Ablösung von HTML im Web

25.03.1999

SAN JOSE: Ankündigungen der X-Tech-Konferenz 99 zufolge wird die mittlerweile ehrwürdig zu nennenden Darstellungssprache für Web-Seiten, HTML (Hypertext Markup Language), bald durch XML (Extensible Markup Language) abgelöst. Doch der offene XML-Standard hat nur dann eine Chance, wenn Software-Hersteller mitziehen.Gerade hat sich ein Konsortium, bestehend aus AT&T, Lucent, Motorola und 17 weiteren Unternehmen, zu einem VXML-Forum (Voice extensible Markup Language) zusammengetan, um an einem Standard für sprachgesteuerten Internetzugang und -benutzung zu basteln. Denn mit XML-Seiten, entwickelt aus SGML (Standard Generalized Markup Language), können Web-Seiten weitaus flexibler als mit HTML-Tags geschrieben werden. Beispielsweise können mit XML beliebig aufbereitete Daten, Video- und Sprachsequenzen als Web-Objekte definiert werden, so daß die HTML- Einschränkungen für den Datenaustausch zwischen Web-Server und Clients nicht existieren.

So nimmt es nicht wunder, daß im kalifornischen San Jose die XML-Entwickler sich auf der sicheren Seite wußten und Pläne für die baldige Übernahme des Web schmiedeten. Beispielsweise soll die Etablierung der XSL-Variante (Extensible Stylesheet Language), dafür sorgen, daß in Tabellen aufbereitete Daten für Web-Zwecke genutzt werden können. Weiterhin will beispielsweise Sun dafür sorgen, daß Java-Applets mit XML-Anwendungen zusammenarbeiten, und Netscape kündigte an, seine E-Commerce-Server mit XML-Unterstützung zu versehen. Einen weiteren Schub in Richtung XML erwarten Software-Entwickler durch die Ankündigungen Microsofts, XML in seine noch zu entwickelnde E-Commerce-Software einzubauen. Und da auch IBM und Oracle demnächst XML unterstützen wollen, dürfte dem Siegeszug der Web-Metasprache nicht sim Wege stehen.

Wäre da nicht das handfeste Interesse der Hersteller, die offenen XML-Standards zugunsten eigener Applikationsschnittstellen zu unterlaufen und auf diese Weise Kunden zu zwingen, mit proprietären Web-Entwicklungen zu arbeiten. "XML würde Unternehmen dazu zwingen, ihre Kundenbeziehungen neu zu definieren. Ob sie dazu bereit sind, bezweifle ich", analysierte ein Konferenzbesucher kühl. (wl)

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