Alle Updates inklusive: Antiviren-Software zum Mieten

05.06.2003
Internet-Service-Provider (ISPs) entwickeln sich weiter zu Application-Service-Providern (ASPs). Die in München ansässige Spacenet AG vermietet einen Virenschutz für E-Mails. Damit keine verseuchten Nachrichten bei den Kunden der ISPs ankommen, lizenzierte Spacenet die Antiviren-Software von Sophos.

Ein Virenscanner für eingehende elektronische Post gehört heute zur Standardausstattung eines jeden Unternehmens. Auch Internet-Service-Provider Spacenet ist sich der Wichtigkeit von Virenschutz bewusst und nutzt selbst diverse Antiviren-Systeme zum Scannen von ankommenden E-Mails. Für seine Kunden suchte der ISP eine Alternative zum Kauf einer entsprechenden Lösung. Spacenet entschied sich schließlich, eine Software von Antiviren-Spezialist Sophos im ASP-Modell (Application-Service-Providing) anzubieten - also zur Miete.

Prinzipiell kann die Miete einer Applikation günstiger sein als der Kauf von Softwarelizenzen. Dies gelingt, wenn der ASP eine Lizenz an mehrere Kunden vermieten kann. Die Abnehmer teilen sich also die Kosten einer Lizenz. Weitere Vorteile für den Kunden: Er erhält immer die neuesten Versionen, und die eigenen Administratoren müssen sich nicht um die Updates oder die Verwaltung der Applikation kümmern. Der Dienstleister übernimmt alle erforderlichen Wartungsarbeiten. Da die meisten ASP-Anbieter ihre Services pro Monat und Nutzer abrechnen, lässt sich im Voraus genau kalkulieren, welche Ausgaben auf ein Unternehmen zukommen.

Das Kostenargument gilt auch für die Hardware: Hier sind keine Neuanschaffungen notwendig, weil die Applikation nicht beim Anwender installiert ist und folglich dort auch keine Serverkapazität beansprucht.

Zuverlässigkeit hat oberste Priorität

Spacenet sah sich auf dem Markt für Antiviren-Systeme um und nahm verschiedene Angebote unter die Lupe. "Nach einer umfassenden Testphase ging das Produktangebot von Sophos als Sieger hervor", sagt Sebastian von Bomhard, Firmengründer und Vorstandsvorsitzender von Spacenet. "Ausschlaggebend für uns war, dass es sich um einen performanten und qualitativ hochwertigen Virenschutz handelt."

Seit 1993 versorgt der ISP seine Kunden mit Internetlösungen. Intern legt Spacenet strenge Maßstäbe an, um sich gegen Virenangriffe zu schützen. So wird im gesamten Unternehmen bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich unter Unix und Linux gearbeitet. Das Firmennetzwerk ist komplett Unix-basierend. "Mit einem Miet-Virenschutz an den Start zu gehen, der nicht absolut fehlerfrei ist, wäre fatal gewesen", ergänzt der Firmengründer. "Wir wollten auf keinen Fall das gute Image von Spacenet aufs Spiel setzen. Besondere Sorgfalt ist gefragt, denn es handelt sich eben nicht um unsere eigenen Mails, die wir scannen, sondern um die unserer Kunden."

Nachdem die Entscheidung für Sophos gefallen war, setzten sich die beiden Unternehmen für die Projektplanung zusammen. Zuerst musste Spacenet das Sophos Antivirus Interface (SAV Interface) installieren. ISPs und ASPs können diese Technologie nutzen, um ihre E-Mail- und Internet-Dienste mit einen Virenschutz zu versehen. In einer SAV-Interface-Lizenz ist die Funktionalität der Sophos Virus Detection Engine enthalten, die für Drittanwendungen genutzt werden kann.

Im Falle von Spacenet war es demnach notwendig, SAV Interface auf den Mailserver zu installieren. Spacenet verwendet für seine Mail-, Web- und Name-Server das Unix-Betriebssystem "Free BSD". Es handelt sich hierbei um ein Derivat des BSD-Unix, das von der University of California, Berkley, entwickelt wurde. Free BSD kann für Intel-kompatible (x86), DEC-Alpha- und NEC-PC-98-Architekturen verwendet werden. Eine Entwicklergruppe pflegt die Open-Source-Software und entwickelt sie weiter.

