Alcatel und Lucent bleiben getrennt

07.06.2001

Aus der Monsterheirat zwischen dem französischen TK-Anbieter Alcatel und dem US-Pendant Lucent wird nichts. Beide Unternehmen haben ihre Verhandlungen abgebrochen. Dem wenig überraschenden Abbruch der Übernahmeverhandlungen war eine recht seltsame Entwicklung voraus gegangen. Anfangs hatte Alcatel lediglich bei Lucent angeklopft, ob dessen Glasfaserabteilung für rund vier bis fünf Milliarden Dollar zu übernehmen sei. Doch in den Gesprächen schien sich bald heraus zu kristallisieren, dass Alcatel den angeschlagenen, seit 1998 von AT&T losgelösten Netzwerker insgesamt kaufen könnte. Unter dem Stichwort "Kostenersparnis", vor allem beim im Fall einer Fusion rund 250.000 Mitarbeiter zählenden Personal, machten bald rund vier Milliarden Dollar die Runde; ferner glaubte Alcatel, das unbedingt in den US-Markt für Telekommunikationsausrüstung will, 40 Milliarden Aktiendollar aufbringen zu können. Im Übrigen verschafften die Gespräche beiden Unternehmen zwei Wochen lang kostenloses Marketing - in jeder Zeitung wurden ausführlich Für und Wider des Mergers erörtert. Dass Analysten vor der Fusion warnten, spielte eine untergeordnete Rolle. Doch jetzt bleibt alles beim Alten. Beide Unternehmen müssen weiterhin getrennt um Kunden kämpfen.

Die Übernahme scheiterte allein schon daran, dass niemand wusste, wie die ehrwürdigen Forschungslabors "Bell Labs" zu handhaben wären. Nachdem diese eng mit amerikanischen Militärs zusammen arbeiten, schien eine Übernahme durch eine französische Company - trotz Globalisierung und freier Märkte - ausgeschlossen. Aber es gab offensichtlich weitere handfeste Gründe, den Merge abzublasen. So war man bei Lucent erbost, nicht als Gleicher neben Alcatel, sondern nur als künftige Alcatel-Abteilung sich behandelt zu wissen. "Der Form und der Absicht nach war es eher eine Übernahme", zitiert das "Wall Street Journal" eine Lucent nahe stehende Person. Auch konnte man sich nicht über eine paritätische Besetzung des Vorstands des fusionierten neuen Unternehmens einigen. Ferner war Lucent-Präsident Henry Schacht lediglich als "Vice President" vorgesehen, während Alcatel-Chef Serge Tchuruk das Unternehmen leiten sollte. Schließlich hätten die Franzosen mit 58 Prozent die Mehrheit gehalten. Nun macht das Gerücht die Runde, der Abbruch heiße lediglich: Man werde nochmals verhandeln. Ob sich dann bessere Argumente für die Fusion gefunden haben werden - darüber wird Sie ComputerPartner aktuell informieren. (wl)

www.alcatel.com

www.lucent.com

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