Ab dem 20. September auf dem Markt

09.03.1998

MÜNCHEN: Totgesagte leben länger - das trifft auch auf Novell zu. Hatte der Netzwerksoftwarespezialist letztes Jahr noch mit erheblichen Problemen zu kämpfen, wurde auch das dritte Quartal des Geschäftsjahres 1998 in Folge mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen.Novells Kunden mußten viel Geduld zeigen: Immerhin hat der Hersteller die Version 5.0 seines Netzwerkbetriebssystems "Netware" bereits vor knapp einem Jahr zum ersten Mal angekündigt. Doch nun scheint dem Warten ein Ende zu sein: Am 20. September wollen die Netzwerker mit der weltweiten Auslieferung der englischen Version beginnen. In Deutsch gibt es Netware 5.0 voraussichtlich erst im November.

Eine erste ausführliche Produktvorstellung findet bereits am 15. September statt. Zu dieser Veranstaltung hat Novell ausschließlich eigene Kunden eingeladen. Der vom Hersteller empfohlene Preis für eine Fünf-user-Lizenz liegt bei 1.195 Dollar. Gegenüber der Vorgängerversion 4.11 zeichnet sich das neue System durch native IP-Unterstützung aus. Übrigens ein weiteres Zeichen dafür, daß Novell künftig auf offene Standards setzen und sein proprietäteres IPX/SPX-Protokoll früher oder später zu Grabe tragen wird. Dieses Umdenken ist vor allem dem neuen Novell-Chef Eric Schmidt zu verdanken.

Microsoft büsst an Renommee ein

Ein weiterer Bestandteil von Netware 5.0 ist die neue Version der Novell Directory Services (NDS). Diesem Verzeichnisdienst räumen Analysten der Gartner und Aberdeen Group einen Vorsprung ein gegenüber Microsofts Active Directory Services (ADS) unter NT 5.0. Dies um so mehr, als sich die Auslieferung der Windows-Version wahrscheinlich bis ins Jahr 1999 verzögern wird.

So zeigte sich auch der Deutschland-Chef Andreas Zeitler gegenüber ComputerPartner mit dem Verlauf der Betatests zufrieden: "Über 200.000 Testkunden konnten Netware auf Herz und Nieren prüfen und trugen dazu bei, daß wir nun ein stabiles Netzwerkbetriebssystem ausliefern können." Von ComputerPartner auf den Wettbewerb mit Microsoft angesprochen, gab sich Zeitler relaxed: "Wenn Microsoft mit seinen Active Directory Services auf den Markt kommt, ist unser NDS nach drei Jahren Vorlaufzeit fest etabliert."

Konsoidierungsphase beendet

Auch die aktuellen Unternehmenszahlen sprechen für Novell. Immerhin erwirtschafteten die Netzwerker im letzten Quartal einen Gewinn von 27 Millionen Dollar. Vorbei scheinen die Zeiten, als sich Verluste in fast dreistelliger Millionenhöhe häuften. Die Umstrukturierungs-maßnahmen von Schmidt scheinen zu greifen. Machte Novell vor zwei Jahren noch 90 Prozent seines Umsatzes allein mit Netware, so sind es momentan nur noch knapp 60 Prozent, in absoluten Zahlen 160 Millionen Dollar im letzten Quartal. Der Fokus verschob sich eindeutig Richtung Netzwerkservice. Beispiele hierfür sind Produkte wie die Netzwerkmanagementsoftware "Managewise 2.6", die Desktopmanagementlösung "Z.E.N. works" und die Groupware "Groupwise 5.5". Andreas Zeitler glaubt, daß dieser Umschichtungsprozeß noch nicht abgeschlossen ist: "Der Netware-Anteil am Gesamtumsatz wird trotz absoluter Steigerung eher noch abnehmen." (rw)

Andreas Zeitler, Geschäftsführer Novell GmbH:

"Der Kampf mit Microsoft um das bessere Netzwerkbetriebssystem ist Schnee von gestern."

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