Acer: mit weitreichender InternetStrategie zur Nummer eins

27.04.2000
Unter dem Motto "Stop browsing, start living" hat Acer Mitte April die "E-life 2000"-Initiative gestartet. Damit richtet sich Taiwans größter PC-Hersteller voll auf das E-Business aus und strebt die Marktführerschaft im PC-Geschäft an.

Im Jahr 2010 will Acer zehnmal so viele Internet-Rechner - so genannte XCs - wie herkömmliche Personal Computer verkaufen. Schon in diesem Jahr soll nach Angaben von Stan Shih, Gründer und Vorsitzender der Acer-Gruppe, die Hälfte des weltweiten Umsatzes von rund zehn Milliarden Dollar durch das Geschäft mit den Internet-Appliances erwirtschaftet werden.

Mit der E-life-2000-Initiative stellt Taiwans größter PC-Hersteller nun die Weichen in Richtung World Wide Web. Dazu bringt das Unternehmen eine Palette von neuen Produkten auf den Markt, deren Technik und Features in direktem Zusammenhang mit dem Internet stehen. Dazu gehören beispielsweise die "I-Station", ein portables Multimediasystem mit LC-Display, Internet-Zugang und integriertem DVD-Player, das "Web Pad", ein tragbarer Internet-PC mit großem Zehn-Zoll-Touchscreen, das "Web Phone", ein Telefon mit Voice-/ E-Mail-Funktion und Web-Zugang sowie einen eigenen PDA mit Namen "Slim Mate". Zudem investiert Acer allein in diesem Jahr 250 Millionen Dollar in Internet-Technologien und hat gerade unter www.acer121.com ein eigenes Internet-Portal eröffnet, welches Inhalte wie E-Commerce, Online-Lernen und Entertainment verbinden soll.

Fokussierung erst einmal auf den asiatischen Markt

Deutsche Acer-Partner und -Kunden, die sich die Website anschauen, werden darauf nicht viel er-kennen - außer sie können chinesische Schriftzeichen entziffern. Auch sonst konzentrieren sich die Taiwaner mit ihrem neuen Konzept erst einmal auf den asia-tischen Markt. "Wir müssen unsere Kräfte bündeln", sagt dazu Simon Lin, President und CEO der Acer Information Products Group. "E-life werden wir in Europa später starten. Dazu fehlt es uns momentan noch an strategischen Partnern, um unsere Geräte effektiv vermarkten zu können." Mit strategischen Partnern sind vor allem Internet-Service-Provider und Telekom-Dienstleister gemeint, mit deren Hilfe sich interessante Komplettpakete rund um die Internet-Produkte schnüren lassen. Acer in Deutschland gibt sich zugeknöpft. Ob mit den gezeigten Produkten eventuell in Kürze auch hierzulande gerechnet werden kann und wie sich das neue Konzept auf den hiesigen Markt auswirken kann, war von der deutschen Führung in Ahrensburg trotz mehrmaliger Anfrage von ComputerPartner bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren.

Ein weiterer Grund für die Konzentration auf den asiatischen Markt dürfte auch die Absicht Acers sein, sich keinesfalls das Geschäft in Festland-China entgehen zu lassen. Nach eigenen Angaben ist der Business-to-Business-Markt trotz der momentan leicht angespannten politischen Lage zwischen Taiwan und der Volksrepub-lik offen. Die Acer-Group investiert zudem an verschiedenen Fronten in China und verspricht sich davon natürlich einen lohnenden PC-Absatz in einem der größten IT-Märkte der nächsten Zukunft.

Im Vorfeld der Veranstaltung wurde in der Branche gemunkelt, Acer wolle weg vom Hardware-Business und sich künftig in Richtung Internet-Anbieter entwickeln. Stan Shih nahm diesen Gerüchten gleich zu Beginn seiner Eröffnungsrede den Wind aus den Segeln: "Wir werden unser Kerngeschäft PC-Herstellung keinesfalls aus den Augen verlieren. Ganz im Gegenteil, wir wollen der größte PC-Hersteller werden - das Internet als integraler Bestandteil unserer Produkte wird dabei von strategischer Bedeutung sein." Acer ist mit 9,5 Millionen PCs in 1999 weltweit bereits der drittgrößte PC-Hersteller (OEM-Produktion eingerechnet) und konnte in Europa im letzten Jahr ein Wachstum von 30 Prozent verbuchen.

Shih sieht den PC als Teil aller zukünftig zu erwartenden Internet-Appliances. Nach seiner Einschätzung wird sich der Anteil solcher Produkte von heute 10 auf etwa 60 Prozent in fünf Jahren erhöhen.

Trotz geplatztem SNI-Deal: Partnerschaften gewünscht

Trotz der Dominanz im asiatischen Markt und der gefestigten Position unter den Top-Drei der weltweiten PC-Fabrikanten sind sich die Taiwaner darüber im Klaren, dass strategische Partnerschaften auch unter ihresgleichen für den dauerhaften Erfolg unerlässlich sind. So arbeitet die Acer-Group neben der Funktion als OEM-Lieferant für viele namhafte PC-Anbieter beispielsweise auch im Bereich Technologietransfer mit Computer Associates, Cisco oder IBM zusammen.

Angesprochen auf den geplatzten Deal mit Siemens-Nixdorf im Herbst 1998, erklärt Simon Lin, damals für die Aktion verantwortlich, dass die Kosten für die Übernahme des Augsburger Werkes einfach zu hoch gewesen seien. Die Asienkrise habe dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Für die Zukunft schließt Lin ähnliche Pläne aber nicht kategorisch aus. "Wenn wir global wachsen wollen, müssen wir mit Partnern zusammenarbeiten. Momentan haben wir zwar nichts in Petto, jedoch können solche Übernahmen in den nächsten Jahren verstärkt im Internet-Markt passieren." (akl)

www.acer.com

www.elife.acer.com

www.acer121.com

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