Actebis-Chef Michael Urban zur Zukunft von Peacock

16.01.2003
Die Peacock-Mannschaft startet 2003 mit einem neuen Mann an der Spitze. Was sein Auftrag ist, und wie es mit dem Unternehmen weitergeht, beantwortet Actebis-Chef Michael Urban im Gespräch mit ComputerPartner.

Fröhliche und unbeschwerte Feiertage hatte von der Peacock-Mannschaft wohl keiner. Die Frage, wie es denn nun weitergehen soll und wird, dürfte den meisten einen grüblerischen Weihnachtsurlaub beschert haben. Der Grund dafür ist klar und wurde bereits in der Branche durchgehechelt: Die Peacock-Geschäftsführer Peter Becker und Erich Glaeser mussten am 19. Dezember Knall auf Fall ihre Stühle räumen (siehe ComputerPartner 1/2 2003, Seite 40).

Die Entlassungen sorgten zwischen Mitarbeitern und Kunden bei ComputerPartner-Online vom 20. Dezember 2002 für hitzige Diskussionen. Dennoch blieben wichtige Fragen - auch von Seiten des Actebis-Managements - offen. Klar war bis dato nur, dass Jörg Nieder (39) Beckers Job als Geschäftsführer der Peacock GmbH & Co. KG übernimmt.

Nieder machte sich in Soest einen Namen als Retter in der Not: Er brachte die Actebis-Niederlassung in Österreich wieder auf die Beine; ging danach für ein Jahr nach Polen und "baute dort stabile Strukturen auf", wie Actebis-Chef Michael Urban lobend im Gespräch mit ComputerPartner hervorhob. Auch an seinem nächsten Arbeitsplatz in der Niederlassung in Belgien habe sein Auftrag "Reorganisation" gelautet, betont Urban. Aber dort kam er wohl zu spät; Actebis hat sein Büro in Belgien Ende des vergangenen Jahres geschlossen.

Wie also lautet Nieders Auftrag für Wünnenberg-Haaren? "Er ist kein Sanierer, sondern ein Manager mit Reorganisationserfahrung", stellt Urban klar. Sein Auftrag sei es vorerst, eine Analyse - vor allem in puncto Kundenrück- und -neugewinnung - vorzustellen. "Peacock hat massiv Kunden enttäuscht und verloren. Man hat sich dort eher um interne Angelegenheiten als um die Kundenbedürfnisse gekümmert", landet Urban noch einen Seitenhieb auf seine beiden Ex-Geschäftsführer.

Außerdem soll der Neue die Reorganisation des Einkaufs überwachen. "So was läuft nie ohne Probleme", warnt Urban schon mal vor. Peacocks Einkauf wurde aufgelöst und soll künftig von der Actebis-Mannschaft übernommen werden (siehe ComputerPartner 49/02, Seite 12). Die Eigenmarkenorganisation, Peacock Private Label (PPL), wird der frühere AID-Geschäftsführer Matthias Klauke "zusätzlich wieder mitmachen" (Urban). Als Glaeser-Nachfolger will der Actebis-Chef Klauke aber nicht verstanden wissen.

Bleibt die Frage nach dem Peacock-Vertrieb. Unternehmensnahe Kreise vermuten bereits seit Mitte 2002, dass er bald ebenfalls Actebis zugeschlagen wird. Peacock - als Unternehmen und Distributor - wäre dann Schnee von gestern. Urban dementiert die Spekulation: "Den Peacock-Vertrieb bei Actebis zu integrieren würde keinen Sinn machen. Damit würden wir die bestehenden Kundenbeziehungen verlieren. Schließlich sind beide Unternehmen zwar nicht völlig, aber in Teilbereichen wie der Kundenausrichtung, unterschiedlich positioniert." Anders verhalte es sich bei den beiden Einkaufsabteilungen. "Seit der Übernahme von Peacock war klar, dass wir diesen Bereich zusammenlegen werden", sagt Urban. Dafür waren aber zuerst gemeinsame Logistikstrukturen und ein einheitliches Warenwirtschaftssystem notwendig.

Veränderungen im Vertrieb stehen allerdings nach Aussage von Urban bei den Top 100 der Systemhauskunden an. Denn hier bestehe ein "sehr großer Overlap". Vertriebsmitarbeiter von Peacock und Actebis würden sich bei dieser Zielgruppe "im totalen Wettbewerb" befinden, beschreibt der Actebis-Chef die Situation.

Wettbewerber halten dem entgegen, dass sich dieses Szenario auf alle Kundengruppen übertragen lasse. "Die beiden Vertriebsmannschaften schlachten sich an der Verkaufsfront gegenseitig ab", berichtet ein Distributionsmanager. Urban hält dem entgegen: "Im Mittelstand und Small-Segment gibt es nur sehr geringe Überschneidungen zwischen den beiden Unternehmen."

Eine weitere Neuerung bei Actebis zum Jahresanfang: Zum 1. Januar wechselte der Distributor den Kreditversicherer - von Gerling (bis zum 31. Dezember 2002) zu Hermes.

Lesen Sie zu diesem Beitrag auch unseren Kommentar auf Seite 8. (ch)

www.actebis.de

www.peacock.de

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