Achtung Satire!

10.08.1998

Kanzler bleib ich sowiesoZuerst einmal möchte ich mich bei all meinen Freunden und vor allem den Wählerinnen und Wählern in dieser unserer wiedervereinigten Republik für Ihr Vertrauen bedanken, auch wenn es nix geholfen hat. In den sechzehn Jahren meiner Amtszeit haben wir das BTX und das Internet auf den Weg gebracht, das Privatfernsehen und das Handy. Den Namen habe ich übrigens selbst erfunden. Als es mir auf der Messe zum ersten Mal gezeigt wurde, hab ich gleich gefragt:

"Hänn die kä Schnur?", und heute bis in allen Zeiten wird des der Name bleiben.

Internet hab ich net, aber die Staus auf der Datenautobahn, da kenn ich mich aus. Auf meinem Weg von Oggersheim nach Bonn sehe ich die täglich. Vor allem im Sommer, wenn die Holländer kommen.

Also was die neuen Medien betrifft, auch da kenne ich mich aus. SAT1 ist mir heute noch dankbar, aber es gibt auch Auswüchse wie Viva, des klingt mir doch arg nach Revolution.

Man hat mir in meiner Amtszeit vorgeworfen, ich hätte keine Visionen. Papperlapapp, sag ich da nur. Was glauben Sie denn, warum wir Breitbild-Television gefördert haben? Wie soll sonst der Kanzler der Einheit überhaupt richtig ins Bild kommen? Und überhaupt, was soll das ständige Jammern wegen dem Binnenmarkt? Vor allem die kleinen Händler, des sag ich auch immer zu meinem Freund Norbert, die kleinen sind immer die schlimmsten. Wen interessiert denn in Deutschland der Binnenmarkt, bei so vielen Arbeitslosen in unserer Freizeitgesellschaft kann sich ja eh' keiner was kaufen. Wer zu kurz kommt, den bestraft das Leben, gell Berti.

Unter uns einmal, wenn all die Selbständigen und Existenzgründer in Wirklichkeit Arbeitslose wären, wie der Norbert immer sagt, dann hätten wir ja noch mehr. Des kann ja gar net sein. Was bringt es dem Export, wenn die Leute, vor allem die jungen Familien, mehr Geld bekommen? Das interessiert weder meinen Freund Hundt noch seine Kumpels Stihl und Henkel. Da hab ich nix davon, wenn der Laden um die Ecke verdient, wenn Siemens oder Benz verdient, dann steht's in der Zeitung. Also, des is net so einfach mit der Wirtschaft, das können Sie mir glauben. Und wenn das Land der Erfinder einmal Ladehemmung hat, des kann doch net am Geld liegen, das den Universitäten fehlt. Ja, was haben denn wir damals bekommen? Und schaun Sie doch einmal her, aus mir ist doch auch was geworden. Ich schaffe zwei Hausmacher Schlachtplatten und ein Stück Kuchen in zwanzig Minuten, und da reden Sie von aussitzen!

Immerhin ging's uns ja sechzehn Jahre gut, also wieso nicht zwanzig? Was habe ich nicht alles für das Handwerk getan und den Mittelstand und das europäische Haus. Ohne mich und Europa würden noch heute tausende von Computern in Handarbeit gefertigt werden, illegal. Aber eins versprech' ich Ihnen, wenn ich bald mehr Zeit habe, kauf ich mir auch einen Computer beim Bill Gates, und dann surf ich mit der Hannelore im Internet oder ärgere den Schäuble mit I-Mehl. Kanzler bleib ich sowieso, und wenn der Gerhard Schröder auch Kanzler ist, dann hat Deutschland eben zwei.

Also nochemal, und das sage ich ganz gelassen:

Frieden und Freiheit für alle, und Saumagen für mich.

Bis demnächst

Euer Helmut, Kanzler von ganz Deutschland (auch Bayern!)

Bis demnächst, Euer Querschläger!

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