MÜNCHEN: Das Geheimnis ist gelüftet und Jürgen Krüger wieder da: Nach seinem überraschenden Abgang bei Canon tauchte der Manager jetzt wieder auf: als neuer Vertriebsdirektor bei Kyocera Deutschland.Er wäre gefeuert worden, wurde hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, hätte für die Marktanteilsverluste im ersten Halbjahr seinen Kopf hinhalten müssen. Als Jürgen Krüger Ende September seinen Posten als Division Director Consumer Products bei Canon räumte, blieb viel Raum für Spekulationen. "Alles Quatsch", sagt Krüger. "Mir hat die Veränderung in der Geschäftsphilosphie nicht gefallen." Auf der Systems erschien er erstmals öffentlich in seiner neuen Funktion als Vertriebsdirektor Deutschland für den Druckerbereich bei Kyocera und räumte bei dieser Gelegenheit auch mit den Spekulationen auf: Sein Abgang habe nichts mit der Tatsache zu tun, daß Canon im ersten und zweiten Quartal dieses Jahres Marktanteile eingebüßt hat.
"Das hat bei Canon niemanden sonderlich beeindruckt, man hat das erwartet." Schließlich habe Marktführer Hewlett-Packard im ersten Halbjahr "viel Druck gemacht". Er sei gegangen, weil man bei Canon nur noch daran interessiert war, das Erreichte zu halten. Das wirkte sich auch auf Investitionsentscheidungen aus: "Plötzlich fehlten mir die Mittel, um aus der Erfolgsstory noch eine zu machen." Bereits im Sommer hat Krüger die ersten Gespräche mit Reinhold Schlierkamp, Generalmanager bei Kyocera, geführt. Die Entscheidung fiel schnell. "Ich habe bei Canon bereits im Juli gekündigt." Andere Angebote hätten ihn nicht sonderlich gelockt, so Krüger: "Es muß doch auch Spaß dabei sein. Und ich arbeite gern in pionierhaften Zeiten." Allerdings habe Kyocera schon sehr viel erreicht: Das Produktmarketing finde er "nahezu perfekt". Jetzt gelte es noch, die Bedeutung des Herstellers auf dem europäischen Markt auszubauen. (mf)
Alte Seilschaften: Jürgen Krüger (links) arbeitete mit seinem Vorgesetzten Reinhold Schlierkamp bereits bei NEC zusammen.