AMD: Hammer contra Xeon

21.03.2002

Auf der Cebit präsentierte AMD hinter verschlossenen Türen den ersten Rechner mit Hammer-CPU. Mit dem Prozessor peilt AMD das für das Unternehmen wichtige Serversegment an. Denn hier wird das Geld verdient. Als Konkurrenz zum Xeon oder vielleicht sogar zum McKinley soll der Hammer antreten. Maximal vier Hammer-CPUs sollen sich zu einem Mehrprozessorsystem zusammenschließen lassen. Diese Informationen wurden preisgegeben - das war auch fast alles. Weder zur Taktfrequenz noch zur Leistungsaufnahme wollten oder konnten die Mitarbeiter von AMD etwas sagen.

Geheimniskrämerei ist in diesem Geschäft üblich. Aber ich glaube, dass AMD nur unter dem Druck des Erzrivalen Intel so früh mit dem Hammer an die Öffentlichkeit geht. Bei Serverprozessoren ist Intel ungeschlagen, und auch im Endkundengeschäft hat das Unternehmen die Nase vorn. AMD kann mit seinen Athlons nicht einmal bei der virtuellen Taktfrequenz mithalten. Selbst die schnellsten CPUs aus dem Hause AMD werden real mit 1.733 MHz getaktet, was dann einen Geschwindigkeitsfaktor von 2.100+ ergibt. Intel dagegen bringt in wenigen Wochen einen Pentium 4 mit 2,4 GHz auf den Markt. Dann soll die 2,2-GHz-Reihe den Mainstream-Markt aufmischen.

Obwohl AMDs Kampagne in Radio und Fernsehen mit der virtuellen Taktfrequenz recht gut gelaufen ist - sogar Intel wurde darauf aufmerksam -, zählt letztendlich beim Endkunden die reine Taktfrequenz. Warum sonst würde die Firma Pyramid einen Pentium-Prozessor tiefkühlen und mit 3 GHz betreiben? Lesen Sie dazu auch den Artikel "CPU im Gefrierfach" auf Seite 84.

Im Endkundenmarkt kann Intel die Preise diktieren. Große Margen sind hier aber nicht drin, die braucht Intel auch gar nicht. Das Geld kommt aus dem Servergeschäft. Mit dem Geld, das Intel bei Serverprozessoren verdient, kann das Unternehmen leicht die CPU-Entwicklung vorantreiben.

Bei AMD sieht es anders aus. Zwar hat das Unternehmen besonders im Consumer-Markt Intel ein paar Anteile abgeluchst, aber im preisträchtigen Serversegment stehen nach AMDs Geschmack viel zu viele PCs mit dem Logo "Intel Inside". Und AMD braucht Geld, um die Entwicklungskapazitäten nach oben zu fahren.

Unbestritten hat der Hammer das Potenzial, Intel auch in diesem Segment Paroli zu bieten. Doch dafür müsste er schnellstmöglich auf dem Markt erscheinen. AMD muss aber aufpassen, dass zur Markteinführung auch eine passende Plattform verfügbar ist. Sonst haben wir die gleiche Situation wie zur Einführung des Athlons. Der Prozessor war da, aber es fehlte an Motherboards und an entsprechend leistungsfähigen Netzteilen. Der Athlon wurde im August vorgestellt und von der Fachpresse bejubelt. Doch kaufen konnte man die Systeme erst nach Weihnachten. Richtig leistungsfähige PCs kamen erst auf den Markt, als VIA einen optimierten Chipsatz für den Athlon präsentierte.

Der Hammer soll gegen Ende des Jahres verfügbar sein. AMD ist durch die Anfangspleite mit dem Athlon schlauer geworden. Die ersten Motherboard-Hersteller entwerfen schon eifrig Platinen. Bis Ende des Jahres sollen auch sie verfügbar sein. Doch dafür müsste AMD die Fertigung schon langsam hochfahren. Magere zwei Hammer-CPUs, so erzählte mir ein Techniker auf der Cebit, habe seine Firma für die Entwicklung der Boards bekommen. Die Mehrprozessor-Fähigkeit des Hammers lässt sich so natürlich nicht testen.

Hans- Jürgen Humbert

hhumbert@computerpartmer.de

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