An Lösungen muss auch der Partner verdienen

25.07.2002

Heute verdient Microsoft noch gutes Geld. Die gerade bekannt gegebenen Umsatzzahlen des abgelaufenen Geschäftjahres bestätigen dem Konzern, mit seiner bisherigen Geschäftsstrategie richtig gelegen zu haben. Während fast jedes IT-Unternehmen seine Umsatzprognosen zurückschraubt, vor nicht vorhandenen Gewinnen warnt und massenhaft Mitarbeiter auf die Straße setzt, erhöhte Microsoft seine Einnahmen um zehn Prozent auf sagenhafte 28,37 Milliarden Dollar. Und das, obwohl die Anwender mit den Produkten des Unternehmens zum Großteil eher unzufrieden sind. Doch einen Großteil des Umsatzes im vergangenen Geschäftsjahr verdankte Microsoft dem Betriebssystem Windows und der Bürosuite Office. Und genau hier fangen die Probleme an.

Mindestens seit der vorletzten Version des Office-Pakets fragen sich die Anwender, warum sie schon wieder Geld für eine neue Bürosoftware ausgeben sollen, wo doch die alte Applikation ihre Zwecke noch ausreichend erfüllt. Bisher fand Microsoft immer irgendeinen Grund, neue Anwendungen erfolgreich unters Volk zu bringen. Bei Office XP war es unter anderem das neue Lizenzmodell, das die Kunden locken sollte. Die Möglichkeit, zukünftige Updates zu kaufen, ersetzte Microsoft mit dem Versicherungsangebot für neue Versionen. Das für Mitte 2003 geplante "Office 11" soll mal wieder die Arbeitswelt revolutionieren. Vielleicht steigert der Konzern mit dem neuen Programm und dem im Herbst auf dem Markt kommenden Dotnet-Server seinen Umsatz in diesem Geschäftsjahr wieder um einen zweifachen Prozentsatz. Doch bis in alle Ewigkeit kann dieses Spiel nicht weitergehen.

Also überlegte sich Microsoft, Webservices zum Geschäftsmodell der Zukunft zu machen. Im vergangenen Jahr stand das Thema noch ganz oben auf der Tagesordnung des Partner-Events Fusion. In diesem Jahr wurden Webservices eher am Rande erwähnt. Was nicht heißen soll, dass sich das Thema erledigt hätte. Dennoch sind Webservices heute immer noch mehr Vision als Realität.

Für die diesjährige Fusion setzte sich Microsoft mit dem Lösungsgedanken ein ganz neues Ziel. Doch daraus entwickeln sich auch neue Probleme. Das rein auf indirekten Vertrieb ausgerichtete Unternehmen kann und will seine Lösungen nicht selbst verkaufen. Also sollen sich die Partner zu Lösungsanbietern wandeln, genauer gesagt, zu Microsoft-Lösungsanbietern. Aber obwohl dieser Gedanke ein geschickter Schachzug des Konzerns ist, übersieht er da vielleicht eine Kleinigkeit. Viele Partner, vor allem viele der Certified Partner, sind bereits Lösungsanbieter. Sie haben ihr Geschäftsmodell zwar auf den Verkauf von Microsoft-Produkten aufgebaut, ihr eigentliches Geld verdienen sie aber mit ihrer Beratung. Microsoft muss sich also ein für die Partner sehr attraktives Modell überlegen, um diese zu bewegen, ihr Dienstleistungsangebot zu ändern oder zu erweitern. Fallen im Lösungsgeschäft die Margen genauso niedrig aus wie beim heutigen Verkauf der Software, werden sich wohl nur wenige Partner von der Idee begeistern können. Mit einem fairen Modell jedoch, bei dem sowohl Microsoft als auch die Partner verdienen, sichert sich das Unternehmen durch den Einstieg ins Lösungsgeschäft seine zweistelligen Umsatzzuwächse auch für alle kommenden Jahre.

Christine Robl

crobl@computerpartner.de

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