Abwärts bitte!

10.04.2003

Die Analysten putzen ihre Kristallkugel nach

Auf unsere Berufsoptimisten kommen wieder schwere Zeiten zu. Scheibchen um Scheibchen, nach bewährter Salamitaktik, werden die vollmundigen Prognosen für 2003 wieder auf Realsatire zurückgefahren. Die Besucher- und Ausstellerzahlen unserer IT-Messen nehmen weiterhin ab. Nach dem blauen Auge für die Cebit trifft es nun die Internet World, die Ende Juni in Berlin zum Rundlauf einlädt. Aktuell sollen noch nicht einmal die Teilnehmerzahlen der Premiere von 1997 erreicht sein. Damals fanden sich gerade mal 141 Unternehmen zu dieser speziellen Internetmesse unterm Funkturm. Daraufhin dachte die halbe Welt, die Zukunft der Menschheit liege im Internet und jeder müsse ein Geschäft mit virtuellem Olivenöl betreiben.

Wie viele dieser Seifenblasen noch gen Wolke sieben schweben und welche davon bereits hart aufgeschlagen sind, macht ein Blick ins Ausstellerverzeichnis deutlich. Andererseits, welches Internetunternehmen weiß denn schon im April, ob es Ende Juni noch an einer Messe teilnehmen kann? Angesichts dieser und anderer trauriger Begebenheiten polieren die Chefanalysten ihre Aussagen vom Jahresbeginn nochmals auf. Wie düster die Lage wirklich ist, zeigt die "Geschäftsidee" der Firma Claas van Bourk Management LTD aus Maastricht. Vermutlich über einen Massenmailer versendet das scheinbare Großunternehmen Hardwareanfragen an Computerhändler. Als Antwortfaxnummer für das betont detailliert erbetene Angebot wird jeweils eine versteckte 0190er-Rufnummer für 1,86 Euro pro Minute angegeben. Auf Grund intellektueller Unzulänglichkeiten bei der Ausstattungslogik und der Rechtschreibung scheint diese "Geschäftsidee" jedoch branchenfremd ersonnen. Man treibt schon seinen Spaß mit den Hoffnung suchenden IT-Händlern.

Eine ganz andere Geschäftsidee hatten die Spezialisten des Boulevard-IT-"BILD". Die bas- teln sich mit MBO und der Plus-Handelskette ihren Volks-Testsieger gleich selbst. Das nenne ich mal unternehmerische Pressefreiheit oder so ähnlich. Die politischen Ankündigungen, unseren Kunden noch weniger Geld zum Einkaufen zu lassen, Gewinnwarnungen und weiter drohende Arbeitsplatzvernichtung, machen den IT-Frühling nicht schöner. Und dann noch die zahlreichen Verkaufswettbewerbe der Distis und Hersteller. Wer außer Aldi- und Media-Markt-Angestellten soll dort noch etwas gewinnen?

Mein Fazit: Das Strohfeuer im Februar brannte nur kurz. Wie las ich zuletzt: Optimismus ist nur ein Mangel an Sachkenntnis. Na dann Prost, Herr Schröder!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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