Alte Kollegen, neue Partner

02.09.2004
Nach dem radikalen Umbau scheint sich Vobis wieder zu aufzurappeln. So wurde die Zahl der Franchise-Nehmer von 25 auf 55 aufgestockt. Vor allem Filialmitarbeiter nutzten die Chance, die Geschäfte weiterzuführen. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goressen

Totgesagte leben länger. Dieser Spruch gilt im besonderen Maße für Vobis - vor allem in diesem Jahr. Denn 2004 war bislang ein besonders turbulentes Jahr. Zur Erinnerung: Am Freitag, dem 13. Februar, wurde die Aachener Zentrale geschlossen, im März fand die Umwandlung des Unternehmens in eine Handelsorganisation statt, inklusive der Einstellung der Eigenmarke Highscreen. Auch das Filialnetz wurde seit dem Frühjahr drastisch verkleinert. Und wie Jürgen Rakow, Vorstandsvorsitzender der Vobis AG, nun gegenüber ComputerPartner berichtet, stellt man auch in aller Stille die Xpress-Shops ein. Dieses Shop-in-Shop-Projekt war im Frühjahr 2002 mit viel Enthusiasmus gestartet und bestand zu den besten Zeiten Mitte 2003 immerhin aus rund 80 Mini-Shops.

In den vergangenen Monaten schien deshalb die Kooperation mit Galeria Kaufhof das letzte Flaggschiff der traditionellen IT-Filialisten vor der Havarie zu retten. Doch auch an der Franchise-Front beruhigt sich nun langsam das Sturmtief. Wie bereits in ComputerPartner, Ausgabe 11/04, berichtet, bietet Vobis seinen Mitarbeitern zahlreiche Filialen als Franchise-Objekte an. Die Resonanz ist groß. Bereits während der Cebit 2004 konnte Rakow über 50 Bewerbungen verbuchen. Mittlerweile wurden daraus 30 fixe Geschäftsbeziehungen, sodass die Zahl der Franchise-Nehmer von 25 auf 55 mehr als verdoppelt werden konnte. Damit hat Vobis bereits jetzt das Jahresendziel von 50 Franchise-Standorten erreicht.

Bis auf drei Ausnahmen sind die neuen Geschäftspartner Filialmitarbeiter. "Wir haben mehrere Fälle, in denen der ehemalige stellvertretende Filialleiter nun der Chef ist", erzählt Rakow schmunzelnd. Einen Ausbau der Franchise-Dichte auf rund 80 bis Jahresende hält er zum aktuellen Zeitpunkt für realistisch.

Neben der Umwandlung von Filialen in Franchise-Unternehmen liegt sein Augenmerk auch auf der Erschließung neuer Standorte. Dabei spielen laut Rakow folgende Faktoren eine wichtige Rolle: die finanzielle Situation des Bewerbers, der Standort und die Größe des Ladens. Immerhin muss der Franchise-Nehmer nicht nur einmalig 15.000 Euro Gebühren an Vobis für die Lizenz und die Ladeneinrichtung (Möbel, Dekomaterial) zahlen, die Erstausstattung mit Produkten schlägt auch noch einmal mit rund 60.000 Euro zu Buche.

Um dem Kunden das typische Vobis-Feeling zu geben, sollen 45 Prozent des Sortimentwertes aus Vobis-Produkten bestehen (in der Regel Notebooks, PCs und Displays). Diese Produkte erhält der Partner in Kommission von Vobis. Werden sie in einem vorgegebenen Zeitrahmen verkauft, muss er sie bezahlen, ansonsten an Vobis zurückschicken. Diese Remittenten werden an die Vobis-Filialen weitergeschickt. Die restlichen Produkte wie Drucker, Zubehör und Software bezieht der Franchise-Partner über ausgewählte Distis, wobei er nur 15 Prozent frei wählen kann. Und alle diese Produkte muss er natürlich zu den üblichen Konditionen kaufen.

Da das Sortiment vorgegeben ist, sollte die Größe des Ladenlokals nicht unter 170 Quadratmetern liegen, besser wären gar 250 Quadratmeter. "Kleinere Läden sehen sonst sehr schnell rummelig aus", so Rakows Fazit. "Es macht keinen guten Eindruck, wenn aus Platzmangel überall Kartons herumstehen."

Meinung der Redakteurin

Egal, wie kalt auch der Gegenwind blies, Vobis, die Mutter der IT-Filialisten, stellte sich in ihrer 23-jährigen Geschichte immer beherzt den Marktveränderungen. Nur nicht immer mit Erfolg. Die Grundsanierung in diesem Jahr und der langsame und überlegte Ausbau des Franchising könnten jedoch zu einer Stabilisierung und letztendlich Gesundung des Traditionsunternehmens führen.

Zur Startseite