AMD und IBM produtieren munter weiter

07.09.1998

MÜNCHEN: Tot Gesagte leben länger! Trotz Produktionseinstellung von Sockel-7-CPUs bei Intel im April (vgl. ComputerPartner 9/98, Seite 80), setzt die Konkurrenz, wie AMD und IBM, munter weiter auf den "antiquierten" Standard.Während Chipkrösus Intel seine Unternehmensstrategie komplett auf Slot-1- und ab dem dritten Quartal mit dem 400-Megahertz-Boliden "Xeon" zusätzlich auf Slot-2-CPUs ausgerichtet hat, erfreuen sich die Sockel-7-Vorgänger bei der Konkurrenz größter Beliebtheit.

Gerade um die, von Experten vorhergesagte, kurzfristig zu erwartende Nachfrage nach Billig-PCs im Preisbereich zwischen 1.000 und 1.500 Mark zu befriedigen, benötigt der Markt Low-cost-Prozessoren. Intels Pentium-II-Chips sind trotz "Celeron" noch zu teuer.

Auch die Produktion von Motherboards mit dem älteren Standard läuft weiter. "Wir produzieren Mainboards mit Sockel 7 mindestens bis Mitte 1999", erklärt Gary Chi, Produktmanager bei Shuttle Inc., einem der größten taiwanesischen Motherboard-Hersteller in Taipeh.

Daß der Bedarf ungebrochen ist, beweisen nicht nur die noch im Umlauf befindlichen Pentium-Chips der ersten Generation, sondern auch die Neuentwicklungen, beispielsweise von IBM und AMD:

Jüngster Sproß bei Big Blue ist der "6x86MX PR333", eine 250-MHz-CPU, welche speziell auf den Markt der preisgünstigen Einsteiger-Rechner abzielt. Die Zeitschrift "PC-Welt" attestierte dem Prozessor mit rund 380 Mark ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Dank des neu integrierten "Toggle"-Modus erreicht der Halbleiter-Neuling einen Geschwindigkeitsgewinn von drei bis sechs Prozent und schaffte im Benchmarktest sogar das Niveau eines Pentium II 333 MHz. Für 1999 hat IBM einen Mikroprozessor mit Slot-1- kompatibler Architektur angekündigt. Ob diese CPUs auf Cyrix-Technologie basieren oder von Intel lizensiert werden, ist bisher nicht bekannt.

AMD konkurriert mit Pentium II 400

Chip-Produzent AMD setzt große Hoffnungen in seine neue Wunderwaffe namens "K6-2". Bei Standardapplikationen, wie beispielsweise Microsoft Office, läuft die 300-MHz-Variante von AMD fast so schnell wie ein 400-MHz Pentium II des großen Konkurrenten. Durch die neu integrierten 3D-Befehle ("3D-Now") erreicht er beim Spiele-Einsatz immerhin noch die Leistung einer P-II-300-MHz-CPU. Mit rund 369 Mark kostet der Neuling allerdings wesentlich weniger als die vergleichbaren Intel-Chips. Der Markt für die günstigen CPUs könnte auch durch eine weitere Tendenz vermehrt Oberwasser gewinnen: "In Deutschland verliert die Bedeutung von Markennamen beim PC-Kauf immer mehr an Wert. Der Kunde will preisgünstige Rechner und ist nicht bereit, mehr zu bezahlen, als unbedingt notwendig", glaubt Werner Dao, Verkaufs- und Marketingdirektor bei der Elitegroup Computer Systems GmbH in Erkelenz, zu wissen.

Intel kehrt zurück zum Sockel-Standard

Daß sich im Low-Cost-Markt trotz ständig sinkender Preise nach wie vor gutes Geld verdienen läßt, scheint auch Intel erkannt zu haben. Nur so ist die Rückkehr des Prozessor-Riesen zum Sockel-Standard zu erklären. Die nächste Celeron-Generation mit integriertem Cache (Codename: "Mendocino") wird nicht nur in Slot-1-Form, sondern auch in einem preiswerteren Sockel zu haben sein - allerdings weder als Sockel 7 nach Pentium-Standard noch als Sockel 8 für Pentium Pro Boards. Mendocino wird in einem neuen Sockelformat das Licht der Welt erblicken.

Daß diese Vorgehensweise den Prozessormarkt nicht gerade beruhigen dürfte, bringt Jochen Polster, Geschäftsführer bei AMD Corporate Communications Europe in München, auf den Punkt: "Wir befürchten, daß die Etablierung eines zusätzlichen Sockel-Standards Konfusion im Markt bringen wird. Schließlich haben wir dann insgesamt fünf verschiedene Typen, was es für Motherboard-Hersteller und Assemblierer nicht gerade einfacher macht, denn sie müssen eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungen bereit halten." Über die plötzliche Abkehr Intels vom Slot-1-Standard zeigt sich der AMD-Mann überrascht: "Wir wundern uns, daß Intel plötzlich dasselbe macht wie andere Chip-Hersteller. Wir propagieren seit längerem, daß die Sockel-Technik ihre Begründung hat. Durch die Aktion von Intel sehen wir uns in unserer Firmenpolitik bestätigt." (akl)

AMD-Geschäftsführer Polster: "Wir sind überrascht, daß

Intel plötzlich das Gleiche tut wie wir."

Soll Intel Magenschmerzen verursachen: IBMs 6x86 MX PR333.

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