Larry Ellison

Also uns war Autonomy ja zu teuer

Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Oracle-Chef Lawrence "Larry" Ellison lässt keine Gelegenheit aus, gegen Mitbewerber Hewlett-Packard zu sticheln. Aktuell geht es mit doch ungewohnt harten Bandagen um HPs Übernahme von Autonomy.

Im Kern geht es darum, ob Autonomy vor dem angekündigten Verkauf an HP auch Oracle angepriesen und in Redwood Shores als zu teuer abgelehnt wurde. So stellte es nämlich Larry Ellison dar, als er vergangene Woche lästerte, HP bezahle zu viel für die auf die Analyse unstrukturierter Daten spezialisierte britische Softwareschmiede.

Autonomy-Chef Mike Lynch, in der Vergangenheit schon mal als der "europäische Bill Gates" gehandelt, behauptete in einem Interview am Dienstag das Gegenteil: Autonomy sei niemals mit seinem Wissen Oracle angedient worden. Seither hat das Wortgefecht deutlich an Schärfe zugenommen, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Am Mittwoch ließ Oracle nämlich eine Pressemitteilung vom Stapel, in der es hieß, Lynch habe "entweder ein sehr schlechtes Gedächtnis oder er lügt".

Autonomy konterte am Donnerstag mit der Ansage, Oracle sei wohl "ein wenig verwirrt". Oracle hatte geschrieben, Lynch und der bekannte Investment-Banker Fran Quattrone hätten sich im April dieses Jahres mit Oracle-President Mark Hurd und dem für Übernahmen zuständigen Manager Doug Kehring getroffen. Lynch habe Autonomy zum Verkauf angeboten, Oracle fand die seinerzeit mit 6 Milliarden Dollar bewerte Firma zu teuer.

Lynch erklärte in einem Interview am Mittwoch, das Treffen habe tatsächlich stattgefunden, es habe sich aber um eine formlose, von Quattrone arrangierte Vorstellung gehandelt. Autonomy habe damals gar nicht zum Verkauf gestanden. Und man habe Quattrones Firma Qatalyst Partners erst im Juni mit der Suche nach Kaufinteressenten beauftragt. "Wir haben über Datenbanken gesprochen", sagt Lynch über das April-Meeting.

Oracle erwiderte dann am gestrigen Donnerstag, Lynchs Behauptungen seien "interessant, aber unwahr". Außerdem veröffentlichte Oracle auf seiner Website eine Präsentation, die Lynch angeblich Hurd und Kehring gezeigt hatte und die Autonomys Preis-Gewinn-Verhältnis und andere finanzielle Kennzahlen analysiert.

Die Folien stammen laut Autonomy aber von Banker Quattrone. Der soll sie auf eigene Initiative bereits im Januar an Hurd geschickt haben. "Diese Folien wurden bei unserem Treffen mit Mark und Doug im April nicht verwendet", erklärte Lynch, der sich außerdem als "geehrt und amüsiert über all die Aufmerksamkeit" bezeichnete. Autonomy erklärte in einer Stellungnahme, das Treffen im April sei der letzte Kontakt zwischen beiden Unternehmen gewesen. "Oracle ist wohl ein wenig verwirrt hinsichtlich der Abfolge der Ereignisse und der Ursprünge der Daten, die es erhalten hat", schreibt Autonomy und verwies darauf, dass so etwas mit der Software aus Cambridge nicht passiert wäre: "Es wäre uns eine Freude zu helfen."

Ellison ist spätestens seit dem unrühmlichen Rausschmiss seines Freundes Hurd immer stärker auf Konfrontationskurs zu HP gegangen (durch die Übernahme von Sun stehen beide Firmen allerdings auch viel stärker in Konkurrenz zueinander als zuvor). Als HP den früheren SAP-Chef Léo Apotheker als Hurd-Nachfolger holte, war Ellison allerdings "sprachlos". Später warf Oracle dann Apotheker vor, er sei während seine Zeit in Walldorf Anführer einer Bande gewesen, die Oracles geistiges Eigentum stehlen wollte (die TomorrowNow-Geschichte). HP wollte den Schlagabtausch zwischen Ellison und Lynch nicht kommentieren.

Zur Startseite