AKC-Kongreß: "Diese Tagung hat das Wir-Gefühl weiter aufgebaut"

05.08.1998

BREMEN: Über 300 IT-Fachhändler pilgerten am letzten Aprilwochende in die Hansestadt, um am zweiten Informationsaustausch des Arbeitskreises Computerfachhandel - kurz: Akcent - teilzunehmen. Kongreßthema in diesem Jahr: "Gemeinsam stark - Chancen des kleinen und mittleren PC-Fachbetriebs".Gemeinsam Schwarzsehen war nicht angesagt: Trotz hartem Konkurrenzkampf mit neuen und fachfremden Anbietern im Markt und stetem Preisverfall von Hardwareprodukten machte Frank Garrelts, Vorstandsvorsitzender von Akcent und Initiator des Kongresses, in seiner Eröffnungsrede den Teilnehmern Mut. "Derzeit gibt es zehn Millionen PCs in Deutschland in Privathaushalten - von 21 Millionen Geräten insgesamt. Und 40 Millionen sollen es in sechs Jahren sein", so Garrelts und berief sich dabei auf die Prognose des Marktforschungsinstituts ZVEI.

"Das heißt, Wachstum ist für unsere Branche auch in Zukunft garantiert", resümierte er. Außerdem qualifiziere sich der Fachhandelsbetrieb über Fachwissen, Marktüberblick und entsprechende Dienstleistungskompetenz gegenüber der Konkurrenz aus dem Retailkanal.

Weiter wollte die Händlerkooperation Akcent mit dem Kongreß seinen Partnern aus dem Handel auch die Augen für neue Geschäftsfelder und Zielgruppen öffnen. So sieht Garrelts zum Beispiel den Bereich der Großbildprojektoren als kommenden Integrationsfaktor in deutschen Haushalten. "Für uns wird dieses Segment auf jeden Fall ein Markt der Zukunft", wurde er nicht müde zu betonen.

Auch bei der allseits beliebten Zielgruppensuche zeigte sich der norddeutsche Microteam-Chef erfinderisch. Stichwort: Senioren. Hier müsse sich der Handel mehr engagieren. Sie sieht er als "finanzstarke und für uns interessante Zielgruppe der Zukunft". Denn: "Heute fängt das Seniorenalter bereits mit 50 an, wenn man noch mitten im Leben steht", begründete Garrelts seine Prognose.

"Aussteller sind hier zuwenig engagiert"

Entsprechend dieser Einschätzungen des Fachhandelsgurus lasen sich auch Vorträge und Sessions mit anschließender Diskussion: Insgesamt konnten die Kongreßteilnehmer 36 Vortrags- und Diskussionsrunden besuchen. Das Angebot umfaßte beispielsweise Marktanalysen zu SoHo, "Zielgruppe Senioren", "Service versus Cash & Carry" und "Electronic Commerce". Praktische Tips fürs Alltagsgeschäft gaben Vorträge zu den Themen: "Nein zum Meisterbrief", "Leasing, Ihr Gewinn", "Projektfinanzierung" sowie "Akcent Marketing und Dienstleistung".

Das breitgefächerte Angebot zahlte sich für die Veranstalter aus: "Was ich bisher gehört habe, war sehr positiv. Auch auf unseren Fragebögen habe ich bisher noch keine negativen Bewertungen gesehen", erklärte Garrelts am Ende des Kongresses sichtlich zufrieden mit sich und seinen Mitarbeitern. "Dieser Kongreß sollte neue Möglichkeiten aufzeigen und Anregungen geben. Und ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen", so der Akcent-Vorstand weiter.

Die Aussage von "neuen Möglichkeiten und Anregungen" teilte auch ein Großteil der Besucher. "Wir haben super Kontakte mit anderen Händlern hier aufgenommen - und auch mit Lieferanten. Der Erfahrungsaustausch hat uns auf jeden Fall geholfen", urteilte Ehepaar Weiße von WeiTechaus Rheinland-Pfalz. Nach der Veranstaltung wolle man 30 Prozent seines Produktsortiments umstellen, sich endgültig nur noch aufs Programmieren konzentrieren und die Hände vom Assemblieren lassen, so der Diplom-Mathematiker. "In zwei Jahren kommen wir mit der ganzen Belegschaft", meinte er sogar euphorisch.

