Abschied von Netscape

24.07.2003

Die Geschichte von Netscape ist um ein trauriges Kapitel ergänzt worden. Am Hauptquartier im kalifornischen Firmensitz in Mountain View schraubten Handwerker die Firmenlogos ab, zugleich haben rund 50 Programmierer zum 15. Juli ihre Kündigung erhalten. Ob damit Netscape-Besitzer AOL dem ehemaligen Browser-König den Garaus gemacht hat, erscheint zum jetzigen Zeit-punkt allerdings unklar.

Zwar bleiben mehr als 400 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste von AOL, zwar sagt der Internetanbieter: "Netscape bleibt ein Schlüssel in unserer Multibrand-Strategie." Doch was das genau heißen soll, lässt AOL offen. Und die weiterbeschäftigten Netscape-Mitarbeiter sind nahezu ausschließlich mit dem Portal "Netscape.com" beschäftigt.

Zurück bleibt die neueste, bisher allein englischsprachige Browserversion Netcspae 7.1, die nach Berichten von Testern zum Besten gehört, was derzeit als Browser eingesetzt werden kann. Diese Version, nach Jahren des nahezu vollständigen Entwicklungsstillstands vor wenigen Wochen auf den Markt gebracht, dürfte, vorläufig betrachtet, dann die letzte sein.

Dafür spricht, neben den Entlassungen der Programmierer, dass AOL sich Ende Mai mit Microsoft darauf geeinigt hat, auch in Zukunft den "Internet Explorer" aus Redmond seinen Kunden anzubieten und seine Seiten für den Explorer einzurichten. Des Weiteren spricht dafür, dass AOL der Open-Source-Gemeinde den Quellcode übergeben hatte, damit diese fortan für die Weiterentwicklung des Browsers im eigens dafür gegründeten "Mozilla-Projekt" sorge: Diesem hat AOL zwei Millionen Dollar überwiesen - sozusagen als Abschiedsgeschenk .

Das Projekt, das unter anderem von Lotus-Gründer Mitch Kapor mitfinanziert wird, werde die 50 Netscape-Programmierer übernehmen, erklärte AOL. Doch ihre Finanzierung steht noch aus: Das Projekt sucht im Moment nach ehrenamtlichen Programmierern und Spendern sowie nach ITUnternehmen, die sich für die Weiterentwicklung interessieren. "Wir werden auch künftig mit Entwicklern und Industriepartnern zusammenarbeiten", erklärte dazu Mitchel Baker, die wie bisher die Mozilla-Entwickler anführen soll. Angeblich haben Sun Microsystems und LinuxDistributor Red Hat Interesse gezeigt. (wl)

www.aol.com

www.netscape.com

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