Actebis will in den nächsten zwei Jahren die Lagerkapazität verdoppeln

11.11.1999
LIMASSOL/ZYPERN: Rund 300 Actebis-Vertriebspartner reisten, zum Teil mit Anhang, Ende Oktober nach Zypern, um am 5. Actebis-Handelskongreß teilzunehmen. Die großen Neuigkeiten gab es zwar nicht, dafür stand der Meinungsaustausch zwischen Händlern, Herstellern und dem Distributor im Vordergrund.

Ulli Potofski ist heute Sportchef beim Fernsehsender RTL. Davor saß er einige Jahre am Mikrophon von Radio Luxemburg und mußte viel quasseln, was ihm leicht fiel. Daß er diese Gabe auch heute noch besitzt, davon konnten sich die Teilnehmer des 5. Actebis-Fachhandelskongresses Ende Oktober auf Zypern überzeugen. Denn der Soester Distributor hatte Potofski nicht nur als Moderator der Veranstaltung angeheuert, sondern er durfte auch den abschließenden Vortrag halten. Und das machte er richtig gut. Sein Erlebnisbericht zu den Anfängen des Privatfernsehens in Deutschland war jedenfalls der unterhaltsamste Vortrag der gesamten Veranstaltung.

Überhaupt kam Potofski mit seiner lockeren Art bei den etwa 300 angereisten Händlern gut an. Und als er dann am Ende der Veranstaltung auch noch versprach, in der "wichtigsten Sendung des deutschen Fernsehens", nämlich dem Fußballmagazin "Auf Schalke", das am Sonntag nach dem Actebis-Kongreß über die Bildschirme flimmern würde, die Begriffe "Zypern" und "Targa" einzubauen, hatte er auch die Sympathien der Actebis-Geschäftsführung für sich.

Wer dann allerdings die Wiederholung der Sendung am Sonntag abend, als die meisten Teilnehmer wieder daheim waren, verfolgte und ungeduldig auf die Worte "Zypern" und "Targa" wartete, wurde enttäuscht. Denn obwohl Potofski ohne erkennbare Mühe tausende von Wörtern produzierte, "Zypern" und "Targa" waren nicht darunter. Also eine leere Versprechung, die der RTL-Moderator am Vortag abgegeben hatte. Vielleicht paßte er ja deshalb so gut in diese Veranstaltung: Denn in puncto leerer Versprechungen kennt sich die Computerbranche ja ebenfalls gut aus.

KEINE STELLUNGNAHME ZU CHS

Potofski war - das herrliche Wetter, das Fünf-Sterne-Hotel, die abendlichen kulinarischen und sonstigen Genüsse außer acht lassend - das Highlight des Kongresses. Das bedeutet nicht, daß der Kongreß ein Fehlschlag war oder von tiefgründiger Langeweile geprägt war. Das sicher nicht. Aber spektakuläre Neuigkeiten gab es nun einmal nicht. Schon gar nicht zum Thema CHS und einer von einigen Teilnehmern für möglich gehaltenen Teilübernahme (Osteuropa) des zusammengebrochenen Konkurrenten durch Actebis. "Kein Kommentar", lautete die stereotpye Stellungnahme der Actebis-Geschäftsführung, die ohne Michael Urban angereist war, der mit einer wichtigen internen Veranstaltung des Otto-Konzerns in der Schweiz oder Süddeutschland, da war man sich uneins, entschuldigt wurde.

Auch der Veranstalter selbst hatte seinen Fachhandelskunden, die sich über das Erreichen von Umsatzzielen für diese Reise qualifiziert hatten, wenig wirklich Neues mitzuteilen. Geschäftsführer Klaus Hellmich, von dem man vorab schon einmal erfuhr, daß er Vaterfreuden entgegensieht, räumte im Schnelldurchlauf mit drei Mythen auf ("Alle Hersteller gehen direkt.", "Das Dell-Modell ist das Allheilmittel." und "Electronic Commerce wird die Distribution ausschalten."), bevor er dann eine gute und eine schlechte Nachricht verkündete. Die gute: Actebis wird in den nächsten zwei Jahren die Lagerkapazität verdoppeln. Die schlechte: Die Logistikkosten werden steigen, weil es unter den europäischen Transportunternehmen einen Konzentrationsprozeß gibt. Und weil sein Vortrag unter der Überschrift "Logistik-Trends 2000" stand, hatte er noch eine weitere wichtige Information auf Lager. Nämlich die, daß in Zukunft nicht mehr die Liefergeschwindigkeit, sondern die "Liefergenauigkeit" den entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellt. Worin der weltbewegende Unterschied zur bisher "Lieferpünktlichkeit" liegt, wurde nicht allen Teilnehmern deutlich.

