AMD will mit seinen neuen Prozessoren die Trauben für Intel höher hängen

04.11.1997
MÜNCHEN: Chiphersteller Advanced Micro Devices (AMD) bringt mit dem K6 seine neue Prozessoren-Generation auf den Markt. Nach dem Flop mit der Vorgänger-CPU K5, glauben die Amerikaner die Hatz auf Intel jetzt wieder aufnehmen zu können. Bis 1999 will das Unternehmen einen Marktanteil von 30 Prozent erreichen.Glaubt man den markigen Sprüchen der AMD-Führungsriege, die mit der Markteinführung ihrer neuesten Errungenschaft einhergehen, gilt das übermächtige Intel-Imperium nicht länger als uneinnehmbar. "Mit dem K6 ändert sich die Marktlandschaft der PC-Industrie", nimmt AMD-Chef Jerry Sanders den vorübergehend zur Seite gelegten Fehdehandschuh wieder auf. Es sei wirklich nicht mehr lustig, so Richard Previte, Chief Operating Officer und zweiter Mann hinter Sanders, daß ein Unternehmen alleine fast 90 Prozent des Marktes beherrsche. "Wir glauben an den Wettbewerb und werden uns mit dem K6 den Herausforderungen stellen", zeigt sich Previte angriffslustig.

MÜNCHEN: Chiphersteller Advanced Micro Devices (AMD) bringt mit dem K6 seine neue Prozessoren-Generation auf den Markt. Nach dem Flop mit der Vorgänger-CPU K5, glauben die Amerikaner die Hatz auf Intel jetzt wieder aufnehmen zu können. Bis 1999 will das Unternehmen einen Marktanteil von 30 Prozent erreichen.Glaubt man den markigen Sprüchen der AMD-Führungsriege, die mit der Markteinführung ihrer neuesten Errungenschaft einhergehen, gilt das übermächtige Intel-Imperium nicht länger als uneinnehmbar. "Mit dem K6 ändert sich die Marktlandschaft der PC-Industrie", nimmt AMD-Chef Jerry Sanders den vorübergehend zur Seite gelegten Fehdehandschuh wieder auf. Es sei wirklich nicht mehr lustig, so Richard Previte, Chief Operating Officer und zweiter Mann hinter Sanders, daß ein Unternehmen alleine fast 90 Prozent des Marktes beherrsche. "Wir glauben an den Wettbewerb und werden uns mit dem K6 den Herausforderungen stellen", zeigt sich Previte angriffslustig.

Die Chancen, daß AMD mit dem neuen Chip mehr Erfolg hat als mit den kläglich gescheiterten Vorgängerversionen, stehen jedenfalls nicht schlecht. Der K6, ein Prozessor der sechsten Generation, ist nicht länger ein Derivat aus den CPUs vergangener Tage, sondern ein komplett neues Produkt. Er basiert im wesentlichen auf dem "NextGen-686"-Prozessor, des gleichnamigen Chipproduzenten, der 1995 von AMD für 630 Millionen Dollar übernommen wurde.

In Vergleichstest die Nase vorn

Einige Voraussetzungen müssen nach Meinung von Previte erfüllt sein, daß ein Produkt in diesem Markt Erfolg hat. An erster Stelle stehe die Wettbewerbsfähigkeit hinsichtlich Leistungsfähigkeit und Technologie. AMD braucht sich hierbei nicht zu verstecken. Experten loben die hohe Performance der K6-Prozessoren über den grünen Klee, in den einschlägigen Vergleichstest mit den konkurrierenden Pentium-Chips haben sie die Nase vorn. Es stellt sich allerdings die Frage, ob das um Sekundenbruchteile schnellere Öffnen von Dialogboxen oder ähnlichem für die Käufer das Zünglein an der Waage ist, sich für einen PC mit K6-Prozessor zu entscheiden. Dennoch, auch technologisch sind die schwarz eingehüllten Siliziumplättchen auf dem neuesten Stand, sie verfügen über die selben Multimediafähigkeiten wie die des Branchenkrösus.

Rund 25 Prozent billiger als Intel-Chips

Im Pflichenheft ganz oben stand für die AMD-Truppe der Preis der Produkte. Und hier will das Unternehmen aus dem kalifornischen Sunnyvale Erzfeind Intel das Fürchten lehren. Im Vergleich zu den Wettbewerbsprodukten des Chip-Giganten fallen die Listenpreise - bei einer Abnahmemenge ab 1.000 Stück - durchschnittlich um rund 25 Prozent niedriger aus. Und das könnte weitreichende Folgen haben. Als teuerste Hauptkomponente im PC bestimmt der Preis der CPU maßgeblich dessen Herstellungskosten und die Marktpreise. Den Rechnerherstellern ist es beim Einsatz von AMD-Chips somit möglich, billigere Geräte auf dem Markt anzubieten. In Deutschland konnten die Kalifornier bereits die Handelskette Vobis und den PC-Hersteller Fujitsu für sich gewinnen. Weitere Anbieter sollen noch in diesem Jahr folgen. Nach Aussage von Rob Herb, dem Vice-President Group Strategic Marketing, hat das Unternehmen die Zusage von 16 der 20 weltgrößten Computerhersteller, Rechner, die den K6 in sich tragen werden, auf den Markt zu bringen. Einzelheiten wollte Herb jedoch keine nennen. "Es ist Aufgabe der Hersteller, Produktankündigungen zu verlautbaren", kommentierte der Marketier die möglichen Entwicklungen innerhalb Deutschlands mit knappen Worten.

