Bit-Modus.
Foto: Intel

Zur Erläuterung muss man kurz in das Innere eines Prozessors eintauchen: Neben dem größeren Adressbereich stehen der CPU im 64-Bit-Betrieb breitere Datenregister zur Verfügung. Pro Taktzyklus lässt sich somit die doppelte Datenmenge verarbeiten. Das Ganze hat aber einen Haken, der die Leistung auch nach unten drücken kann: Adresszeiger und Datentypen sind nun 64 Bit breit statt nur 32 Bit. Sie belegen somit doppelt so viel Speicher - effektiv finden dadurch nur noch halb so viele Daten im schnellen Prozessor-Cache Platz. Das bremst die Geschwindigkeit. Dafür erhöht sich bei den meisten CPUs im 64-Bit-Betrieb die Anzahl der allgemeinen Register. Zumindest dies steigert bei angepassten Programmen aber auf jeden Fall die Geschwindigkeit.

Wie viel mehr Performance im Idealfall möglich ist, hat Intel mit Android auf seinem neuen 64-Bit-Smartphone-Prozessor Atom Z3480 gezeigt. Und nein, von Google gibt es noch kein 64-Bit-Android. Aber Intel hat das für ARM-Prozessoren ausgelegte Open-Source-Betriebssystem für die Nutzung der eigenen x86-CPUs portiert. Seit 2012 als 32-Bit-Version verfügbar, hat Intel nun ein 64-Bit-Android 4.4 für x86-CPUs wie den Atom am Start. Der Hersteller hat in eigenen Test herausgefunden, das 64-bittige Android-Apps bis zu 34 Prozent mehr Geschwindigkeit erreichen als die 32-Bit-Version. Hierbei handelt es sich allerdings um ein ideales Szenario, bei den meisten Apps dürfte der Unterschied verschwindend gering sein.

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