Amiga Inc verlässt Deutschland

23.11.2000

Mit lapidaren Worten teilte Amiga Deutschland mit, am 31. Dezember dieses Jahres seine Pforten zu schließen. Zurück bleibt ein verärgerter Manager, der 20 Jahre die Geschäfte des einstigen PC-Vorreiters geprägt hat.

Es war nicht die Trennung, die man sich wünscht: Amiga-Veteran Petro Tyschtschenko, Vizepräsident Distributor- und Reseller-Sales in Europa, räumte seinen Stuhl im Zorn. Mitnichten habe er vor, nach fast zwanzig Jahren in "den wohlverdienten Ruhestand" zu gehen, wie in der offiziellen Meldung von Amiga Deutschland zu lesen war: Der Manager will jetzt vielmehr indische Software-Spezialisten an europäische Unternehmen vermitteln. Kontakte habe er genügend, erklärte er gegenüber ComputerPartner: "Die sind entstanden, weil Amiga-Rechner eine der Plattformen sind, womit Endnutzer die Programme von rund 50 Kabelfernsehenanbietern empfangen."

Wie wichtig die Distributoren für Amiga waren, belegt er mit Zahlen. 42.000 A1200-Rechner haben diese in den letzten vier Jahren losgeschlagen. Für Amiga, mittlerweile beim amerikanischen Investor Amino Development gelandet, keine geringe Angelegenheit. Um so ärgerlicher erscheint es dem Amiga-Veteran, dass das amerikanische Management die Möglichkeit nicht erkannt habe, sich Märkte zu bewahren, in denen die einstigen Vorzeige-Rechner aus dem Hause Commodore als Nischenanbieter gut überleben könnten. Trotzdem redet Tyschtschenko nicht von einem Strategiefehler der Company - zu lange ist er im Geschäft, als dass er öffentlich die eigene Firma runterputzen würde.

Doch wenn er auf die Referenzplattform "Zico" zu sprechen kommt, vorgeschlagen von Amiga International anlässlich des Erscheinens des nicht näher erläuterten Betriebssystems "Amiga Digital Environment" (DE) im Herbst 2001, entfährt ihm doch ein "weltfremd". Mit 64 MB Hauptspeicher ist sie jetzt schon veraltet; und wer darüber hinaus ein neues Betriebssystem ankündigt, ohne deutlich zu machen, wer es braucht, will vom OS-Markt nicht wirklich etwas wissen.

Doch das kümmert Tyschtschenko jetzt nicht mehr, am 31. Dezember ist Schluss mit Amiga Deutschland. Dann wird er wahrscheinlich auch die letzten Monate, in denen er teilweise aus eigener Tasche den Vertrieb aufrecht erhalten hat, weil Deutschland den Entscheidern im US-Hauptsitz ziemlich egal war, als letzte Erfahrung seiner 20-jährigen Tätigkeit für Amiga verbuchen. (wl)

www.amiga.com

www.vesalia.de

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