Leasingfirmen bespitzeln Kunden

Am gemieteten PC lieber das Hemd anlassen

27.09.2012
Spionage? Voyeurismus? Auf Leasing-PCs in den USA war eine Software installiert, mit der der Verleiher mehr konnte als er durfte: Es griff Passwörter, Bankdaten oder E-Mails ab und aktivierte die Webcam.
Spionage? Voyeurismus? Auf Leasing-PCs in den USA war eine Software installiert, mit der der Verleiher mehr konnte als er durfte.
Spionage? Voyeurismus? Auf Leasing-PCs in den USA war eine Software installiert, mit der der Verleiher mehr konnte als er durfte.
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Nutzer von gemieteten Computern in den USA dürften einen mächtigen Schrecken bekommen haben: Die amerikanische Wettbewerbsbehörde FTC hat öffentlich gemacht, dass mehrere Leasingfirmen ein Spionageprogramm installiert hatten. Es konnte Passwörter (siehe unsere Klickstrecke unten), Bankdaten oder E-Mails der Benutzer abgreifen.

Außerdem hat sich das Programm Zugriff auf die Webcam verschafft. In zahlreichen Fällen seien Fotos von Kindern, leicht bekleideten Erwachsenen oder auch Paaren beim Sex in die falschen Hände geraten, erklärte die FTC.

Die Behörde schob dem Treiben nun einen Riegel vor. Sieben Leasingfirmen und der mittlerweile insolvente Hersteller der Software, DesignerWare, hätten sich verpflichtet, künftig keine Kunden mehr auszuspionieren, teilte die FTC mit. Den Angaben der Wettbewerbshüter zufolge hatten zu einem Stichtag im August 2011 insgesamt 1.617 Leasing-Läden in den USA, Kanada und Australien das Programm namens "PC Rental Agent" lizenziert. Weltweit sei die Software auf rund 420.000 PCs installiert worden.

Das Prinzip des PC-Mietkaufs ist in den USA eine sehr beliebte Methode. Die Leasingfirmen nutzen das Programm, um ihre vermieteten Computer nach einem Verlust oder einem Diebstahl wieder aufzufinden. Auch lassen sich die Rechner sperren, wenn die Mieter mit ihren Raten im Rückstand sind.

Seit mindestens 2007 gibt es der FTC zufolge die Zusatzfunktion "Detective Mode". Nach deren Aktivierung übermittelt die Software alle zwei Minuten persönliche Daten der Kunden, etwa Tastatureingaben oder Screenshots – ohne dass der Nutzer davon etwas mitbekommt. Die Datenübertragung lief dabei über den Hersteller des Programms.

Die "New York Times" kommentierte den Fall am Mittwoch in ihrem Technologieblog "Bits" leicht süffisant mit den Worten: "Beim Schreiben an einem gemieteten Computer sollten Sie wohl besser ihr Hemd angelassen haben." (dpa/tö)

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