Acers Kick-off-Meeting 2007

05.02.2007
Grund zum Feiern hatte Acer genug auf dem fünften Kick-off mit über 550 Teilnehmern, das Anfang Februar 2007 in Hamburg stattfand. Großen Beifall nicht nur von den meist männlichen Gästen erntete als Gastreferent FIFA-Schiedsrichter Markus Merk.

Von Klaus Hauptfleisch

Quasi ein Heimspiel war Acers bisher größtes Kick-off-Meeting mit Vertretern von mehr als 260 Handelspartnern aus ganz Deutschland im Hamburger Grand-Elysee-Hotel. Zum Start gab es am 2. Februar eine Reihe von gut besuchten Workshops zu Produkten, Lösungen und Partnerprogrammen von Acer sowie von Distributor Also, Microsoft und ALK Technologies, Acer-Partner im Bereich mobile Navigation.

Prominente Gäste

Im brechend vollen Ballsaal des Hotels ging es dann mit einem Rückblick auf 2006 und Ausblick auf 2007 weiter. Durch die Veranstaltung führte diesmal nicht wie in den letzten Jahren RTL-Sportmoderator Ulrich Potofski, sondern Viva-Moderatorin Gülcan. Dennoch gaben sich die Acer-Manager sportlich, so wie auch ihre Ziel für 2007 sind. Und dass Fußball nach dem Bomben-WM-Jahr 2006 nicht vergessen war, zeigte die Einladung von FIFA-Schiedsrichter Markus Merk, der von seinen Erfahrungen sprach, blitzschnell die richtigen Entscheidungen zu treffen und auch der gesammelten Händlerschar so manche Denkanstöße gab. In rhetorisch exzellenter Art gab der Dr. dent. Anekdoten und Lebensweisheiten ab, wie etwa: "Wer sich nicht entscheidet, wird überholt", "Wehe, wenn der Zahnarzt pfeift" (Schlagzeile aus Tageszeitung), "Die Erdanziehung im Strafraum ist nicht anders als im Abseits" (zu Diskussionen über "Schwalben"), "Spielräume nutzen" und "Spannungsfelder vermeiden und lösen".

"Fahrerwechsel"

"Fahrerwechsel bei Ferrari und Acer: Schumacher und Ahrens gehen, Kimi Räikkönen und Stefan Engel kommen!", so stellte Oliver Ahrens, der Anfang 2007 ins europäische Management aufrückte, seinen Nachfolger auf dem Platz des Deutschland-Chefs vor. Produkte im Ferrari-Design, die Acer als Sponsor des Formel-1-Teams seit drei Jahren im Programm hat, sollen dazu beitragen, in höherwertigere Preiskategorien vorzustoßen; ein Ziel, das sich Ahrens auch als Display-Chef EMEA für 2007 setzt. Seit 2002 hat Ahrens neben seinem Job als Country Manager auch als Product Business Director Display Products diesen Posten inne, aber mit seinem Wechsel ins europäische Management kann er nun sehr viel mehr bewegen in dem für Acer so wichtigen Bereich. "Wir sprechen hier immerhin von sieben Millionen Monitoren, 160.000 Projektoren und einem Umsatz von weit über acht Millionen Euro", so Ahrens. Rund 60 Prozent seines Monitorgeschäftes macht Acer in EMEA. Zu Ahrens Aufgaben gehört unter anderem das Entwerfen von Produktstrategien bis hin zu den täglichen Preisverhandlungen mit den Lieferanten. Gerade die Erfahrungen aus dem ersten Halbjahr 2006 zeigen, wie wichtig es sein kann, schnell zu entscheiden. Denn kaum ein Markt war in den ersten beiden Quartalen des Vorjahres so sehr von Preisverfall und Konsumunlust im Rausch der Fußball-WM betroffen wie der für Displays. Die RoHS-Thematik, die seit Juli 2007 die Einfuhr von Produkten mit gefährlichen Materialien (wie etwa Blei) verbietet, tat ihr Übriges. Entsprechend häuften sich die Lagerbestände; besonders stark davon betroffen war auch Acer.

Umso größer war dann die Freude, als das Rad sich pünktlich zum dritten Quartal 2006 zu drehen begann. Die Lager leerten sich rapide, der Trend zu größeren Bilddiagonalen von 19 Zoll und 22 Zoll Widescreen hat auch zu einer größeren Preisstabilität beigetragen. "Hauptziel ist es, den durchschnittlichen Preisverfall zu verlangsamen", so Ahrens. Das Stichwort lautet Upselling. Strategisch setze Acer dabei auf höherwertige Linien wie Displays mit größeren Bilddiagonalen, Crystal Brite und im Ferrari-Look. Im vierten Quartal 2006 hat Acer bei Displays um 64 Prozent zugelegt und konnte damit den Preisverfall von 20 Prozent gut auffangen. Im Projektorenmarkt trat der taiwanesische Hersteller bisher sehr preisaggressiv auf und konnte sich damit im vierten Quartal 2006 EMEA-weit auf Platz drei und in Deutschland auf Platz eins setzen. Doch auch in dem Bereich will Ahrens zu einer höheren Wertschöpfung kommen, ohne dabei an der Marktfront zu verlieren.

Wie viele sind noch übrig?

