AG Neovo - der Mercedes unter den TFT-Displays

25.07.2002
Kaum ein Unternehmen demonstriert Taiwans Abschied vom früheren Babyblau- und Schweinchenrosa-Image so eindrücklich wie AG Neovo. Nach ersten OEM-Gehversuchen mit Wortmann drängt die TFT-Designerschmiede nun auch unter eigenem Namen auf den deutschen Markt.

Heimlicher Star der Computex in Taipeh ist seit 2000 die TFT-Marke AG Neovo von Associated Industries China(AIC), Tochter des Containerriesen CMT & Associated Group. Dabei war das Unternehmen anfangs selbst gar nicht auf der wichtigsten IT-Messe Asiens zugegen, sondern hat lediglich seine besten "Pferdchen" ins Rennen geschickt - als Präsentationsgerät für andere Aussteller - und damit so manch einem von ihnen die Show gestohlen.

Mit Hongkongs größter Frachtgesellschaft, OOCL Maritime Transportation Group, verbandelt, und durch CMT finanziell üppig ausgestattet, hat AG Neovo vor drei Jahren angefangen, den TFT-Markt von oben aufzurollen. Angetreten hat das Ganze nach eigener Aussage eigentlich Wortmann-Produktmanager Thoren Steffen, der davon überzeugt war, dass gerade TFTs sich als Designerstücke anbieten würden. So machte er sich mit seinen Vorstellungen auf die Suche nach einem solventen Investor in Taiwan und ist dabei auf AIC gestoßen. Den Anfang machten vor den AG-Neovo-gelabelten Produkten denn auch Geräte der Wortmann-Marke "Magic".

Angesichts viel zitierter Vergleiche mit namhaften Designermarken kann es sich AG Neovo leisten, auch preislich etwas höher anzusetzen. "Wenn die Leute denken, das Produkt sei wie ein Mercedes Benz, sind sie auch bereit, mehr zu bezahlen", erklärt David Pi, weltweiter Sales-Director von AIC. Auch der deutsche Automobilhersteller scheint da durchaus Parallelen zu sehen, denn im US-Werbefilm für das neue Mercedes SL Coupé tauchen wiederholt AG-Neovo-Monitore auf.

"Qualität, wie man sie bei AG Neovo allein durch die Stück für Stück geprüften, handverlesenen Panels findet, hat ihren Preis", pflichtet ihm Steffen bei.

Die Produktpalette reicht vom "F-15" zum Preis von 499 Euro bis hin zu 19-Zöllern zum EVK von 1.499 Euro und wird durch Zubehör wie einen TV-Tuner in Form eines Bilderrahmens komplettiert. Zum Jahresende sind auch 20- und 23-Zollgeräte geplant.

"Was unsere TFT-Displays so besonders macht, ist nicht nur das Design, sondern eine Neo-V genannte spezielle Glastechnologie, die eine hohe Widerstandsfähigkeit der Panels mit besseren Kontrastwerten und mehr Farbbrillanz verbindet", hebt Sales-Manager Udo Moritz, seit über einem Jahr bei AG Neovo und seit April 2002 Geschäftsführer der Deutschlandniederlassung in Brühl bei Köln, die Vorteile der eigenen Produkte hervor. Abgesehen von Wortmann plant AG Neovo trotz verschiedener Anfragen großer Monitorhersteller keinen Ausbau der OEM-Schiene. Stattdessen ist AG Neovo seit einem Jahr bestrebt, sich ein eigenes Markenimage in Deutschland und Europa zu schaffen. Mittlerweile habe man mit Wortmann, Lintec und Pilot, um nur einige zu nennen, bereits ein breites Netz von vertikalen und horizontalen Distributions- und Channel-Partnern aufgebaut. "Vertriebsschwerpunkt sind Value-Added-Reseller und Systemhäuser, aber auch dem Retail-Kanal wollen wir uns nicht völlig verschließen. Aber wir haben genügend Selbstvertrauen, auch mal Nein zu sagen", betont Moritz. Kann sich AG Neovo diese Arroganz bei nur 13.000 im deutschen Sprachraum verkauften Geräten und fünf Millionen Euro Umsatz im Startjahr 2001 überhaupt leisten? "Durchaus. Wir sind gut unterwegs, schließlich ist dies das Ergebnis von nur neun Monaten, das wir in diesem Jahr verdoppeln wollen", so der Deutschlandchef.

AG-Neovo-Bildschirme finden sich bereits in den Chefetagen vieler bedeutender Unternehmen, wie Daimler-Chrysler, VW und Thyssen Krupp. "In den vertikalen Märkten läuft vieles über Mund-zu-Mund-Propaganda. Als reiner TFT-Hersteller und durch unsere Alleinstellungsmerkmale in Design und Technologie sind wir auch nicht dem Kannibalisierungseffekt im Monitormarkt ausgesetzt und bekommen von der Krise in diesem Markt wenig zu spüren", freut sich Moritz.

www.neovo.de

www.wortmann.de

ComputerPartner-Meinung:

Wirklich Schönes sieht man in der Welt der IT wirklich selten. Selbst TFT-Displays kommen meist noch in dem schnöden Light-Grey. Es ist eigentlich schade, dass bei dem Drängen um die Marktanteile auf Design und Qualität so wenig Wert gelegt wird. Um so erfreulicher, dass es Hersteller wie AG Neovo gibt, die es nicht nötig haben, jeder Preissenkung nachzugeben. Aber um nicht in Schönheit zu sterben, muss man dafür heute wohl entweder Bang & Olufsen heißen oder eine äußerst solvente Mutter im Kreuz haben. (kh)

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