Mobile World Congress 2013

Am Horizont der Mobilfunkbranche

Beate Wöhe leitete als Director Experts Network das IDG Experten-Netzwerk für alle Online-Portale der IDG Tech Media GmbH. Sie hatte diese Position nach über zehnjähriger Tätigkeit als Redakteurin und leitende Redakteurin des IDG-Titels ChannelPartner im Juli 2014 übernommen. 

Die Mobilfunkbranche in zehn Jahren

Um der Entwicklung der kommenden zehn Jahre vorzugreifen, haben wir den visionären Branchenmanagern auf den Zahn gefühlt und sie gefragt, wie das Mobile Device der Zukunft im Jahr 2023 aussehen wird und welche Fähigkeiten dem Nutzer dann zur Verfügung stehen werden. Machen Sie sich selbst ein Bild von den Antworten - wir sehen uns wieder, in zehn Jahren.

Jörg Hartmann, Fujitsu
Meiner Meinung nach wird in zehn Jahren sogar niemand mehr merken, dass er überhaupt ein mobiles Device bei sich hat. In der Kleidung sind Sensoren, die die Umgebungsparameter aufzeichnen, und GPS-Sensoren, die permanent die Position in der Cloud speichern. Im medizinischen Bereich kommen Informationen zu Herzfrequenz, Temperatur, Blutdruck etc. hinzu. Die Interaktion mit den Geräten findet über Gesten oder Sprache statt. Der Zugriff auf jede Art von Medien ist immer möglich. Shopping bekommt eine neue Dimension, weil der Einkauf automatisch erledigt wird. Läden werden nur nach Verfügbarkeit von Waren oder besten Preisen ausgewählt.

Ralf Gebershagen, Motorola
Könnte uns dieses eine Gerät ab und zu in eine andere, für uns ideale Welt "beamen" und damit Momente der absoluten Ruhe schaffen, dann wäre einer durch und durch digitalen Welt sehr geholfen.

Jürgen Strätker, Nokia
Eine so dynamische Branche wie die Telekommunikationsbranche lässt sich nicht exakt über einen Zeitraum von zehn Jahren prognostizieren. Klar ist: Die Vermischung der realen mit der digitalen Welt wird weiter voranschreiten. Smartphones werden uns noch enger mit unserer Umwelt verbinden. Schon heute sind Smartphones mit einer Vielzahl an Sensoren wie GPS, NFC, Wi-Fi oder digitalen Kameras ausgestattet. Bei der Nokia-exklusiven Augumented Reality App "City Lens" nutzen wir etwa die Kombination unterschiedlicher Sensoren zur intuitiven Umgebungsdarstellung. Neuartige Sensoren zur Messung der Luftfeuchtigkeit könnten in Zukunft zum Beispiel für Echtzeit-Wettervorhersagen sorgen, indem die kollektiven Daten von Smartphones ausgewertet werden. Auch im Straßenverkehr wären durch Nutzung von Smartphone-Live-Daten noch wesentlich genauere Aussagen zum Verkehrsfluss möglich. Die Möglichkeiten in diesem Bereich sind vielfältig.

Martin Börner, Samsung
Ich denke, in zehn Jahren hat sich das Bezahlen per NFC an der Supermarktkasse mit dem Smartphone als Standard durchgesetzt. Außerdem wird unser Haus oder unsere Wohnung zunehmend über das Mobiltelefon vernetzt sein - vom Home-Entertainment-System über die Waschmaschine bis hin zur Beleuchtung, Heizung und Alarmanlage. Kurzum, das künftige mobile Device wird das Tragen von Schlüsseln, Kreditkarten, Portemonnaies oder Ausweisen komplett ersetzen und durch verbesserte Tragbarkeit (biegsames Display am Handgelenk) und Lesbarkeit (3-D-Hologramme) zu einem unersetzlichen Accessoire werden.

Björn Bourdin, Sony
Insbesondere Smartphones werden sich noch weiter zu All-In-One-Geräten entwickeln. Sie werden größer, aber zusammengerollt in die Tasche passen. Die Nutzung im audiovisuellen Bereich wird erweitert, zum Beispiel zum eigenen TV-Sender. (bw)

Meinung der Redakteurin

Hinterm Horizont gehts weiter

Der diesjährige Mobile World Congress 2013 steht unter dem Motto "Explore the New Mobile Horizon". Die Entfernung des Horizonts liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Also: Wie weit entfernt sieht die Mobilfunkbranche den neuen Horizont?

Daran, dass die Marktteilnehmer in den vergangenen zehn Jahren fast über den natürlichen Horizont hinausgewachsen sind, besteht kein Zweifel. Immer häufiger ist jedoch die Rede von Druck: Der Wettbewerbsdruck zwingt die Hersteller, in kurzen Zeitabständen schnellere und technisch höherwertige Geräte auf den Markt zu bringen. Die Mobilfunk-Provider sind unter Druck, immer schnellere Netze wie LTE flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Aber brauchen das die Endkunden?

Ich habe in meinem Bekanntenkreis Geschäfts- und Privatanwender gefragt. Alle nutzen eines der aktuellen Smartphones und haben mehrheitlich einen Vertrag bei einem großen Provider. Aber es hat sich niemand darüber beschwert, dass seine Geschäftsdaten oder Videostreams zu langsam auf seinem Gerät landen würden. Vielmehr fühlen sie sich allmählich überfordert, wenn sie auf der Suche nach einem neuen Smartphone oder Tablet sind. Also, verehrte Hersteller und Carrier: Lasst es in Barcelona ruhig angehen - frei nach Udo Lindenberg: "Hinterm Horizont geht's weiter - ein neuer Tag. Hinterm Horizont immer weiter - zusammen sind wir stark!" BW

Zur Startseite