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Amazon FBA - vorübergehender Trend oder Goldgrube für ein freies Leben?

Thorsten Wittmann ist internationaler Finanzautor und Speaker. Thorsten Wittmann vermittelt hochwirksame Praxis-Strategien, die Geldsicherheit und finanzielle Freiheit garantieren. Er reist um die Welt und recherchiert vor Ort die besten Geldanlagen und Finanztipps für seine Klartext-Community. Seine internationale Bekanntheit und inspirierenden Vorträge machen ihn europaweit zu einem gefragten Redner auf Kongressen und Seminaren.
FBA steht für "Fullfilled By Amazon", also „abgewickelt durch Amazon“. Ist dies das eCommerce-Konzept der Zukunft?

Es ist schon seit vielen Jahren bekannt und immer wieder tauchen Werbeanzeigen und Berichte auf, dass man mit Amazon FBA reich werden kann und das Traumleben Realität wird. Doch ist das wirklich so? Und wenn ja, was muss man dafür tun, um auf diesem Wege erfolgreich zu werden? All diese Fragen werden im Folgenden beantwortet. Dann können Sie selbst für sich entscheiden, ob es für Sie persönlich sinnvoll ist.

Wofür steht FBA und wie funktioniert es?

FBA ist die Abkürzung für "Fullfilled By Amazon", frei ins Deutsche übersetzt "abgewickelt durch Amazon". Das bedeutet, dass Sie ein Produkt haben und Amazon für Sie die Logistik und Rechnungsabwicklung übernimmt und dafür einen bestimmten Prozentsatz als Provision einbehält. Das Einzige worum Sie sich kümmern müssen, ist ein Produkt zu finden oder zu entwickeln, es produzieren und ins Amazon-Lager schicken zu lassen. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt Amazon den Rest und Sie verdienen sogar im Schlaf Geld. Klingt verlockend, vor allem weil der Umsatz und Markt auf Amazon weiter steigt.

Der Umsatz von Amazon steigt von Jahr zu Jahr stark an.
Der Umsatz von Amazon steigt von Jahr zu Jahr stark an.
Foto: Statista

Erfolgreiche FBA-Unternehmen sind zum Beispiel "Snocks", "Coffee Gator" und "GlobalTrade". Sie haben es geschafft eine Nische zu finden, hochwertige Produkte anzubieten und gleichzeitig eine Marke darum zu erschaffen. Sie erzielen damit jedes Jahr hohe Umsätze. Auch für Sie besteht grundsätzlich die Möglichkeit dazu, wenn Sie die folgenden Herausforderungen meistern.

Die 5 Herausforderungen bei Amazon FBA

1. Das Produkt

Zunächst müssen Sie ein geeignetes Produkt finden. Dafür ist es wichtig, Nischen zu analysieren und viel Zeit in Recherche zu investieren, um einen Markt und das passende Produkt zu finden. Der überwiegende Teil der Menschen, die mit FBA starten, versuchen es mit Produkten wie Handyhüllen, Trinkflaschen usw. und kopieren das Design der Konkurrenz. So lässt sich heute auf Amazon kein Geld mehr verdienen. Wichtig ist, dass Ihr Produkt etwas Besonderes hat und heraussticht.

Nachdem das Produkt gefunden ist, müssen Sie über die Herstellung entscheiden. Wollen Sie günstig und mit Abstrichen in der Qualität beispielsweise in China, Pakistan oder Indien produzieren oder in höherer Qualität in Deutschland, den Niederlanden oder Spanien. Die Qualität hat vor allem Auswirkungen auf Ihre Bewertungen und die Anzahl der Rücksendungen. Ihr Ranking ist entscheidend, wie schnell Sie von Kunden gefunden werden und ob diese den Versuch wagen und bei Ihnen bestellen. Außerdem können Sie mit einer besseren Qualität einen höheren Preis verlangen.

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Haben Sie auch hier eine Entscheidung getroffen, so kann die Produktion starten. Abhängig von Menge und Standort dauert es fünf bis acht Wochen bis die Ware im Amazon-Lager ankommt.

2. Rechtliche Aspekte

Je nachdem für welche Produkte Sie sich entscheiden, müssen Sie Zertifikate oder ähnliche Bescheinigungen einholen, die in Ihrem Land notwendig sind. Ganz gleich, wo Sie produzieren lassen, Sie agieren aus Ihrem Heimatland und unterliegen dessen Richtlinien. Vor allem bei Kinderartikeln oder Nahrungsergänzungsmitteln gibt es strenge Regeln, an die Sie sich halten müssen. Daher kann es sein, dass Sie ein Sample Ihres Produktes einschicken oder vorab in der Produktion bereits einige Kriterien festlegen müssen.