Marktanteil von 30 Prozent angepeilt

Als weiteres Kriterium für einen Markterfolg nennt Previte die Verfügbarkeit und damit die mögliche Produktionskapazität der Chips. "Wir sind darauf vorbereitet, bis 1999 30 Prozent der weltweit ausgelieferten Prozessoren herzustellen", erklärt der Vize mit stolz

geschwellter Brust.

Für dieses und nächstes Jahr plant der Prozessorenhersteller den Verkauf von vier beziehungsweise 16 Millionen Stück, was einem Marktanteil von etwa 15 Prozent entspricht.

Bis dato hat AMD rund 10.000 Exemplare ausgeliefert, die in Amerika produziert werden und Marketier Herb läßt es sich nicht nehmen, bereits jetzt von von einer "exzellenten Nachfrage" zu sprechen.

1999 will das Unternehmen seine Produktionsstätte in Dresden eröffnen, die sich derzeit im Aufbaustadium befindet.

Ein Gerichtstermin jagt den anderen

Noch reagiert Branchenprimus Intel zurückhaltend auf die Markteinführung des K6. Zumindest nach außen hin. Das Unternehmen macht derzeit keine Anstalten, preislich auf den K6 zu antworten. Das Hauen und Stechen findet eher unter dem Tisch statt. Wie in dieser Branche offensichtlich an der Tagesordnung, zerren sich beide Parteien in regelmäßigen Abständen vor den Kadi. Derzeiger Streitpunkt, sich regelmäßig ein Stelldichein vor dem Richter zu geben, ist die von Intel verwendete Bezeichnung "MMX". Diese verwendet Intel in Zusammenhang mit der Vermarktung seiner neuen Pentiumprozessoren und will damit dessen angezüchtete Multimediafähigkeit herausstellen.

AMD und Mitbewerber Cyrix sehen hinter diesen drei Lettern jedoch nichts anderes, als dessen ursprüngliche Bedeutung "Multimedia Extension" und warben eifrig damit. Nicht ohne Folgen: Eine vom Landesgericht Braunschweig zugestellte, weil vom Marktführer beantragte, einstweilige Verfügung wurde just am dritten Tag der CeBIT auf den AMD-Stand überbracht. Medienwirksam schlug die Nachricht wie eine Bombe ein.

Dem überraschten Emporkömmling war es fortan verboten "MMX" für seinen K6 zu verwenden, obwohl AMD bereits 1996 mit Intel die Nutzung der MMX-Technologie vereinbarte und seither brav die geforderten Lizenzgebühren abführt.

Aus selbigem Grund reichte der Marktführer bereits tags zuvor in den USA Klage gegen AMD sowie Mitbewerber Cyrix ein, der sich nach Ansicht Intels ebenfalls mit fremden Federn schmückt.

So ist es auch zu erklären, daß die derzeit durch Europa tingelnde AMD-Truppe um einen Advokaten verstärkt ist. Die nervösen Amerikaner wollen sicher gehen, daß die Produktvorstellung in den einzelnen Ländern sich im jeweiligen rechtlichen Rahmen bewegt. "Im Gegensatz zu Intel wollen wir den Wettbewerb nicht vor Gericht austragen", stichelt denn auch Previte.

Fazit

Wie dem auch sei. Eines ist jedenfalls sicher: Durch bloßes Üben in hitzigen Wortgefechten mit dem Rivalen Intel, wird AMD weiterhin nur eine Statistenrolle spielen. Wer in diesem Markt nicht am Katzentisch speisen will, muß mit Taten glänzen, Überzeugungsarbeit für sein Produkt leisten und vor allem Kunden für sich gewinnen.

Und das könnte sich schwieriger erweisen als zunächst vermutet. Denn das wohl stichhaltigste Argument, der Preisvorteil gegenüber den Konkurrenzprodukten, könnte rasch zunichte gemacht werden. Denn Chipgigant Intel verfügt über einen sehr langen Atem. Das Unternehmen gilt als eines der profitabelsten der ganzen Welt. Alleine im letzen Jahr setzte die Siliziumschmide rund 20,8 Milliarden Dollar um und strich dabei einen Gewinn von 5,2 Milliarden Dollar ein. AMD setzte im gleichen Zeitraum gut zwei Milliarden Dollar um.

Sollte sich also der Chipkrösus in den Ring hieven und sich auf einen Preiskampf mit dem Herausforderer einlassen, wird sich zeigen, wer das längere Stehvermögen hat.

Herb zeigt jedenfalls schon heute seinem Gegner die Zähne: "Wir werden den Preiskrieg nicht anzetteln, und falls es doch dazu kommt, kann ich nur entgegnen, daß wir noch über genügend Spielraum verfügen, die Preise zu senken und trotzdem rentabel bleiben." Der dankbare Applaus der Konsumenten, die bei einem derartigen Schaukampf stets auf der Gewinnerseite stehen, ist den beiden Kontrahenten jedenfalls gewiß. (cm)

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