GESCHÄFTSENTWICKLUNG LIEGT "IM PLAN"

Nichts wirklich Neues wußte auch Actebis-Vertriebsleiter Karl Hoffmeyer zu berichten. Vielleicht nur dies: Aufgrund der guten Resonanz der Händler auf den ersten Abholmarkt in Soest - 150 Händler haben bisher die erforderliche Registrierung vornehmen lassen - hält Hoffmeyer die Eröffnung weiterer Shops an anderen Standorten für möglich.

Ansonsten scheint das Geschäft von Actebis in diesem Jahr ganz ordentlich zu laufen. So zumindest versichert das Actebis-Management unisono, man liege im Plan. Das heißt, daß man beim Umsatz in Deutschland einschließlich der Tochter Peacock irgendwo bei vier Milliarden Mark herauskommen und europaweit mehr als sechs Milliarden Mark Gruppenumsatz erzielen werde.

MIT HANDELSMARKEN WEITER NACH VORN

Auch in bezug auf die im letzten Jahr verkündete Absicht, das Eigenmarkengeschäft auszubauen und den Umsatz bis zum Jahr 2002 von etwa 800 Millionen (1998) auf 1,6 Milliarden Mark zu verdoppeln (siehe ComputerPartner 27/98, Seite 26), befindet sich Actebis nach Angaben von Geschäftsführer Stefan Draeger "auf einem sehr guten Weg". Zwar sei das erste Quartal nicht so berauschend gelaufen, vor allem aber Q3 und, wie es aussehe, auch Q4 würden diese Scharte wieder auswetzen. Draeger geht davon aus, daß Actebis in diesem Jahr rund 200.000 Handelsmarken-PCs bauen werde. Für kommendes Jahr strebt er eine Steigerung auf 300.000 Stück an.

Dazu beitragen sollen unter anderem die 36monatige Garantie ab dem 1. Januar 2000 auf alle Targa-Rechner, der Einstieg ins Projektgeschäft (mit dem Targa-Server, der zur Cebit kommen soll) und vor allem das seit September lebende "Team Targa", das aus fünf Außendienstmitarbeitern besteht, die nichts anderes tun sollen, als Targa-Rechner zu verkaufen.

Nicht realisiert hat Actebis das im letzten Jahr von Urban angekündigte Angebot, den Händlern einen schlüsselfertigen Onlineshop anzubieten. "Wir haben uns auf unseren Trade-Manager konzentriert, von dem wir inzwischen 35.000 CD-Roms verteilt haben", erklärte Hellmich. Zudem hat Actebis auf der eigenen Homepage ein "Schwarzes Brett" für die Händler eingerichtet, das die Vertriebspartner dazu nutzen können, untereinander Geschäft zu machen.

Actebis hat mit dem Handelskongreß einen perfekten Rahmen geschaffen, der dem Dialog zwischen dem Distributor, den Händlern und den Herstellern dient. Im Gegensatz zu früheren Jahren verzichteten die Ostwestfalen auf Wunsch der Händler weitgehend auf Plenumsvorträge zugunsten von Workshops. Sehr gut kamen auch die Meeting-Points an, wo sich Hersteller und Händler mit ihren individuellen Fragen und Problemen austauschen konnten. Während die Handelskongresse anderer Distributoren eher Mammutveranstaltungen mit zuweilen mehr als 2.000 Teilnehmern sind, steht diese Veranstaltung bei Actebis unter dem Motto "Klasse vor Masse". Das Konzept scheint auch bei den Herstellern gut anzukommen, so daß eine Fortsetzung des Kongresses im Jahr 2000 wahrscheinlich ist. (sic)

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