Acer-Chef Stan Shih: "Siemens und wir können uns in vielen Bereichen helfen"

05.08.1998

TAIPEH: Mit dem Kauf der PC-Fabrik von Siemens Nixdorf in Augsburg landete der taiwanische Informatikkonzern Acer einen echten Überraschungscoup. In einem Gespräch mit ComputerPartner erläuterte Acer-Chef Stan Shih die Hintergründe dieser Akquisition.Wir halten von Übernahmen im PC-Geschäft überhaupt nichts", erteilte Acer-Chef Stan Shih in einem Wirtschaftswoche-Interview Ende 1996 möglichen Akquisitionen eine klare Absage. Das ist lange her. Die Marktentwicklung sowie vor allem die Entwicklung des eigenen Unternehmens zwangen ihn schon bald zu einer Revision seiner Haltung. Ein schwaches Jahr 1996 (statt der angepeilten Umsatzsteigerung auf 6,5 Milliarden Dollar blieben die Erlöse 1996 mit 5,9 Milliarden Dollar nur knapp über dem Vorjahresniveau hängen) zwang Shih zum Handeln. Sein erster großer Streich war im letzten Jahr die Übernahme der Notebook-Division von Texas Instruments (siehe ComputerPartner Nr. 2/97, Seite 1). Als zweiter Coup folgte jetzt der Kauf des SNI-Werks in Augsburg.

"Wir haben bereits seit einiger Zeit nach einer modernen Fabrikationsstätte in Europa gesucht. Mit Siemens Nixdorf haben wir unseren Wunschpartner gefunden", erklärt Shih in einem Gespräch mit der ComputerPartner-Redaktion in seinem Büro in Taipeh. Der Acer-Chef betont, daß es sich "nicht um eine einfache Akquisition" handele. "Wir können uns gegenseitig in vielen Bereichen helfen", erklärt Shih.

Nach seinen Angaben haben Acer und SNI einen exklusiven Liefervertrag "für viele Jahre" abgeschlossen. Genauere Angaben über den Zeitraum wollte der Acer-Vormann ebenso wenig wie über Abnahmeverpflichtungen seitens SNI machen.

Obwohl Deutschland, so Shih, "nicht der beste Produktionsstandort" sei, könne Acer die höheren Kosten durch eine größere Flexibilität und bessere Logistik

(Build- und Configure-to-order) kompensieren. Die Augsburger Fabrik steht nicht unter der Leitung der deutschen Acer-Gesellschaft in Ahrensburg, sondern wird direkt vom Acer-Headquarter in der taiwanischen Hauptstadt geführt.

Überschneidungen bei den Kunden befürchtet Shih nicht. "Siemens ist mehr im Großkundensegment zuhause, während unsere Stärke im Mittelstand liegt", erklärt er. Allerdings kündigt er an, daß Acer wesentlich aggressiver im Markt auftreten wird, wobei er vor allem auch das Consumersegment im Auge hat. Kurzfristige Auswirkungen auf die Vertriebsstrategie von Acer sieht Shih derzeit zwar nicht. Aber: "Langfristig wird der Retail-Kanal sicher sehr wichtig für uns werden", kündigt er an.

(Siehe auch ausführlichen Beitrag auf Seite 16). (sic)

In seinem Büro in Taipeh sprach Acer-Chef Stan Shih mit ComputerPartner-Chefredakteur Damian Sicking über die Hintergründe der Übernahme des SNI-Werks in Augsburg.

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