"An der Börse hätten wir eine Gewinnwarnung rausgeben müssen"

11.02.2000
Die GE Compunet Computer AG bekommt eine neue Vertriebs- und MarketingOrganisation. Die Reorganisation sei durch sinkende Margen und nachlassendes Wachstum notwendig geworden.

Die Änderung in der Organisation kommt bei Compunet nicht überraschend, Spötter behaupten gar, dieses Phänomen trete im Unternehmen im regelmäßigen Turnus auf. "Wenn Sie mich jetzt fragen, ob wir nächstes Jahr wieder reorganisieren", spricht Meier es aus, "müsste ich Ihnen antworten: wahrscheinlich ja." Man lebe schließlich in einer schnellen, vom Wandel getriebenen Zeit, da sei so etwas schon nötig. Und mit der Methode habe man durchaus Erfolg: "Viele Kollegen, die zu diversen Dotcoms gewechselt sind, kommen nach der ersten Euphorie doch wieder zu uns zurück", verrät der Manager.

Allerdings hat die erneute Reorganisation nicht unbedingt nur mit Flexibilität zu tun, räumt der Vorstand ein. Das alte Geschäftsmodell ist im ersten Halbjahr 2000 durch "sinkende Produktmargen und nachlassendes Wachstum" im Traditionsgeschäft Client/Server unter Druck geraten. Meier: "Wären wir börsennotiert, hätten wir eine Gewinnwarnung rausgeben müssen."

Für Top-Kunden installiert GE Compunet jetzt ein strategisches Account-Management mit enger Anbindung an den Vorstand. Gleichzeitig werden die wirtschaftlichen Standbeine überregional als "Distributed IT Services" und "Networking & Enterprise Computing Solutions" neu gruppiert und als eigene Vorstandsressorts mit Gewinn&Verlust-Verantwortung geführt. Die neue Unternehmensorganisation wird ab 1. Januar 2001 in allen Bereichen wirksam.

Compunet hat eine 50:50-Strategie formuliert. Von bislang 25 Prozent soll der Anteil des Servicegeschäfts auf 50 Prozent des Gesamtumsatzes steigen, die andere Hälfte kommt weiterhin aus dem Produktgeschäft. Das Halbe-Halbe-Verhältnis strebt das Unternehmen auch für das Ergebnis an, sagt Meier: Eine Hälfte soll aus dem Traditionsgeschäft kommen, die andere aus den neuen Geschäftsfeldern rund um Netzwerke (AAN) und große Server- sowie Storage-Installationen (ECS).

Das traditionelle Client/Server-Geschäft wird künftig unter "Distributed IT Services" (Dist) zusammengefasst. "Hier sind wir mit einem Marktanteil von über 30 Prozent alleiniger Marktführer der Corporate Reseller in Deutschland", sagt Erwin Schmietow, Vorstand Dist. "In der letzten Zeit dachten einige, wir hätten kein Interesse mehr an unserem Projektgeschäft." Die Volumenminderung im ersten Halbjahr und der anhaltende Rückgang der Produktmargen hätte diesen Eindruck noch verstärkt, der natürlich gänzlich falsch sei, so Schmietow. Er spricht von "enormen Wachstumschancen", und Meier fügt mit Verweis auf aktuelle Gartner-Studien hinzu: "Der Markt ist nicht tot, er wird nur totgeredet."

In der neuen Organisation verschmelzen auch die neuen Geschäftsfelder AAN und ECS zu "Networking Enterprice Computing Solutions" (NECS). Nach eigenen Angaben kann das Unternehmen in diesen Bereichen Wachs- tumsraten zwischen 50 und 70 Prozent vorweisen: "Innerhalb von zwei Jahren sind wir aus den Top-20 bei allen marktführenden Herstellern in die Top-Drei aufgestiegen", so Kay Schwabedal, der NECS künftig als neues Mitglied des Vorstandes betreuen wird.

Neuer Vorstandsbereich

Ebenfalls in den Vorstand von GE Compunet berufen wird Michael Peltzer. Er leitet den neu definierten Vorstandsbereich Business-Development. Damit soll das Systemhaus zu einer Lösungs- schmiede für die E-Welt werden. Peltzer: "Mit unserer Größe und unseren Ressourcen sind wir schneller als jeder Wettbewerber in der Lage, neue Trends zu erkennen und neue Technologien in Lösungen für Kunden umzusetzen." Die Fähigkeit zu Innovation müsse in die Organisation eingebaut werden, so Meier. Heute sei GE Compunet in der Lage, innovative Technologie-Integration mit professioneller Umsetzung zu verbinden. "Unser Anspruch ist es nicht, das E-Business zu verändern, sondern dafür zu sorgen, dass es funktioniert."

Zukunftsängste hat man bei Compunet keine mehr. Ob profitabel oder nicht, das Mutterhaus GE steht dem Unternehmen auch finanziell bei, bestätigt Meier. Der geplante Verkauf von Compunet sei jedenfalls endgültig vom Tisch, meint Meier: "Es ist uns gelungen zu vermitteln, wie wir als Systemhaus Teil von GE werden und zwar so, dass es auch Sinn macht." (mf)

www.compunet.de

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