Aktien von Systemhäusern und IT-Dienstleistern vor Comeback

26.10.2000
Die IT-Aktien-Baisse ist im fortgeschrittenem Stadium angelangt. Die Ausverkaufswelle nähert sich dem Ende.

Die Systemhäuser und IT-Dienstleister notieren auf historisch niedrigem Niveau. So billig gab es die Papiere seit ihrer Emission nicht. Ein weiterer Rückgang ist zwar nicht auszuschließen, weil die Aktientendenz am Neuen Markt wacklig bleibt. Eine Kurserholung zum Jahresende sollte jedoch möglich sein.

Vom nächsten Jahr versprechen sich Firmen und Aktienanalysten eine durchgreifende Besserung. Die Weltkonjunktur und die Computerindustrie dürften in Schwung bleiben, so sie nicht der hohe Öl- und Dollarpreis abwürgt. Einen stabileren Eindruck vermitteln zum Beispiel Cenit, Bechtle, Haitec, Transtec und andere Werte (siehe Tabelle). Die aus der Hancke & Peter hervorgegangene Firma Arxes Information Design will sich mittelfristig zum reinen IT-Dienstleister entwickeln und den Hard- und Software-Handel auslagern. Alle wollen intern und extern wachsen. Demnach wird es in der Branche zu weiteren kleinen und größeren Übernahmen kommen. Auch bei den erst seit kurzem am Neuen Markt notierten Gesellschaften sind Fusionen denkbar. Jedoch eilt es den Firmen damit zur Zeit nicht. Bei höheren Kursen hätten es die Unternehmen einfacher, weil sie die eigenen Aktien dann besser als Akquisitionswährung einsetzen könnten. Barzahlungen gehen zu Lasten der Liquidität. Die Wachstumsraten können sich sehen lassen. Die Ergebnisprognosen für das Jahr 2001 stammen von mehreren Banken und ergeben zusammen eine "Konsensprognose". Die vorhergesagten Gewinne sind nicht "endgültig", aber allzu große Enttäuschungen sollten nicht mehr vorkommen, sonst dauert der Erholungsprozess länger.

Werte der IT-Industrie sind derzeit günstig

Die Bereiche Hardware, IT-Dienstleister und Software jedenfalls gelten nun als relativ billig. Die Aussichten der anderen IT-Sektoren werden recht unterschiedlich beurteilt. Teurer sind noch die Gruppen IT-Sicherheit und Netzwerkinfrastruktur. Wegen des höheren Wachstumspotenzials dürfen die Papiere jedoch mehr kosten. Weiter kritisch ist die Lage bei den Internet-Services, wozu beispielsweise auch T-Online und Freenet.de gehören. T-Online müsste sich noch viel internationaler ausrichten. Die Mobilcom-Tochter Freenet.de will durch Fusionen oder Zukäufe, wie der Vorstand erklärt, aus ihren "100 Gramm Silber 30 Gramm Gold machen". Kaum Chancen haben die schon länger verlustreichen Internet-Marktplätze mit privaten Nutzern als Kunden (B2C). Besser im Trend liegen technologiebasierte Internet-Companys, die für die Konzerne der Old Economy die Handelsplätze einrichten (B2B). Allerdings sind die Kurse infolge der immens hohen Bewertungen immer wieder gefährdet. Die stark gedrückten Telefontitel werden über ein bescheidenes Comback kaum hinauskommen. Den schwächelnden Chippapieren wird gegen Jahresende dafür eine deutliche Erholung vorhergesagt. Der Boom der Chipbranche soll bis weit ins Jahr 2001 hinein anhalten.

Computer-Branche erwartet Zuwachsraten

Als Grund für den erwarteten Aufschwung am Neuen Markt nennen die Banken und Broker die "positiven Fundamentaldaten". Trotz der vielen Gewinn-Enttäuschungen sollen die jungen Unternehmen der IT-Branche in den Jahren 2000 bis 2002 insgesamt auf beachtliche zwei- und teils sogar dreistellige Umsatz- und Ertragszunahmen kommen. Die DG-Bank hofft, dass "die zuletzt arg enttäuschten Investoren nach und nach an den Neuen Markt zurückkehren". Die Begeisterung für den gesamten TMT-Bereich (Technologie/Medien/Telekommunikation) sei derzeit aber wiederholbar. Er war von 3.400 im vorigen Herbst auf 9.500 Punkte diesen März geklettert - Stand Mitte Oktober 4.200 Punkte. Die hohe Bewertung vieler Unternehmen und Ertragsrisiken in Europa und den USA ließen eine massive Aufwärtsbewegung nicht zu.

Alle suchen nach neuen zugkräftigen Trends, aber den neuen "Gorilla" haben die Aktienanalysten noch nicht entdeckt. Die letzte ergiebige "Aktienstory" ließ sich an den enorm gestiegenen Kursen der Glasfaserfabrikanten festmachen. Es gab auch einige Versuche, die E-Cash-Spezialisten mit Checkfree an der Spitze ansprechend zu intonieren, was jedoch misslang. Die an sich schlagkräftigen Internet-Themen B2B- und Sicherheits-Software sowie der Handy-Boom wurden in jüngster Zeit nur mehr mühsam hochgehalten. Per Saldo bekommt der Anleger den Eindruck, dass die Hightech-Branche ihm momentan nichts Aufregendes an Trends zu bieten hat, sondern eben nur eine Kurserholung. (kk)

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