Stefan Engel, seit Januar 2007 Deutschland-Chef, erinnert an 30 Jahre Acer und daran, wie viele Marktbegleiter von 1979 mittlerweile verschwunden sind oder so (IBM) nicht mehr existieren. Stolz verkündet er, dass Acer nicht nur Europa-Marktführer bei Notebooks ist, sondern im vierten Quartal 2006 erstmals Dell vom zweiten Platz im EMEA-PC-Markt verdrängen konnte. Laut Marktforscher Canalys habe Acer zudem mit über 80 Prozent den größten Anteil bei den Top 8 im EMEA-PC-Markt. Außer Toshiba verkaufen alle anderen mehr (allen voran Dell) oder weniger (Sony und FSC) auch direkt. Den Führungswechsel in Ahrensburg mit ihm als neuen Deutschland-Chef und Ahrens im europäischen Management verdankt Engel unter anderem der neuen Acer-Strategie einer stärkeren Trennung zwischen Commercial- und Consumer-Bereich. Nach einem langen Investitionsstau rechnet Engel im Commercial-Bereich mit dem zweiten "Renewal Cycle" seit dem Milleniumswechsel (Y2K).

Große Hoffnungen im Business-Segment setzt Acer auf die Strom sparenden 3-Liter-PCs der Reihen "Acer Veriton 1000" und "Acer Power 1000/2000". Die Notebooks und Desktop-PCs der Aspire-Familie sollen aus dem SoHo-Segment herausgeholt und nur noch im Bereich Home-Entertainment angesiedelt werden. Im Einstiegssegment für den SoHo-, SMB-und Privatkunden soll im zweiten Quartal die neue Extensa-Familie aus der Taufe gehoben werden. Während die Food-Märkte, anders als Ahrens lange Zeit betonte, mittlerweile kein Tabu mehr sind, sieht der ehemalige Deutschland-Chef die eigentliche Aufgabe, Extensa aus dem Online-Handel herauszuhalten. Denn der stelle für viele Fachhändler mittlerweile eine größere Herausforderung dar als die Lebensmittelmärkte. "Und wenn das vom Fachhandel getragene SoHo-Segment lahmt, bekommen wir die Faust in den Magen", so Ahrens.

Um Nummer eins im Notebook-Segment zu bleiben und Nummer drei im deutschen PC-Gesamtmarkt zu werden, will Acer bei neuen Technologien wie jetzt Windows Vista und der Intel-Plattform Santa Rosa im Sommer 2007 stets vorn sein, erklärt Engel. Als eine der wichtigsten Neuerungen von Windows Vista sieht Acer DirectX 10, wie es auch von den neuen Nvidia- und ATI-Grafikkarten unterstützt wird. Damit lassen sich zum Beispiel extrem realistisch erscheinende Animationen von im Wasser schwimmenden Fischen umsetzen. Weitere Themen, die Acer zeitnah aufnehmen will, sind HD-DVD und Blu-ray sowie der Einzug von RAID und Hybrid-Festplatten (mit zusätzlichem Flash-Speicher) in Notebooks.

Engel betont, dass sein Vorgänger Ahrens, einen "prima Job" gemacht habe und er abgesehen von einigen persönlich geprägten "Fine-Tunings" nicht viel ändern wolle. Mit rund 300 Mitarbeitern in Deutschland inklusive Callcenter und Reparaturabteilung ist Acer immer noch recht schlank aufgestellt, erklärt Engel.

Nachdem Hewlett-Packard umgekehrt zu Acer die strikte Trennung zwischen Business- und Consumer-Produkten aufgehoben hat, andere wie Fujitsu Siemens und Lenovo Marktanteile zu verlieren drohen, sieht Engel sehr viel Bewegung am Markt. Da Acer bei Notebooks und PCs weniger an Projekten mit fixem Rollout hängt, war schon etwas Glück dabei, dass der Markt sich gedreht hat, gibt Engel zu. Aber der Fokus bleibe bei den SMBs, und obwohl Acer auch bei Projektgeschäften Gas geben wolle, habe man internationale Großkunden noch nicht so auf dem Radar. Von den Projektgeschäften hängt aber auch ab, ob das Ziel zu erreichen sei, im deutschen PC-Markt auf Platz drei vorzudringen.

Von Servern erwartet Engel nicht den "Big Bang" in diesem Jahr. Der strategisch wichtige CE-Bereich bleibe aber Fokusthema, auch wenn es bisher nicht den erwünschten Erfolg gebracht habe. "Dies liegt auch daran, dass der UE-Handel noch Berührungsängste mit den IT-Herstellern hat", gibt Engel zu. Aber wenn andere Anbieter mit den UE-Händlern in ihrem gewohnten Maße mittlerweile "Kaffee trinken gehen", sieht Engel keinen Anlass, das Geschäftsmodell mit dem Vertrieb über den Distributionsweg umzustellen. Um im TV-Markt vorwärts zu kommen, setze Acer auf seine "Display-Kompetenz". Während CE-Themen wie Kameras eher mitlaufen, will Acer auch vom Boom bei Navigationsgeräten profitieren. Immerhin wurden davon laut Produktmanager David Lü inklusive Handhelds und Smartphones über 3,32 Millionen Stück in Deutschland verkauft, und die Erwartungen für 2007 sind ähnlich hoch.

Abends lud Acer auf die "Cap San Diego", eines von sechs noch seetüchtigen schnellen Stückgutfrachtern zur Party ein. Dabei wurden traditionsgemäß auch die Preise für die erfolgreichsten Händler und Distributoren aus den Acer-Partnerprogrammen bekannt gegeben. Zum Distributor 2006 wurde Also Deutschland gekürt. Als Ansporn für das kommende halbe Jahr will Acer die Top-Performer aus den vier Partnerprogrammen (Acer Executive, Active, Online und Point) im August mit einem Wochenende im kroatischen Dubrovnik belohnen. Während Hamburgs Kult-Transe Olivia Jones mit ihren Anekdötchen mit Sex-Fragen an Bravos Dr. Sommer eher enttäuschte, sorgte die Band "Livin music familiy" dafür, dass die Tanzfläche sich ganz schnell füllte. Wer dann noch nicht genug hatte, stürzte sich in Hamburgs Nacht- leben - nach St. Pauli war es ja nicht weit.

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