Zustellprogramm q-Mail benötigte eine Schnittstelle

Der komplizierteste Schritt bei der Implementierung von SAV Interface war die Anbindung an "q-Mail". Das ist das Empfangs- und Zustellungsprogramm, das Spacenet verwendet. q-Mail ist ein Internet-Mail-Transport-Agent, den Dan Bernstein als Konkurrenz zu Sendmail entwickelte. Es arbeitet mit dem Simple Mail Transfer Protocol (SMTP). Damit q-Mail mit SAV Interface kommunizieren konnte, benötigte das Mail-Transport-Programm eine eigene Schnittstelle, die eigens programmiert werden musste.

Laut Spacenet ließ sich SAV Interface problemlos an die schlanke und Ressourcen schonende Struktur von q-Mail anpassen und ist genauso einfach zu adminis-trieren. Markus Stumpf, Leiter Forschung und Entwicklung bei Spacenet, benötigte knapp 18 Arbeitsstunden für die vollständige Integration der Software.

Spacenet bietet seitdem die Funktionalitäten von SAV Interface zur Miete an. Der ISP hat kaum Probleme mit dem Programm, seit er die Updates automatisierte. Laut Spacenet laufen die Scans der ankommenden E-Mails zügig ab und beeinflussen die Leistung der Systemressourcen kaum. Im November 2002 scannte SAV Interface beispielsweise 661.000 E-Mails, was einer Nutzlast von 40 Gigabyte entspricht. Dabei spürte die Software 2.051 virenverseuchte Nachrichten auf. Sowohl die Empfänger als auch die Absender wurden automatisch über die abgewehrte Gefahr benachrichtigt. Im Monat zuvor war die E-Mail-Flut mit 532.000 Exemplaren um einiges geringer, doch die Zahl der Infektionen mehr als doppelt so hoch: 4.270 infizierte Mails sortierte SAV Interface damals aus.

Zu ITG dringt dank Sophos kein Virus mehr durch

Seit dem Einsatz des Virenschutzes beobachtete Spacenet starke periodische Schwankungen der Virenattacken, wobei alle Nutzer der ASP-Lösung gleichermaßen betroffen sind - unabhängig von Unternehmensgröße und Tätigkeitsbereich.

Einer der ASP-Kunden vonSpacenet ist der weltweit operierende Speditions- und Logistik-Dienstleister ITG. Das Unternehmen hatte zunehmend mit Spam-Mail und Virenbefall zu kämpfen. Deshalb entschied sich ITG für den Miet-Virenschutz. Bei Spacenet läuft das Angebot unter dem Namen "I-Sec Mail".

ITG bezieht von Spacenet schon seit längerem ein eigenes Virtual Private Network (VPN). An dieses sind die verschiedenen Standorte des Logistikunternehmens angebunden. Es bestehen Standleitungen zum Hauptsitz in Schwaig bei München sowie zu den Niederlassungen, unter anderem in Frankfurt, Hamburg und Düsseldorf.

Seit Spacenet den Virenschutz I-Sec Mail im Mai 2002 aktivierte, haben die 350 Innendienstmitarbeiter an den 16 deutschen Standorten keine einzige verseuchte E-Mail mehr erhalten. Die Spedition lässt die gesamte bundesweite Korrespondenz über einen zentralen Ein- und Ausgang in München laufen, wo Spacenet mit seinem Service ansetzen kann. "Die Auslagerung an Spacenet verlief trotz des technischen Aufwands, den E-Mail-Verkehr aller deutschen Filialen zentral zu bündeln, schnell und vollkommen reibungslos", fasst Martin Lange, Systemadministrator bei ITG, zusammen. "Wir haben allen Grund, mit der ASP-Lösung zufrieden zu sein."

"Anstatt noch selbst Administratoren für die Betreuung des E-Mail-Scanning abzustellen, kann sich ITG seither ganz auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Die IT-Fachleute widmen sich jetzt völlig den geschäftsspezifischen IT-Fragen in puncto Logistik", so Lange weiter. Im Bedarfsfall steht Spacenet dem Unternehmen rund um die Uhr mit Servicepersonal zur Verfügung, das jedoch noch nicht in Anspruch genommen werden musste.

