Agfa Gevaert AG

06.04.1998

MORTSEL: Die Zeiten, in denen Agfa nur Fotoapparate und Filme hergestellt hat, sind lang vorbei. Der Geschäftsbereich Foto belegt nur noch Platz zwei auf der Umsatzrangliste des Konzerns. Den stärksten Umsatz liefert bei Agfa heute der Bereich "Grafische Systeme", zu dem auch die Sektion Digitale Kameras gehört. Doch das hat Agfa dem Markt noch nicht ganz klar machen können."Agfa hat Milliarden Umsätze im elektronischen Bereich, nur weiß das keiner", jammert Bodo Badnowitz, Leiter des Geschäftsbereichs Grafische Systeme. Und tatsächlich haben die Grafischen Systeme mit 47 Prozent den größten Anteil am Umsatz der Bayer-Tochter (siehe Kasten). Zu den Grafischen Systemen gehören neben der fotografischen Druckvorbereitung (grafische Filme und Papier), Offsetprinting Systems (OPS, Druckplatten) und Kopiersystemen (CPS, Bürokopierer) auch die Elektronische Druckvorbereitung (EPS). In diesem Segment siedelt der Konzern Scanner, digitale Kameras, Belichter und digitale Drucksysteme samt der dazugehörigen Software an. "Unsere Produktpalette ist ausgewogen. Wir begleiten unsere Kunden von der Eingabe bis zu Ausgabe. Angefangen mit den Scannern und digitalen Kameras über die Verarbeitung mit unserer Software bis hin zur

Ausgabe mit unserem Fotopapier", präsentiert Badnowitz die Abteilung als Komplettanbieter.

Ein eigener Drucker wäre logisch

Einzig der Drucker fehlt in dieser Wertschöpfungskette noch. Bislang stopfte Agfa dieses Loch mit Bundles, zum Beispiel mit dem Scanner-Drucker-Angebot im letzten Jahr zusammen mit den Farbtintenstrahl-druckern von Lexmark. "Ob Agfa mit einem eigenen Drucker auf den Markt kommt, darüber kann ich nichts sagen", so Badnowitz, "doch logisch wäre dieser Schritt schon." Für dieses Jahr konzentriert sich Agfa erst einmal auf die Eingabe der digitalen Bilder. Ende 1998 soll die Produktpalette 14 Scanner und sechs digitale Kameras umfassen.

Und dies, obwohl es für die Bayer-Tochter gerade im Bereich Digitale Kameras noch ziemlich schwer ist, den Markt zu aktivieren. Im Jahr 1996 wurden in Deutschland von allen Herstellern zusammen statt der erwarteten 150.000 digitalen Kameras gerade mal 30.000 Geräte verkauft. Dieses Jahr sind die Prophezeiungen schon wesentlich vorsichtiger geworden. Und das zu Recht, denn der Markt wächst enervierend langsam.

Consumermarkt ist noch flau

Gerade mal 100.000 digitale Kameras sind 1997 über die deutschen Ladentische gegangen. Vergleicht man das mit den 3,9 Millionen analogen Kameras, die 1997 in Deutschland verkauft wurden, ist das verschwindend gering. "Der Consumermarkt ist noch nicht auf die elektronischen Kameras angesprungen. Unseren Umsatz machen wir nur mit den Profis" , begründet Badnowitz. So ganz läßt sich Badnowitz allerdings noch nicht ins Boxhorn jagen: "Im Jahr 1998 werden wir bei den digitalen Kameras auf jeden Fall noch mal eine Verdopplung der Verkaufszahlen sehen." Das würde bedeuten, daß dieses Jahr mindestens 200.000 digitale Kameras einen neuen Besitzer finden würden. Als Grund nennt er das immer besser werdende Preis-Leistungsverhältnis, das auch langsam, aber sicher die Privatanwender anspricht. Auch wenn im Markt der Digitalkameras nicht alles so läuft wie geplant -

ansonsten kann die Gruppe auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 1997

zurückblicken. Denn auch die zwei anderen Geschäftsbereiche legten an Umsatz zu. Der Geschäftsbereich Foto, zu dem Film, Finishing (Fotopapiere und Chemikalien) sowie Laborgeräte gehören, erwirtschaftete mit 2,5 Milliarden Mark neun Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr. Der Geschäftsbereich Technische Bildsysteme legte um elf Prozent zu. Er setzte 1,7 Milliarden Mark um. Insgesamt meldete die Agfa-Gevaert Gruppe einen weltweiten Umsatz von acht Milliarden Mark und ein operatives Ergebnis von 480 Millionen Mark. (gn)

Bodo Badnowitz, Leiter des Geschäftsbereichs Grafische Systeme, will Agfa als "die analoge und digitale Kompetenz" am Markt sehen.

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