Actebis zum Sparen verdonnert: Rechnung kann so nicht aufgehen

13.09.2001

Einmal im Jahr geht#s rund bei Actebis. Kurswechsel, Strategieänderung und die Folge daraus: verunsicherte Mitarbeiter und Kunden. Pünktlich zur diesjährigen Peacock-Hausmesse hat Actebis-Chef Michael Urban die beiden Distributionsunternehmen mal wieder aufgemischt (siehe Artikel auf Seite 10). Diesmal muss AID (Actebis International Distribution) daran glauben. Die bisher eigenständige GmbH, zuständig für die Eigenmarken Targa und Peacock, OEM-PCs und die internationale Distribution, wird aufgelöst. Der Peacock GmbH & Co. KG werden jetzt Beschaffung und Herstellerfunktion aufs Auge gedrückt. Welche Gesellschaft künftig die internationale Distribution übernimmt, darüber schweigt sich Actebis noch aus.

Konzern-Lenker Urban steht unter Druck. Vorerst musste er seine Umsatzprognose für 2001 nach unten korrigieren: von 10 Milliarden auf 9,5 Milliarden Mark (Vorjahr: 8,5 Milliarden Mark). Dem Mutterunternehmen Otto dürfte das gar nicht schmecken. Immerhin schafft es die Hamburger Zentrale - gegen den allgemeinen Trend - selbst im Online-Handel noch Geld zu scheffeln. Und damit stellt Otto in Deutschland, wo die Verbraucher E-Commerce nach wie nur sehr misstrauisch annehmen, eine rühmliche Ausnahme dar. Auch versteht man nicht so recht, warum sich Otto ausgerechnet zwei IT-Distributoren ans Bein bindet: Reich wird der Konzern damit sicher nicht. Man munkelt, die Hamburger bräuchten den von der Actebis-Gruppe produzierten Cash-Flow. Bei Umsatzrückgängen sieht es damit aber mau aus. Also, wird den Soestern das derzeit gängige Sparprogramm verordnet.

Und da die Eigenmarken Peacock und Targa bereits seit längerem zu den Sorgenkindern in Westfalen zählen, bietet sich hier das Umsetzen des Sparkurses an. Bereits im vergangenen Jahr hatte Urban durch eine radikale Richtungsänderung, nämlich Targa nur noch für B2C-Kunden und Peacock ausschließlich für den B2B-Markt anzubieten, versucht das Ruder herumzureißen. Die frühere Actebis-Eigenmarke Targa scheint aber immer noch zu schwächeln, denn die Akzeptanz bei den Retailkunden ist nicht so, wie sie Urban wohl noch im vergangenen Jahr vorschwebte. Jetzt muss also AID aufgelöst werden. Langfristig soll sich Peacock dann als Hersteller aufstellen, Actebis das komplette Distributionsgeschäft übernehmen.

Eine Rechnung, die so nicht aufgehen wird. Derzeit macht der Umsatz mit den Eigenmarken bei Peacock gerade mal 25 Prozent aus. 75 Prozent der angepeilten zwei Milliarden Mark Umsatz 2001 werden nach wie vor mit dem Distributionsgeschäft erwirtschaftet. Also immer noch eine ganze Menge. Sollten diese drei Viertel vom Peacock-Umsatz nach Soest verlagert werden, wird Urban einiges vom Distributionsgeschäft wegbrechen: aufgrund von Überschneidungen bei Lieferanten als auch bei Kunden. In diesem Fall werden eins plus eins nicht zwei, sondern - wenn#s gut laufen sollte - gerade mal 1,5 ergeben. Schlechte Aussichten in einer Zeit, in der die Geschäfte so oder so schon für die ganze Branche miserabel laufen.

Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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