Aktienkurs rauschte fürs erste nach unten

07.09.1998

MÜNCHEN: Erich J. Lejeune, Chip-Broker für Speicherbau- und Steuerelemente, hat seine CE Consumer Electronic AG an die Börse gebracht. Mit dem Kapital aus dem Going public möchte Lejeune dem Chip-Haus wieder zu altem Glanz verhelfen. In Zukunft wollen die Münchner, die vor kurzem in den Massenchipmarkt einstiegen, auch internationale Beteiligungen forcieren.Auch wenn das erwartete Kursfeuerwerk bislang ausblieb, hat sich für Lejeune der Börsengang nach Frankfurt fürs erste gelohnt. Um rund 40 Millionen Mark (brutto) wurde die Kapitaldecke des Chiphandelshauses gestärkt. Dennoch: In den ersten Handelstagen gleich mehrmals zu den Tagesverlierern am Neuen Markt zu gehören, macht ein Unternehmen bei Anlegern nicht unbedingt attraktiver. Der Münchner Börsen-Newcomer mußte nach der Neuemission einen schmerzlichen Rückschlag der jungen Aktie von 285 Mark auf 179 Mark (1. Juli) hinnehmen. Lejeune, der sein Unternehmen die "Chip-Feuerwehr Europas" nennt, ist immer dann zur Stelle, wenn es auf dem Halbleitermarkt brennt. Sogleich macht sich der 53jährige weltweit auf Chip-Suche und beliefert Hilfesuchende, beispielsweise Kunden in der Automobilindustrie, innerhalb von nur 24 Stunden.

Heute zählt CE insgesamt 3.000 Kunden, 80 davon tragen 78 Prozent zum Umsatz bei. Die wichtigsten sind Carrier (22 Prozent am Umsatz), gefolgt von Industrieelektronik (18 Prozent), Computer/Peripherie (17 Prozent) und Automobilindustrie/Zulieferer (15 Prozent).

Herbe Umsatzeinbussen in den letzten Jahren

Das 27 Mitarbeiter zählende Unternehmen erzielte 1997 einen Umsatz von 35,2 Millionen Mark. Der Ertrag vor Steuern stieg auf 4,2 Millionen Mark (1996: 2,5 Millionen). In der Geschichte des 1976 gegründeten Chip-Handelshauses ein eher mageres Ergebnis. Ende der 80er Jahre setzte das Münchner Unternehmen über 100 Millionen Mark um. Damals schwebte Lejeune bereits die Umsatzmilliarde bis zum Jahr 2000 vor. Doch daraus wurde nichts. Nach Verkäufen von Firmenanteilen wurde der drahtige Unternehmenschef schnell auf den Boden der harten Chip-Broker-Realität zurückgeholt: Consumer Electronic kam 1995 nur noch auf 60 Millionen Mark. Mit 36 Millionen Mark Umsatz mußte CE 1996 nochmals herbe Umsatzeinbußen einstecken - "bedingt durch die Zyklik des Marktes", wie der Unternehmenschef zu verstehen gab.

Mit dem Börsengang will nun der CE-Chef das Geschäft wieder auf Touren bringen. Der Chip-Broker konnte in den ersten sechs Monaten den Umsatz um zehn Prozent auf 20,7 Millionen Mark steigern. Als Rohertrag (Umsatz abzüglich des Einkaufswertes der gehandelten Chips) gab das Unternehmen 6,6 Millionen Mark an. Lejeunes Ziel ist es, im laufenden Geschäftsjahr "ein Volumen von 45 Millionen Mark zu drehen" - das wäre ein Plus von 25 Prozent. Für 1998 sieht die

"ganz konservative Planung" sechs Millionen Mark Gewinn vor.

"Kriegskasse" soll Maarktpräsenz erhöhen

"Europas Chip-Broker Nummer eins" (Lejeune über Lejeune) will mit dem frischen Börsenkapital vor allem expandieren: "Wir gehen nicht an den Neuen Markt, um Kasse zu machen, sondern um zu wachsen", stellt Lejeune klar. Er plant, seine Broker-Aktivitäten durch die Gründung von Büros in Großbritannien, Frankreich, Österreich, Schweiz und Italien zu verstärken. Mit der aus dem Börsengang gefüllten "Kriegskasse" (Lejeune) möchte der Münchner aber auch international zum Schuß kommen, vor allem durch Beteiligungen an führenden US-amerikanischen und asiatischen Brokerhäusern. Derzeit laufen bereits Verhandlungen über ein Joint-Venture mit dem kanadischen Softwarehaus Mediagrif Ltd. Über die geplante Minderheitsbeteiligung an einem amerikanischen Unternehmen hüllt sich der eloquente TV-Talker vorerst in Schweigen.

Auch der Einstieg in den Massen-Chipmarkt im März dieses Jahres soll das Wachstum von CE weiter ankurbeln. Für 1998 wird auf dem ChipMarkt laut Lejeune ein Umsatzvolumen von 163 Milliarden Dollar erwartet. Grund zur Zuversicht für den vor Business-Euphorie geradezu übersprudelnden Visionär: "Ein Chip-Engpaß bahnt sich momentan an", ist sich Lejeune sicher.

Bleibt dem vitalen Unternehmer nur zu wünschen übrig, daß sich das Going public nicht ähnlich kontraproduktiv auf die Umsatzbilanz des Unternehmens auswirkt wie Lejeunes bisheriger öffentlicher Rummel. Je mehr nämlich der Elektro-Kaufmann seine Medienpräsenz steigerte, umso stärker ging es mit dem Umsatz bergab. Zeitgleich zum Börsengang wartet der Buchautor Lejeune ("Lebe ehrlich, werde reich") jedenfalls bereits mit seinem neuestes Werk auf. Der Titel: "Die CE-Story - gewinnen mit Chips". (god)

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