Ärgernis der Woche

07.06.2000

"Der elektronische Handel verändert alles. Schnelligkeit und kostensparende Infrastrukturen nahen." Solcherlei Aussagen tönen allenthalben in unseren Ohren, doch der Online-Händler Uwe Zapp in Haste - http://it-shop.zapp.org - kann da ein anderes Lied singen: "Ich habe einen Webshop, da bräuchte ich von den Distributoren täglich aktuelle Preis- und Verfügbarkeitslisten. Doch der Datenaustausch ist ein Alptraum! Mangelnde Aktualität und die ohnehin meist schlecht verwertbaren Formate der Daten machen aus unserer Datenbankpflege mühsame Handarbeit", beklagt sich der Händler und führt weiter aus: "Wir könnten ein Vielfaches an Umsätzen generieren, anstatt stundenlang Telefonate zu führen, um Preise nachzufragen." Der Haster tat sein Leid diversen Großhändlern kund, doch die wollten in der Regel nichts hören und antworteten mit Schweigen. Nur der Netzwerkdistributor Allnet in Germering war weniger zurückhaltend, allerdings konnte sich Zapp hier nicht so recht darüber freuen. Doch zunächst der Anlass der Beschwerde: "Im Allnet-Webshop werden andere Preise gelistet als in der so genannten aktuellen Preisliste zum Download. Der Grund hierfür ist, laut Allnet, dass diese Datenbank nur einmal wöchentlich aktualisiert wird, der Shop hingegen mehrmals täglich. Auf Nachfrage erklärte man uns, es sei unmöglich und auch nicht gewünscht, diese Preisliste aktuell zu gestalten", berichtet Zapp fassungslos. Und es kam noch besser: Da werde die Bitte nach aktuellen Zahlen vom Allnet-Geschäftsführer Wolfgang Bauer abgeblockt mit einem "Wenn die Basis der Geschäftsbeziehung der regelmäßige Datenaustausch sein soll, so können wir gerne auf Ihren Umsatz verzichten." Eine weitere Variante der Kundenfürsorge sei auch gewesen: "Sie werden von uns eine aktuelle Preislis-te erhalten, wenn es an der Zeit ist." und "Sie müssen mit der Krücke leben, jeden Tag unsere Preise und Verfügbarkeit telefonisch abzufragen, denn wir möchten nicht, dass Sie unsere Preise kennen oder wissen, was wir auf Lager haben." Diese Antworten findet Zapp sehr verwunderlich, denn "ist nicht genau das die Aufgabe der Distributoren? Meine Ansprüche sind doch gar nicht so hoch, ich will einfach aktuelle Preis- und Bestandslisten!" ComputerPartner fragte sich auch, ob Zapp tatsächlich Unmögliches verlangt, und hakte beim Germeringer Distributor nach:

Statement von Wolfgang Marcus Bauer, Geschäftsleitung Allnet Deutschland GmbH:

1. Herr Zapp hat die Möglichkeit, täglich die Preise aktuell im Internet anzuschauen.

2. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Herr Zapp nicht nur einen Online-Shop betreibt, sondern die ihm zur Verfügung gestellten Daten an den Handelsdatenbank-Anbieter CPI weiterleitet beziehungsweise eng mit CPI zusammenarbeitet, eventuell sogar für CPI arbeitet.

3. Was Herr Zapp möchte, ist nicht der Einblick in eine Datenbank, sondern in die Datenbankstruktur inklusive des kompletten Inhalts.

4. Bei einer eidesstattlichen Versicherung, dass er die entsprechenden Daten ausschließlich für seinen Online-Shop nutzt, senden wir Herrn Zapp gerne stündlich eine aktuelle Mail.

5. Das Wort Krücke kenne ich aus einem anderen Umfeld. Es liegt mir fern, dieses Wort gegenüber Kunden zu gebrauchen.

6. Sie erwähnten bereits, dass Herr Zapp bei allen Distributoren schwer an Daten herankommt.

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