Aktuelle Speichermöglichkeiten und zukünftige Konzepte

20.06.2002
Mehr als 100 Besucher kamen zur IDC-Speicher-Konferenz nach Frankfurt. Die als Roadshow organisierte Veranstaltung tourt durch ganz Europa und zeigt aktuelle Methoden und Zukunftstrends in der Datenspeicherung. Neben IDC-Analysten sprachen Vertreter namhafter Hersteller über ihre Rolle im Speicherbereich.

Erfüllen sich die Prognosen des Markforschers IDC, stehen den beiden Speicherkonzepten NAS und SAN große Wachstumsraten bevor. Bis zum Jahr 2005 werden 55 Prozent aller Speichereinheiten netzwerkfähig sein, glaubt IDC. Direkt angeschlossene Speicher verlieren bereits in diesem Jahr an Bedeutung. Research Director Claus Egge glaubt, "Storage ist strategisch wichtig, aber neue Technologien einzuführen, ist nicht immer leicht". Er empfiehlt deshalb, nach und nach Erfahrungen zu sammeln und sich den Rat von Consultants oder Speicherexperten zu holen. Besonderen Wert sollten Kunden auf die Wahl der richtigen Software legen und sich darüber im Klaren sein, dass es sich hierbei nicht um eine Einmalinvestition handelt.

Fibre Channel und iSCSI machen das Rennen

Storage-Software gibt es mittlerweile für alle Komponenten einer Speicherumgebung, für Disk-Arrays, Server, Netzwerke und Bandlaufwerke. Allerdings überlappen sich die Features teilweise. Außerdem bieten Hard- und Software teilweise die gleichen Funktionalitäten. Egge empfiehlt deshalb, dass ein Käufer genau darauf achten sollte, ob er eine Software überhaupt braucht oder ob nicht schon die Hardware die gleichen Möglichkeiten bietet.

Für Egges Kollegin Zahra Damji, Senior Research Analyst bei IDC, die Trends bei den Verbindungsmöglichkeiten untersucht, sieht die Zukunft für Fibre Channel rosig aus. Neben dem genannten Protokoll betrachtet sie die Marktanteile von iFCP, FCIP, Ethernet/IP oder iSCSI sowie Infiniband. Bei iFCP handelt es sich um ein Gateway-zu-Gateway-Protokoll, das Ni-shan Systems nutzt, um Fibre-Channel-Blocks über ein IP-Netz zu transportieren. Das FC-Erweiterungsprotokoll FCIP oder Fibre-Channel-over-IP nutzt das IP-Netzwerk um FC-Daten innerhalb eines SANs zu transportieren. iSCSI überträgt das SCSI-Protokoll via TCP/IP. Die erste Version von Infiniband wurde im Oktober 2000 vorgestellt.

IDC erwartet, dass Infiniband vorerst lediglich eine Rolle im unteren Serversegment spielen wird. Als Schlüsseltechnologie für den Markt Small and Medium Business erwartet der Marktforscher iSCSI, während sich im Highend-Bereich Fibre Channel durchsetzten wird. "iSCSI ist billiger und einfacher zu verwalten als Fibre Channel. Allerdings erzeugt dieses Protokoll einen hohen Overhead", sagt Damji. "Wir glauben, dass kleinen und mittleren Unternehmen dieser Overhead nichts ausmacht. Deren Präferenz liegt auf den geringeren Kosten und der einfacheren Handhabung." Deshalb glaubt IDC, dass sich Fibre Channel und iSCSI den Markt ab den Jahren 2005 bis 2010 teilen werden. Falls Infiniband bei den Speicherverbindungen eine Rolle spielen möchte, müsste der Standard jetzt seinen Einfluss zeigen.

Was den Bandspeichermarkt betrifft, verfolgt IDC eine andere Annahme als die Hersteller. Während der Markforscher davon ausgeht, dass das "Tape" bereits am Aussterben ist, schauen beispielsweise Quantum und Imation entspannt auf die kommenden Geschäftsjahre. "Viele Hersteller werden mir zustimmen, wenn ich sage: Tape sieht einer glänzenden Zukunft entgegen", sagte Mark O’Malley, Manager Business Planning and Development der Quantum DLT-Tape Group. Zwar wird es laut O’Malley künftig verschiedene neue Backup-Konzepte geben, in denen auch Disks eine Rolle spielen, aber deshalb wird die Festplatte das Band lange nicht verdrängen.

Diese Meinung teilt sein Kollege Karl Fischer, Senior System Engeneer bei Quantum: "Die Festplatte wird das Tape-Backup ergänzen, aber niemals ersetzten", so Fischer. George Purio, Technical Manager bei Imation, schließt sich dieser Ansicht an: "Beides, sowohl Tape als auch Disk, spielt eine Rolle für das Backup". In den letzten vier bis fünf Jahren habe die Industrie eine Steigerung der Spurdichte um 400 Prozent erreicht. Laut Purio sind damit die Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft. Seine Firma arbeitet zusammen mit Lucent Technologies an einem Konzept, das sich "Holographic Recording" nennt und zum Speichern die dritte Dimension nutzt.

www.idc.de

ComputerPartner-Meinung:

Die IDC-Konferenz zeigte den Teilnehmern aktuelle Möglichkeiten und zukünftige Trends in der Datenspeicherung. Das Prob-lem, als Vertreter eines Herstellers ausschließlich in Lobeshymnen auf das eigene Produkt zu verfallen, hatten die meisten Sprecher nicht. Kompetent und technikorientiert vermittelten die Vortragenden ihre Themen. Spannend war natürlich auch, was die IDC-Analysten für die Zukunft vorhersagten. (ce)

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