Der Münchner ISP kann seinerseits im Bedarfsfall auf hoch qualifizierten Support zurückgreifen, denn auch Sophos bietet seinen SAN-Interface-Kunden einen täglichen 24-Stunden-Service. Nur zweimal musste sich Spacenet bisher beim Sophos-Support-Team melden, als ein unbekannter Virus auftauchte. Das Sophops-Team reagierte sofort und hatte die passende Lösung schnell zur Hand.

Im Durchschnitt entwickelt das Virenlabor von Sophos täglich Schutzmechanismen gegen mehr als 25 neue Viren. Generell ist die zu bannende Gefahr nicht zu unterschätzen: Der Softwarehersteller hat bis jetzt mehr als 78.000 Viren aufgespürt und gegen jeden einen Schutzmechanismus gefunden.

"Wir haben Sophos Antivirus als schnell, stabil und einfach, aber auch extrem performant kennen gelernt", sagt Sebastian von Bomhard. Aufgrund dieser positiven Erfahrungen will Spacenet seine Sicherheitsstrategie noch weiter ausbauen und zukünftig weitere Security-Dienste zur Miete anbieten. Denkbar wären hier Anti-Spam- und Content-Filter.

www.sophos.de

www.freebsd.org; www.qmail.org

ComputerPartner-Meinung

Wie das Beispiel beweist, kann sich ein Internet-Service-Provider recht einfach zu einem Applikations-Dienstleister weiter entwickeln. Von dem Geschäft profitieren alle Teilnehmer. Sophos kann seine SAV-Lizenzen an Spacenet verkaufen und somit dessen Kunden bedienen. Der ISP wiederum generiert mit den Mieteinnahmen ein Zusatzgeschäft. Der Kunde erhält eine günstige und zuverlässige Antiviren-Lösung, ohne dass sich seine eigenen Systemadministratoren um regelmäßige Updates kümmern müssten. (ce)

Solution Snapshot

Kunde: ITG Internationale Spedition, Eichenstraße 2, 85445 Schwaig/Oberding

Ansprechpartner: Martin Lange, Telefon: 08122 567-1122; www.itg.de

Problemstellung: Die Spedition ITG wollte ihr Unternehmensnetz vor Viren schützen, ohne die Administratoren mit zusätzlicher Arbeit zu belasten.

Lösung: Miete der Antiviren-Software von Sophos beim Internet-Service-Provider Spacenet,

von dem ITG auch schon ein eigenes VPN bezieht.

Dienstleister: Spacenet AG, Joseph-Dollinger-Bogen 14, 80807 München, Ansprechpartner: Simone Höfig,

Telefon: 089 32356-0; www.spacenet.de

Kontaktaufnahme: ITG war bereits Kunde von Spacenet

größte Herausforderung: Bevor Spacenet die Antiviren-Software von Sophos an seine Kunden weitervermieten konnte, musste der ISP das SAV Interface von Sophos implementieren. Da Spacenet mit dem freien Unix-Betriebssystem Free BSD und dem E-Mail-Transportprogramm q-Mail arbeitet, von denen aus keine Schnittstellen zu SAV Interface bestehen, mussten diese erst noch programmiert werden.

aufgewendete Mannstunden (VAR): 18 Stunden für das Programmieren der Schnittstellen bei Spacenet

Kostenumfang des Projekts: Für bis zu 500 User: einmalige Einrichtungsgebühr von 29 Euro plus 324,80 Euro pro Monat für den Virenschutz I-Sec Mail

Verhältnis Hardware/Software/Dienstleistung: 0/0/100

Service- und Wartungsverträge: Spacenet kümmert sich um regelmäßige Updates.

Schulung: nein

Benefit für Kunden: ständig aktueller Virenschutz ohne Mehrarbeit für die eigenen Administratoren

Benefit für VAR: Spacenet kann den Virenschutz zur Miete auch anderen Kunden anbieten. Das Angebot bedeutet für Spacenet ein Zusatzgeschäft.

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