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Auch sollten Sie bei Ihrem Branding an mögliche Markenrechte denken. Verwenden Sie einen Namen, der markenrechtlich geschützt ist, kann dies Gerichtsverfahren nach sich ziehen und sehr teuer werden.

3. Konkurrenz & Ranking

Der Markt ist in den letzten Jahren rasant gewachsen und die Konkurrenz deutlich stärker geworden. Es reicht nicht mehr nur ein gutes und günstiges Produkt herzustellen. Sie müssen sich von der Konkurrenz deutlich abheben und einen unverwechselbaren Wiedererkennungswert schaffen. Bestenfalls erschaffen Sie eine Marke, ein Branding, mit dem sich Menschen identifizieren können. So werden sie Ihr Produkt allen anderen vorziehen.

Jahr für Jahr nimmt die Menge der Amazon-Händler stetig zu, da steigt auch der Konkurrenzdruck.
Jahr für Jahr nimmt die Menge der Amazon-Händler stetig zu, da steigt auch der Konkurrenzdruck.
Foto: Statista

Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ist das Ranking. Sie müssen es schaffen Ihr Produkt auf Seite 1 und möglichst weit oben zu platzieren. So wird es von potenziellen Käufern sofort gesehen. Ein Produkt auf Seite 4 oder noch weiter hinten findet kaum Beachtung. Sie können selbst überlegen, wann Sie das letzte Mal bei Amazon etwas gekauft haben und wie viele Seiten Sie weitergeblättert haben, ehe Sie das passende Objekt gefunden haben. Ich selbst gehe selten weiter als drei Seiten zurück.

4. Kapitaleinsatz und Nachproduktion

Der anfängliche Kapitaleinsatz ist, verglichen mit anderen Möglichkeiten des passiven Einkommens, sehr hoch. Sie müssen die Produktion und den Transport vorfinanzieren, Produktbilder anfertigen lassen, vielleicht sogar ein Erklärvideo und weiteres Marketing. Oft produzieren Firmen nur ab einer hohen Stückmenge von beispielsweise 10.000 oder kleinere Mengen sind erheblich teurer.

Ist die Nachfrage nach Ihrem Produkt hoch, müssen Sie früh beginnen nach zu produzieren, da Amazon Sie andernfalls im Ranking abstraft, wenn das Lager leerläuft. Dadurch werden weniger Besucher auf Ihr Produkt aufmerksam und der Umsatz geht zurück. Somit ist vor allem das erste Jahr oft durch Re-Investieren geprägt.

Falls es nicht auf Anhieb funktioniert, müssen Sie vielleicht weiter Produkte austesten. Das kann die Kosten schnell in die Höhe treiben, daher sollten Sie über ein gesundes Startkapital verfügen, wenn sie FBA als Möglichkeit zu passivem Einkommen ernsthaft in Betracht ziehen.

5. Unternehmerisches Denken

Wenn Sie sich die letzten Punkte noch einmal vor Augen führen, wird Ihnen schnell klar, dass das ganze System einem kleinen Unternehmen gleicht und lediglich der logistische und ein Aspekt des buchhalterischen Teils von Amazon abgewickelt werden. Sie müssen das Startkapital beschaffen oder bereits besitzen, den Markt analysieren, einen Hersteller finden, rechtliche Aspekte abklären, das Branding aufbauen usw.

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Amazon FBA ist keine schnelle Methode, um viel Geld zu verdienen. Es bedeutet Arbeit und unternehmerisches Geschick. Menschen, denen das im Blut liegt, die Spaß daran haben und Durchhaltevermögen besitzen, bietet FBA die Möglichkeit ein Business aufzubauen, das passives Einkommen ermöglicht.

Fazit

Ja, es ist möglich mit Amazon FBA Geld zu verdienen und auch finanzielle Freiheit damit aufzubauen. Liegt Ihnen das Unternehmertum im Blut, sind Sie kreativ und verfügen über ein gesundes Startkapital, ist es eine Möglichkeit, um langfristig Geld zu verdienen. Bedenken Sie nur, dass es bei einer intelligenten Vorgehensweise zwar eine Chance auf einen schnellen Gewinn gibt, Sie aber realistisch auch mehrere Jahre benötigen könnten.

Hält sich Ihr unternehmerisches Geschick und Marketing-Know-how in Grenzen, sollten Sie über andere Möglichkeiten nachdenken. Im Hinterkopf sollten Sie auch behalten, dass sich auch bei anderen Varianten ein passives Einkommen nicht in ein paar Tagen aufbauen lässt.

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