Alles oder nichts, ganz oder gar nicht, Sein oder Nichtsein

13.11.2003

Am vergangenen Freitag veröffentlichte die "Süddeutsche Zeitung" einen Artikel mit der Überschrift "Eine Messe kämpft ums Überleben". Nein, dies war nicht ein Beitrag über die Cebit, so weit sind wir nun doch noch nicht. Es geht in dem SZ-Artikel um die Hausgeräte-Messe Hometech. Doch es gibt Parallelen zur Cebit.

Die großen Braune-Ware-Hersteller AEG, Bauknecht BSH (Bosch-Siemens-Hausgeräte) und Miele haben sich gegen die Teilnahme an dieser Branchenveranstaltung im Februar nächsten Jahres in Köln entschieden. Ohne diese großen A-Brands, fürchtet die Branche, wird die Messe keine Zukunft haben.

Natürlich: Eine Messe lebt von den Ausstellern. Die Hometech genau wie die Cebit. Doch in den vergangenen Wochen häuften sich auch die Absagen für die ITK-Messe in Hannover: Erst ließ Canon wissen, man werde 2004 nicht dabei sein. Kurz darauf folgte mit HP ein weiterer Verweigerer. Beide Unternehmen glänzten in der Vergangenheit mit großzügigen Ständen in Halle 1. Jetzt zogen mit OKI und Epson zwei weitere Firmen nach, die der Cebit eine Absage erteilten. Es ist zu erwarten, dass noch mehr Firmen ihre Cebit-Teilnahme stornieren.

Es ist dies der Weg der Extreme, und dies ist der falsche Weg. Es kann nicht darum gehen, entweder in voller Pracht und Schönheit für mehrere Hunderttausend oder gar Millionen Euro in Hannover auszustellen - oder gar nicht. Es kann nicht sein, entweder mit 100 oder gar 1.000 Leuten auf die Messe zu gehen - oder gar nicht. Es kann, wenn man den Gedanken weiterführt, natürlich auch nicht die Alternative sein: Entweder die Cebit ist eine Riesenveranstaltung wie jetzt, oder sie ist gar nicht. Man kann sich durchaus eine Cebit in kleineren Dimensionen vorstellen, mit weniger Ausstellern, mit weniger Ausstellungsfläche, mit weniger Besuchern, und trotzdem hätte diese Cebit noch ihren guten Sinn.

Denn natürlich macht eine Messe Sinn, das zeigt das nach wie vor vorhandene Interesse von Ausstellern und Besuchern. Die Hersteller wollen mit ihren Kunden sprechen, und die Kunden und Interessenten wollen sich - eben nicht nur im Internet - informieren. Genauso wenig wie das Internet können Roadshows eine grundsätzliche Alternative zu Messen sein. Wenn jeder der 6.600 Aussteller der Cebit 2003 statt der Messeteilnahme eine Roadshow durch Deutschland durchführen würde und in diesem Rahmen jeweils fünf Städte ansteuern würde, hätten wir im Jahr an über 30.000 Tagen irgendwo im Lande eine Veranstaltung. Das sind 90 unterschiedliche Veranstaltungen pro Tag. Und jeder der 560.000 diesjährigen Cebit-Besucher könnte dann nicht sechs Termine an einem Tag machen, sondern jeweils einen Termin an sechs verschiedenen Tagen. Das ist absurd.

Damian Sicking

dsicking@computerpartner.de

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