Know-how für Händler

Alles über Entavio, Teil 6

04.04.2008
Von Reinhard Otter
In seiner Entwicklungszeit wurden Enatvio und sein Vorgängername "Dolphin" mit dem Plan verbunden, private Free-TV-Sender zu verschlüsseln. Das war ein Start mit Hindernissen.

Schon vor einigen Jahren hatten sich die großen privaten TV-Sender RTL und Pro7Sat1 mit dem Satellitenbetreiber Astra zusammengetan, um die technischen Möglichkeiten zu prüfen, das Programm der Sender künftig durch eine so genannte Grundverschlüsselung kontrollierbarer zu machen.

Das Ziel: Man wollte zum einen die genaue Reichweite der einzelnen Sender kennen und zum anderen auch die Möglichkeit gewinnen, Zusatzdienste wie etwa kostenpflichtige, werbefreie Spartenkanäle anzubieten. Denn mit dem Aufkommen komfortabler Videorecorder mit Festplatte und immer mehr kleinen Sendern schwinden die Marktanteile und damit auch die Werbeeinnahmen der großen Privatsender.

Aus diesem Bestreben entstand die Technologieplattform "Dolphin" – und ein erbitterter öffentlicher Widerstand gegen den Plan der Verschlüsselung. Warum soll das TV-Programm, das bisher einfach so zu empfangen war, plötzlich verschlüsselt werden, fragten sich die Gegner.

Dass am Ende noch nichts daraus wurde, hat zwei Gründe: Das Bundeskartellamt witterte bei der gemeinsamen Aktion der beiden größten TV-Anbieter und Astra eine wettbewerbsschädliche Absprache. Und die Sendehäuser waren von der massiven Kritik so beeindruckt, dass sie Ende 2006 einen Rückzieher machten.

Astra modelte das Konzept der Plattform Dolphin zur heutigen Plattform Entavio um, die zumindest selbst keine Grundverschlüsselung von Free-TV-Sendern anstrebt. Das hindert allerdings keinen Sender daran, seine Gratis-Programme künftig über Entavio zu verschlüsseln.

Abgesehen von der Entavio-Grundgebühr von 1,99 Euro pro Monat entstünden dadurch zwar keine weiteren Kosten. Nur einen passenden Sat-Receiver mit Entavio-Logo und die passende Karte müsste der Kunde dann eben haben. Diese Hürde und die Grundgebühr wären aber vielen Zuschauern sicher zu kompliziert.

Dass die Grundverschlüsselung zwar funktioniert, die Digitalisierung der TV-Übertragung aber eher bremst, ist beispielsweise im Kabelmarkt zu sehen. In vielen Kabelnetzen sind die privaten Free-TV-Sender nur mit einer Smartcard vom Kabelnetz-Betreiber digital zu sehen, nachdem man sich namentlich beim Kabelnetz-Betreiber registriert hat. Nicht immer entstehen dabei zusätzliche monatliche Kosten – abgesehen vom digitalen Empfangsgerät.

So lange das Programm aber völlig frei auch analog empfangbar ist, scheuen viele Kunden den Aufwand und fürchten zugleich, dass ihre Anmeldung zu einer unüberschaubaren Werbeflut führt. Die Folge: Vor allem Kunden, die ohnehin Pay-TV-Sender abonnieren, stellen ihren Kabelempfang auf digitale Technik um. Die Motivation der Zuschauer, einfach so auf die oft überlegene Digitaltechnik umzusteigen, ist kaum vorhanden.

Die Chancen, dass in nächster Zeit die Grundverschlüsselung via Satellit kommt, sind daher gering. Schließlich würden sich die Sender um alle Zuschauer bringen, die keinen Entavio-Receiver besitzen. Im Moment beobachten die Sendeanstalten die Entwicklung und halten sich mit Äußerungen zu diesem Thema auffällig zurück. Der bekannte Plan und Wille der TV-Anbieter und die immer weiter verbreiteten Pay-TV-Plattformen von Entavio und Premiere sprechen aber dafür, dass man mit einem der neuen Entavio-Receivern auf der sicheren Seite ist, wenn es soweit kommt.

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