Airbus-Betriebsräte fordern vom Management Konzeptvorlage

11.07.2007
Von Kirsten Bienk

Von Kirsten Bienk

Dow Jones Newswires

HAMBURG (Dow Jones)--Die Arbeitnehmervertreter von Airbus Deutschland haben das Management des Flugzeugherstellers in Toulouse erneut scharf kritisiert und die Vorlage von Zukunftskonzepten gefordert. Die Betriebsräte könnten erst über geplante Werksverkäufe und Entlassungen diskutieren, wenn sie Informationen über die neue Organisationsstruktur und die Auslastung der Werke bis zum Jahr 2010 hätten, sagte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Rüdiger Lütjen am Dienstagabend dem Luftfahrtpresseclub Hamburg.

Lütjen sprach sich gegen die angekündigte Entlassung von rund 10.000 Mitarbeitern aus und begründete dies mit dem gut gefüllten Auftragsbuch und dem hohen Bedarf an Arbeitskräften. "Seit Monaten besteht keine Klarheit darüber, wer entlassen werden soll", sagte Lütjen. Die Mitarbeiter würden unter dieser Ungewissheit leiden. Der Betriebsrat habe auch keine Informationen darüber, welche Tätigkeiten betroffen seien. Außerdem sei nicht bekannt, wer die Arbeiten dann machen solle oder ob auf sie verzichtet werden könnte.

Diese unklare Situation wirkt sich auch auf die Neueinstellung von Mitarbeitern aus. "Wir können keinen neuen Mitarbeiter einstellen, ohne dass ein anderer gehen muss", sagte der Betriebsrat. Die absolute Zahl der Beschäftigten sei gedeckelt. Um zu wissen, welche Mitarbeiter gebraucht werden oder möglicherweise an einem anderen Platz eingesetzt werden können, müsste das Management ihre Pläne aufdecken. "Aber das Management in Toulouse ist 2.000 km von Hamburg entfernt und auch 2.000 km von der Realität", sagte Lütjen.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende geht davon aus, dass die Airbus-Führung gar kein Konzept hat und auch nicht weiß, wer entlassen werden soll. "Ich glaube einfach, dass sich das Management zu viel vorgenommen hat", sagte Lütjen. Zum einen solle bei vielen Modellen die Produktion hochgefahren werden, zum anderen stehe die Entwicklung neuer Modelle an und schließlich solle noch eine Fertigung in China aufgebaut werden.

Auch Horst Niehus, Betriebsratsvorsitzender des Hamburger Werkes, sieht eine große Belastung. "Wir haben viel zu viel Arbeit", sagte er. Es müsse geprüft werden, ob Airbus wirklich jeden neuen Auftrag haben müsse.

Die Arbeitnehmervertreter sprachen sich erneut gegen den geplanten Verkauf von drei Werken in Deutschland aus. Der Sinn des Verkaufs sei nicht nachvollziehbar, sagte Lütjen. Allerdings habe das Airbus-Management von diesen Einwänden nicht behindern lassen und nach Partnern und Käufern Ausschau gehalten. "Mit Partnerschaften könnten wir viel anfangen", sagte der Betriebsratsvorsitzende. Denn dies würde den Mitarbeitern durch langfristige Bindungen Sicherheit geben.

Da es Interessenten für die Werke in Varel, Nordenham und Laupheim gebe, müsse sich der Betriebsrat jedoch auch mit dem möglichen Verkauf beschäftigen. Bei einem Verkauf wünscht sich der Betriebsrat einen einzigen deutschen Käufer mit einem langfristigen Interesse. Dies sei wirtschaftlich am Vernünftigsten. "Wir wollen eher Honigbienen als Heuschrecken", sagte Lütjen. Allerdings müssten ein tragfähiges Konzept und die finanzielle Ausstattung des Käufers überzeugen.

Mit Blick auf den Airbus-Mutterkonzern EADS wünscht sich der Arbeitnehmervertreter ein engagierteres Eintreten der Politiker für die deutschen Interessen. Hier sei in der Vergangenheit viel zu wenig an Unterstützung geleistet worden, sagte er. Airbus wird seiner Einschätzung zufolge aber nur als europäisches Unternehmen überleben. Ohne das Engagements Frankreichs wären wir nicht so weit gekommen, sagte Lütjen. Luftfahrt habe dort eine wichtigere Rolle als in Deutschland.

Der Gesamtbetriebsratvorsitzende forderte vom EADS-Management aber Zurückhaltung bei öffentlichen Äußerungen. "Hausgemachte Probleme müssen im eigenen Haus geklärt werden", sagte er und kritisierte Äußerungen der beiden CEOs Louis Gallois und Tom Enders in der Öffentlichkeit. Außerdem plädierte er für den Rückzug des französischen und spanischen Staates. Dann würden die industriellen Belange eine höhere Wertigkeit bekommen, sagte er.

Webseite: http://www.eads.com

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-Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3116,

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