Actebis/Peacock: die Pumpernickel-Allianz gegen die Brezen-Fraktion

14.01.1999

SOEST: Ostwestfälisches Schwarzbrot gegen bayrische Laugenbrezen: So stellt sich nach der Übernahme von Peacock durch Actebis die deutsche Großdistributorenszene dar. Mit Actebis und Peacock formiert sich ein neues Schwergewicht gegen die amerikanisch-bayrischen IT-Großhändler im Münchner Raum."Unser Ziel ist, unter die Top-Drei- Distributoren in Europa aufzusteigen. Mit Peacock sind wir dem ein ganzes Stück nähergekommen", begründet Actebis-Chef Michael Urban den Kauf, der rückwirkend zum 1. Januar 1999 gilt. Zusammen mit dem Peacock-Umsatz (1998: 1,6 Milliarden Mark) kann Actebis dann immerhin einen europaweiten Umsatz von 5,9 Milliarden Mark vorweisen. In diesem Geschäftsjahr sollen die Einnahmen laut Urban "auf jeden Fall über sechs Milliarden Mark liegen". Auch für Deutschland hat sich das Duo einiges vorgenommen: "Mit einem Umsatz von vier Milliarden Mark in diesem Jahr sind wir die Nummer eins in Deutschland", glaubt der Actebis-Chef.

Gut ins Konzept paßt Urban auch die starke Eigenmarke, die seine Neuerwerbung mitbringt. Immerhin verkaufte Peacock 1998 seinen Angaben nach rund 140.000 eigene PCs, Actebis brachte es auf 180.000 Targa-Rechner inklusive Notebooks. Schließlich will Actebis schon im nächsten Jahr zur Nummer eins bei Handelsmarken in Europa avancieren. Die Fertigung der Peacock-Rechner, die bisher größtenteils bei Vobis in Würselen angesiedelt war, wird komplett nach Dresden verlegt.

Abgesehen von der Produktionsverlagerung soll bei Peacock nach Aussagen von Actebis alles beim alten bleiben. Der Distributor agiert weiterhin als eigenständiges Unternehmen. Mitarbeiter werden nicht entlassen, schließlich brauche man die, um das Wachstum zu stemmen, so Urban. Zur Wettbewerbssituation der beiden Distributoren meint Peacock-Vorstand Roland Rakebrand: "Die örtliche Nähe hat immer einen sportlichen Wettbewerb herbeigeführt. Dabei wird es auch bleiben und ist bewußt so gewollt." Für die Kunden von Peacock wird sich nicht viel ändern, glaubt Rakebrand, außer daß das "relativ begrenzte Produktsortiment vorsichtig erweitert wird".

Im Markt wird die Übernahme positiv zur Kenntnis genommen. Während Margot Lehmair, Bereichsleiterin Computer bei Schulz Bürozentrum in München, Peacock als Bereicherung für Actebis ansieht, reagieren Hersteller auf den Deal gelassen. Betont etwa Mitsumi-Manager Martin Zimmer: "Wir gehen davon aus, daß die Geschäfte wie bisher weiterlaufen." (Kommentar Seite 6) (is)

Bis zum Jahreswechsel noch Wettbewerber, jetzt ein Herz und eine Seele: Actebis-Chef Michael Urban (links) und Peacock-Vorstand Roland Rakebrand.

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