Aber es gab nicht nur Lobeshymnen: "Bei den Vorträgen hat man gemerkt, daß die Referenten unser Tagesgeschäft nicht kennen. Denn alle, die ich gehört habe, haben den für uns so wichtigen Faktor Zeit völlig außer acht gelassen", meinte Achim Wiedemann, Geschäftsführer von Rhein-PC aus Rheinland-Pfalz. Sein Vorschlag fürs nächste Mal: auch mal Insider referieren lassen.

Trotzdem räumt er ein, daß der Informationsaustausch auch für ihn gestimmt habe. Die im Bremer Kongreßzentrum vertretenen Aussteller kommen allerdings bei ihm weniger gut weg: "Wir gehen doch nicht zu denen in die Business-Box, um ein Feuerzeug abzustauben, sondern auch wir wollen Geschäfte machen. Aber die Aussteller, die hier waren,

haben sich nicht besonders engagiert. "Sie sollten sich mal überlegen, wer eigentlich ihre Kunden sind", kritisierte Wiedemann.

Aus Lieferantensicht klang die Einschätzung der Veranstaltung dagegen ganz anders: "Ich finde, dieser Kongreß ist eine elegante Lösung, das Wir-Gefühl zwischen den Partnern weiter aufzubauen", meinte Oliver Förster, DIG-Geschäftsführer aus Mühlheim an der Ruhr. In Bremen war er als Lieferant und AKC-Mitglied vertreten. Großes Thema bei der abschließenden Podiumsdiskussion waren zwei Fragen: Wie kann sich die Branche künftig besser bei wachsender Konkurrenz im Markt positionieren? Und wie kann der Fachhandel - ohne seine Privatkunden zu verärgern und damit zu verlieren - Dienstleistungen in Rechnung stellen? Das Fazit fiel leider etwas dünn aus: neue Geschäftsfelder öffnen sowie Mitarbeiter schulen, um seine Stellung im Markt zu sichern, lautete die erste Antwort. Weiter sollte der Fachhandel Dienstleistungen transparent für den Kunden anbieten, um sie dann auch berechnen zu können - ohne Enduser zu vergraulen.

Abschlußdiskussion brachte wenig Neues

Neben den "Geschäftschancen für ihren PC-Fachhandelsbetrieb" hatten die Besucher aber auch ihr Vergnügen im Sinn: "Ich habe meine 22 Aufkleber zusammen und kann jetzt nach Hause fahren", bemerkte ein Softwarehändler aus der näheren Umgebung am Freitagabend. Er hatte damit 22 der insgesamt 32 Hersteller und Distributoren im neuen Bremer Kongreßzentrum besucht. Mit mindestens 20 Ausstellerbesuchen nahm der Besucher automatisch am Gewinnspiel teil - 1. Preis ein Wochenende in Rom. Gedacht als Anreiz, das Gespräch mit den finanzstarken Sponsoren der Veranstaltung zu suchen. In der Praxis zeigte sich aber mancher Aussteller etwas genervt von Aufkleber-jagenden Fachhändlern.

Nachdem die Besucher 300 Mark Teilnahmegebühr bezahlt hatten - inklusive Verpflegung und plus Hotelkosten - wollte der eine oder andere zumindest über den Gewinn einer Reise wieder was rausholen. "Das ist doch wie im Kindergarten", kommentierte zwar ein Händler die Jagd nach den begehrten Aufklebern, war aber gleichzeitig glücklich, daß auch er an der Verlosung teilnehmen konnte - mit genau 21 Aufklebern. (ch)

"Wachstum ist für unsere Branche auch in Zukunft garantiert", erklärte AKC-Vorstand Frank Garrelts in seiner Eröffnungsrede.

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