Analysesoftware: vom Mauerblümchen zur begehrten Diva

25.04.2002
Analysesoftware gehört zu den Märkten mit dem größten Wachstumspotenzial. Da sind sich die Auguren einig. ComputerPartner zeigt auf, welche Branchen am lukrativsten sind und welche Hersteller die besten Karten im Kampf um Marktanteile haben.

Wir dürsten nach Informationen, aber wir ertrinken in Daten", beklagen viele Unternehmen. Dem- entsprechend groß prognostizieren die IT-Auguren das Marktpotenzial von Business-Intelligence-Lösungen (BI): 5,17 Milliarden Dollar soll es im Jahr 2003 weltweit betragen, sagt der Olap-Report voraus. 5,8 Milliarden Dollar werden es laut Datamonitor in Europa im Jahr 2005 sein.

Der Funktionsumfang von BI-Tools umfasst neben dem einfachen Selektieren von Informationen aus Datenbeständen in Tabellen und grafischen Abbildungen detaillierte Analysemöglichkeiten. Dazu gehört zum Beispiel das Navigieren entlang der Hierachie-Ebenen eines Datenbestands. Diese als Drilldown, -up und -through bezeichneten Olap-Funktionen (Online Analytical Processing) ermöglichen es dem Anwender, beispielsweise während einer Analyse auf detaillierte Daten der gerade betrachteten Dimension zuzugreifen.

Als Dimension wird im Zusammenhang mit BI die Unterteilung von Geschäftsdaten nach verschiedenen Blickwinkeln bezeichnet. Möchte zum Beispiel ein Geschäftsführer die monatlichen Umsatzsummen in den verschiedenen Regionen und für die unterschiedlichen Produkte sehen, können sich diese Dimensionen nach Vertretergebiet oder Land beziehungsweise Produkttyp oder -reihe unterteilen.

Das Haupteinsatzgebiet von BI-Lösungen erweitert sich derzeit von den traditionellen Bereichen des Controllings und Berichtswesen in Richtung Lieferanten und Kunden. BI-Technologie hat sich so zur wichtigen Komponente für Customer-Relationship-Management (CRM), Supply-Chain-Management (SCM) und E-Commerce entwickelt. Beispielsweise setzen 28 Prozent der Unternehmen in Deutschland, die bereits eine CRM-Lösung implementiert haben, Tools zur Datensammlung und -auswertung ein. Das stellte das Marktforschungsunternehmen Metagroup in einer Ende 2001 durchgeführten Umfrage fest.

Laut Datamonitor sind Customer-Relationship-Management und Finanzanalysen die wichtigsten Anwendungsgebiete für BI-Werk- zeuge. Gegenwärtig würden 40 Prozent der BI-Software genutzt, um Finanzdaten zu analysieren. Ergebnis einer solchen Betrachtung kann beispielsweise die Profitabilität eines Produkts in einem Absatzgebiet sein. Der Markt für BI-Anwendungen im Supply-Chain-Management wird jedoch laut Datamonitor am schnellsten wachsen: 1,2 Milliarden Dollar soll im Jahr 2005 der Anteil für diese Applikationen betragen, im Jahre 2000 waren es nur 164 Millionen Dollar.

Value Added Resellers (VARs) und Systemhäuser konzentrieren sich meist auf bestimme Branchen. Wer die vertikalen Märkte Entertainment und High Technology fokussiert, hat gute Karten, BI-Lösungen an seine Kunden zu verkaufen. Zwischen heute und dem Jahr 2005 wächst laut Datamonitor der Bedarf an BI-Software in diesen Branchen am stärksten, dicht gefolgt vom Gesundheitswesen und der Versorgungsindustrie.

Der wichtigste Key-Markt für Analysesoftware sind aber die Finanzdienstleister. Mit einem Anteil von 41 Prozent liegt diese Branche weit vor Kommunikationsunternehmen (14 Prozent) und Fabrikationsbetrieben (zehn Prozent). Zusammen werden in diesen drei Branchen zwei Drittel des gesamten Umsatzes im Jahr 2005 erwirtschaftet.

Fragmentierter Anbietermarkt konsolidiert

Wer als Systemhaus oder VAR in diesen Markt einsteigen will, hat die Qual der Wahl, mit welchem Hersteller er zusammenarbeiten möchte. Derzeit tummelt sich noch eine Vielzahl von Softwarehäusern auf diesem Gebiet. Doch das wird sich ändern: Noch im Jahr 2002 werden 50 Prozent der kleinen und spezialisierten BI-Anbieter aufgekauft oder vom Markt verschwinden, prognostizieren die Auguren von Gartner Research.

Wer überleben will, muss den Marktforschern zufolge solide finanzielle Verhältnisse aufweisen, sich auf das Kerngeschäft konzentrieren und exzellenten Service leis-ten. Das gilt vor allem für Anbieter, die Anwendungssoftware (siehe Grafik: "BI-Anwendungen") für das Business Intelligence entwickeln, weil diese direkt mit den EDV-Leitern des Kunden verhandeln. Als Beispiele für eine gut geführte Produktentwicklung mit solidem Fokus auf das Kerngeschäft nennt Gartner die BI-Hersteller Business Objects, Microstrategy, Crystal Decisions und Information Builders. Solide finanzielle Verhältnisse sichern den Fortbestand des Anbieters und damit die Investition des Kunden. Vor allem bei börsennotierten Unternehmen kann sich diese Situation schnell ändern, wie Gartner am Beispiel von Microstrategy aufzeigt: Der Aktienkurs des BI-Anbieters brach von 333 auf 1,10 Dollar ein. Auch Brio und Actuate gehören laut Gartner zu den Herstellern mit finanziellen Schwächen. Business Objects und Cognos dagegen hätten ihre Hausaufgaben gemacht und würden stabile Umsatzzahlen erwirtschaften. Für VARs und ISVs (Independent Software Vendors) dagegen sind vor allem die Hersteller von BI-Plattformen (siehe Grafik: "BI-Plattform-Anbieter") relevant, auf deren Frameworks sie ihre vertikalen Lösungen entwickeln. Sie legen großen Wert auf die Leistungsstärke der Plattform und die Innovationsfähigkeit des Herstellers sowie den angebotenen Support.

Auf Seite 42 lesen Sie, wie die BI-Lösungen von Applix, Brio Techno-logy, Business Objects und Micro-strategy im Vergleichstest des IT- Consultant Csion abgeschnitten haben.

www.olapreport.com

www.datamonitor.com

www.metagroup.de

www.gartner.com

ComputerPartner-Meinung:

Analysesoftware ist keine Spielwiese mehr, auf der sich nur die großen Unternehmen tummeln. Auch mittelständische Betriebe müssen in schlechten Zeiten jede versteckte Umsatzchance nutzen, um ihr Überleben zu sichern. Für sie spielt jedoch der Preis für die Investition eine weit größere Rolle als bei den Top-500-Unternehmen dieser Welt. Die Softwarehersteller sind deshalb gefordert, für diese Klientel erschwingliche Lösungen auf den Markt zu bringen, die trotzdem die Anforderungen dieses Segments abdecken. Mit guten Beispiel geht hier Cognos voran, das bereits auf der Systems 2001 gemeinsam mit dem ERP-Hersteller Sage KHK eine Lösung ab 1.330 Euro angeboten hat. (hei)

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